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Kann man beim Bachelor wirklich die große Liebe finden?

Wieder ist eine Staffel der beliebten RTL-Serie “Der Bachelor” ins Land gezogen. Sebastian Preuss sorgte in der zehnten Staffel der Dating-Show aber für ein Novum und schenkte keiner der Damen die letzte Rose. Das wirft mehr denn je die Frage auf, ob man in einem TV-Format wirklich die große Liebe finden kann.

Sebastian Preuss und Kandidatin Diana im Finale der zehnten Staffel. (Bild: TVNOW)
Sebastian Preuss und Kandidatin Diana im Finale der zehnten Staffel. (Bild: TVNOW)

Die einfache Antwort: Ja, natürlich. Aber die Liebe können wir, so optimistisch sind wir an dieser Stelle einfach mal, überall antreffen: In der U-Bahn, beim Einkaufen oder halt auch bei einem mehr oder weniger durch den Sender beeinflussten Unterhaltungsformat.

Nun hat “Der Bachelor” aber einige Mechanismen, die sehr wahrscheinlich nicht zufällig von RTL eingesetzt werden, um die Dating-Maschine auf Hochtouren zu bringen und die Kandidaten in die so oft zitierte “Gefühlsachterbahn” zu setzen. Aufmerksamen Zuschauern wird der ein oder andere Trick bestimmt schon aufgefallen sein.

Kandidatinnen werden von Außenwelt abgeschnitten

Betrachten wir im ersten Schritt die Situation, in der sich die Teilnehmer befinden. Nicht umsonst werden die Kandidatinnen, bei der Bachelorette natürlich die Kandidaten, in ein anderes Land geflogen, dort in eine gemietete Villa gesetzt und von der Umgebung auch elektronisch auf Mindestmaße abgeschottet.

Das ist ein Stück weit soziale Deprivation, also der Entzug von Interaktion mit Freunden, Bekannten oder Familie. Das trägt auf der einen Seite zu den bei Zuschauern so begehrten Zickereien bei, fördert aber auf der anderen Seite auch die Anziehungskraft des Bachelors.

Sebastian Preuss wurde für die Frauen der Schlüssel nach draußen, zu Aktivität und zu Abwechslung. Zuschauer kennen die Szenen, wenn endlich die heiß ersehnte nächste Nachricht des Bachelors eintrifft und jemand auf ein Date gehen darf. Sobald das geschehen ist, laufen zwei weitere interessante Prozesse ab.

Keine Staffel ohne Fallschirmsprung

Erstens kann bei den Dates eine Fehlattribution stattfinden. Die Ausgewählte ist nach langer Zeit des Lagerkollers natürlich aufgeregt. Endlich geht es voran, es gibt ein Date, es geht intensiv vor die Kameras, es wartet eine spannende Aktivität.

Herzklopfen und Nervosität sind vorprogrammiert. Diese werden aber nicht nur durch die Psyche ausgelöst, sondern auch interpretiert. Ist man nun so aufgeregt, weil das Date mit dem Bachelor naht oder ist man so aufgeregt, weil da schon die ersten Schmetterlinge durch den eigenen Bauch hüpfen?

Gleiches gilt für die Gefühle, die durch aufregende Aktivitäten ausgelöst werden. Schon lange ist bekannt, dass Menschen sehr schlecht darin sind, ihre körperlichen Empfindungen zuzuordnen. Ob das Herz nun rast, weil man eben aus einem Helikopter gesprungen ist oder weil der Bachelor so unfassbar attraktiv ist?

Keine Bachelor-Staffel ohne Sprung aus großer Höhe - das sorgt für klopfende Herzen. (Bild: TVNOW)
Keine Bachelor-Staffel ohne Sprung aus großer Höhe - das sorgt für klopfende Herzen. (Bild: TVNOW)

Wie Oxytocin für den Aufbau von Gefühlen sorgt

Zweitens geht es auch um eine Form der Kopplung. Wenn etwas positives passiert, ist eigentlich fast immer der Bachelor involviert. Schnell setzen die Teilnehmerinnen beides gleich: Der Bachelor kommt, es passiert etwas positives, mit der Zeit ist der Bachelor positiv gefärbt.

Herrliches Wetter, gutes Essen, schöne Strände und perfekte Dates: Uns Menschen fällt es dann schwer zu unterscheiden, ob wirklich die andere Person oder doch nur die Situation so besonders ist. Der typische Urlaubsflirt lässt grüßen.

Eine Rolle spielt dabei auch der vielseitige Botenstoff Oxytocin. Dieser wird bei sozialer Interaktion und insbesondere bei körperlicher Nähe ausgeschüttet. Die vermehrte Ausschüttung wird von uns dann gerne als Vertrauen oder Wohlbefinden interpretiert - oder eben auch als Gefühl der Liebe. Kein Wunder also, dass auf den Dates gemeinsam gebadet, gekuschelt oder getanzt wird.

Und letztlich dürfte auch ein enorm spannendes Konzept der Psychologie eine Rolle spielen: Die selbsterfüllende Prophezeiung. Es gibt Anhaltspunkte, die darauf schließen lassen, dass Erwartungen unser Empfinden und auch unser Handeln stark beeinflussen können. Wer bei einer Dating-Show landet, geht eben auch davon aus, sich zu verlieben.

"Der Bachelor": So sehr litt Sebastian Preuss unter der Kritik

Bachelor datet auch andere - das wird ausgeblendet

Bliebe nur noch eine Frage offen: Wie können die werbenden Frauen davon ausgehen, selbst die Auserwählte zu sein, wenn der Bachelor doch auch andere Frauen trifft, sie umgarnt und alle paar Tage einen Teil der Gruppe nach Hause schickt - es also bei weitem nicht die perfekte Situation ist, um Vertrauen aufzubauen?

Schon in der Serie selbst zeigt sich die starke kognitive Dissonanz bei den Frauen. Sie wissen um die Konkurrenzsituation, um das Buhlen, um das, was der Bachelor mit den Rivalinnen macht. Und doch entscheiden sich nur die wenigsten dazu, den Mann aufzugeben und anderweitig zu suchen.

Eine solche kognitive Dissonanz, einfach gesagt das Erleben von stark konträren Gedanken, wird in der Regel durch drei Maßnahmen bekämpft - die wir alle auch in der neuen Staffel verfolgen konnten:

  • Das Leugnen von Informationen: “Ich will gar nicht wissen, was sie beim Date gemacht haben.”

  • Das Ändern der eigenen Einstellung: “Dass er andere Frauen trifft und küsst, ist ja Bestandteil der Sendung. Dann muss es in Ordnung sein.”

  • Das selektive Beschaffen und Interpretieren von Informationen: “Er hat sie geküsst, aber sie ist ja nicht über Nacht geblieben.”

Eine Schwärmerei ist noch keine Liebe

Es gibt also eine ganze Menge an Mechanismen, die den Körper davon überzeugen können, tatsächlich etwas für eine Person zu empfinden. In einer Dating-Show wie “Der Bachelor” greifen diese aufgrund der Umstände ganz besonders gut.

Schwierig wird es dann aber im Anschluss, wenn die Idealisierung der anderen Person abebbt und es mehr und mehr in den Alltag geht. Dann nämlich müsste aus der Schwärmerei mehr entwickelt werden - und das endet bekanntlich nur in den seltensten Fällen erfolgreich. So gesehen ist sehr spannend, dass Preuss sich für keine der beiden übrig geblieben Frauen entschied.