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Junges Paar baut ein Tiny House, das nur 55.000 Euro kostet und trotzdem ein Luxustraum ist

Tiny House 1
Tiny House 1

Am Anfang stand der Traum von Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit. Ein klassischer Millennial-Traum eigentlich. Am Ende stand ein Tiny House.

Und dieser Umstand unterscheidet das australische Paar Lisa Trantner und Matt Hobbs wohl von den meisten Tiny-House-Fans. Sie träumten nicht nur vom Minihaus, sie bauten es einfach — und zwar den größten Teil mit ihren eigenen Händen. Herausgekommen ist ein luxuriöses 22 Quadratmeter großes Tiny House mit markanten schwarzen Außenwänden, einer großen Terrasse mit Sonnensegel, einer voll ausgestatteten Küche und Wohnraum auf zwei Stockwerken. Ach, und das Haus steht in der spektakulären Landschaft der Blue Mountains westlich von Sydney. Da werden Millennial-Träume wahr.

Aus einem Container-Traum wird ein Tiny House

Die 31-jährige Lisa war schon seit Jahren ein großer Tiny-House-Fan. „Ich bin schon lange von dem Thema fasziniert, ich folge verschiedenen Seiten in den sozialen Medien und schaue diese US-amerikanischen Reality-TV-Shows über Tiny Houses“, schreibt sie in einer Mail an Business Insider Deutschland.

Ursprünglich wollte ihr Freund Matt ein Haus aus Schiffscontainern bauen und war schon eine Weile auf der Suche nach einem Stück Land gewesen. Das Grundstück fand er kurz nachdem die beide sich kennengelernt hatten. „Aber ich überzeugte ihn dann, statt dem Containerhaus ein Tiny House zu bauen“, sagt Lisa.

Matt kennt sich mit Baustellen aus — er ist Inhaber einer Firma, die Badezimmer und Küchen renoviert. Deshalb konnte das Paar einen Großteil des Hauses selbst entwerfen und bauen. „Wir haben den Rahmen und die Inneneinrichtung gebaut“, sagt Lisa, „aber ein Elektriker hat die Verkabelung gemacht, das wäre zu kompliziert gewesen.“ Das Badezimmer hat Matt entworfen und eingebaut, lediglich bei der Dusche und beim Fliesenlegen musste er sich professionelle Hilfe holen. Die Küche stammt von einem lokalen Anbieter.

Das Tiny House soll autark werden

Das Haus ist noch nicht so autark, wie es das Paar gerne irgendwann hätte: Das Wasser und die Energie beziehen sie aus dem öffentlichen Netz, sie haben außerdem ein Abwassersystem für biologische Abfälle. Im nächsten Jahr möchten Matt und Lisa ein Konzept umsetzen, um vollkommen autark zu werden. „Aber wir wollten zuerst wissen, wie viel Energie wir wirklich benötigen“, sagt Lisa.

Und bisher sind sie in diesem Punkt positiv überrascht. Ihre Stromrechnung lag im australischen Sommer bei umgerechnet 220 Euro pro Quartal — obwohl sie die Klimaanlage oft nutzten. Für Wasser haben sie 93 Euro pro Quartal ausgegeben. „Unsere laufenden Kosten sind sehr niedrig“, sagt Lisa. Das könnte vor allem daran liegen, dass sie das Tiny House gut isoliert und energie- und wassersparende Geräte und Einrichtung eingebaut haben.

Sie wollen mit ihrem Haus einen relativ kleinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen und nachhaltig leben. Das war ein Grund, warum sie sich für ein Tiny House entschieden. Das Haus ist nur 2,40 Meter breit, neun Meter lang und 4,60 Meter hoch. Und je kleiner das Haus, desto geringer der Energieverbrauch beim Bauen und beim Wohnen.

Warum der Traum vom Tiny House bei vielen scheitert

Der zweite Grund: „Wir sparen viel, weil wir keine unnötigen Sachen kaufen. Wir halten unseren Besitz klein und hinterfragen alles, bevor wir es uns anschaffen“, sagt Lisa. Das sei aber zugleich die größte Herausforderung, denn „die Idee des Downsizing ist toll in der Theorie, aber hart in der Praxis umzusetzen“. Für Lisa ist das auch der Hauptgrund, warum so viele Menschen vom Leben in einem Tiny House träumen, aber nur die wenigsten den Schritt wagen: Sie haben Angst davor, Sachen abzugeben. Dabei müsse man jene Dinge, die einem wirklich wichtig sind, gar nicht wegwerfen oder verschenken, sagt Lisa. „Früher bedeutete Materialismus, etwas Materielles zu besitzen, das einen echten emotionalen Wert besitzt. Heute heißt es, viel zu besitzen, das keinen Wert hat.“

Doch nicht nur diese psychologische Hürde würde Menschen daran hindern, ein Tiny House zu bauen — auch Banken und Kommunen würden es Tiny-House-Interessenten oft schwer machen. „Anders als bei großen Häusern geben dir die Banken oft keinen Kredit für ein Tiny House, du musst das Geld schon selbst zur Hand haben“, sagt Lisa. Auch die Regulierungen der Kommunen seien nicht ausgelegt für den Bau eines und das Leben in einem Tiny House, da andere Regeln gelten sollten als für Wohnwagen, Einliegerwohnungen oder Mobile Homes. Lisa denkt aber, dass sich das in Zukunft ändern wird, wenn Kommunen erkennen, dass es einen Vorteil hat, wenn die Menschen in kleineren Wohnräumen leben.

Im Tiny House lernt man Kopfhörer zu schätzen

Lisa und Matt könnten sich vorstellen, ihr Leben in dem Tiny House zu verbringen. Sie haben Gefallen an dem Leben auf kleinem Raum gefunden. Natürlich gibt es auch gewöhnungsbedürftige Situationen: „Matt und ich kommen uns beim Kochen oft in die Quere. Und wir müssen öfter aufräumen, weil das Tiny House sonst noch kleiner wirkt.“ Außerdem hätte sie geräuschunterdrückende Kopfhörer lieben gelernt, da die Räume im Tiny House offen sind und man nicht einfach mal eine Tür schließen kann, wenn einem der andere zu laut ist.

Insgesamt 90.000 australische Dollar, umgerechnet 55.000 Euro, hat das Paar in das Tiny House gesteckt. „Hätten wir nicht sehr viel selbst gemacht und Hilfe von Freunden und Familie bekommen, wären wir wohl bei 130.000 australischen Dollar gelandet“, rechnet Lisa vor. Das sind umgerechnet 80.000 Euro. Lisa denkt nicht, dass das Tiny House nur ein Trend ist, der irgendwann wieder abflaut. „Wenn die Lebenskosten weiter so steigen, dann ist der minimalistische Lebensstil die beste Möglichkeit, die Menschen haben.“ Denn ein kleines Haus bedeutet zugleich geringere Lebenskosten. Außerdem werde das Thema Klimaschutz auch weiter präsent bleiben. „Das Tiny House zeigt, dass die Menschen sich darüber im Klaren sind, dass auch sie selbst Auswirkungen auf die Umwelt haben, die sie klein halten wollen.“

Ihr möchtet mehr zum Thema Tiny House erfahren? Wir haben für euch die wichtigsten Tipps und Informationen zusammengefasst:

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im Juli 2019. Er wurde nun erneut geprüft und aktualisiert.