Kaseinfarbe: Vorteile der natürlichen Wandfarbe
Kaseinfarbe ist eine natürliche Decken- und Wandfarbe, bei der ein spezielles Bindemittel für ganz besondere Eigenschaften sorgt. Erfahren Sie, wie man Kaseinfarben richtig einsetzt und was Milch mit Farben zu tun hat.
Das Wichtigste in Kürze
Kaseinfarben sind natürliche Farben, die Kasein aus Milch als Bindemittel verwenden und umweltfreundlich sind.
Kaseinfarben sind langlebig, wasserfest, diffusionsoffen und unterstützen ein gesundes Raumklima.
Ideal geeignet sind Kaseinfarben für den Innenbereich, historische Gebäude und ökologische Bauprojekte. Die Farben sind allerdings anfällig für Schimmel und daher nicht für feuchte Räume geeignet.
Ob organisch oder anorganisch – in jeder Farbe verkittet ein Bindemittel die einzelnen Farbpigmente miteinander und sorgt auch für die Haftung der Farbe auf dem Untergrund. Dieser Klebstoff bleibt nach der Trocknung ein fester Bestandteil vom Anstrich. Das Bindemittel bestimmt den Namen der Farbe, etwa Kalkfarbe oder Ölfarbe.
Was sind Kaseinfarben?
Kaseinfarben sind natürliche Wand- und Deckenfarben mit Milch und Quark als Bindemittel, oder besser gesagt, mit Kasein – dem Milcheiweiß beziehungsweise dem Proteinanteil der Milch, der auch zur Herstellung von Käse wichtig ist und der auch recht hoch konzentriert im Quark ist. Kaseinfarben sind allerdings weit mehr als nur farbiger Quark.
Überschrift der Box Gut zu wissen: Text
Einfache Rezepte von Kaseinfarben sind uralt. Schon Höhlenmaler nutzten sie und auch die alten Ägypter vermischten genauso wie mittelalterliche Künstler und Kirchenmaler Milch mit natürlichen Farbpigmenten zu Farben.
Die alten Rezepturen haben sich bis heute bewährt und sind im Rahmen des ökologischen Bauens hochmodern. Es gibt Kaseinfarben auch zum Selbstanrühren. Entsprechende Anleitungen findet man im Internet. Quark hält besser und enthält dabei im Unterschied zu Milch die dreifache Menge an Kasein. Sie sollten selbstangerührte Kaseinfarben immer frisch verarbeiten, da die Farben nur wenige Tage haltbar sind, oft sogar nur Stunden. Es gibt inzwischen auch natürliche Wandfarben, die man aus stickstoffsammelnden und damit eiweißreichen Pflanzen wie Erbsen und anderen Leguminosen herstellt.
Die Herstellung von Kaseinfarben
Durch die Behandlung frischer Milch mit Säure oder Rinderlab, einem Enzymmix, flockt das Kasein der Milch zu wasserunlöslichen Fetzen aus. Das ist derselbe Vorgang, der auch in sauer gewordener Milch passiert und der im Quark schon abgeschlossen ist. Für die Farbherstellung filtert man die Kaseinflocken heraus, trocknet sie und zermahlt sie zu einem Pulver. Das hat allerdings noch keinerlei Klebe- oder Bindekraft. Dafür muss man es noch mit alkalisch reagierenden Substanzen aufschließen und zu einer homogenen Masse verflüssigen.
Solche Mittel sind zum Beispiel Pottasche, Soda, Hirschhornsalz, Borax und gerne auch Kalkhydrat in Form von sogenanntem Sumpfkalk, also Kalk, der einige Jahre in Wasser gelagert hat. Diese Farben heißen dann auch Kalkkaseinfarben. Wer die Naturfarben nach eigenen Rezepturen mit Quark selbst anrühren will, sollte Magerquark nehmen. Ein hoher Fettanteil bei der Verarbeitung mindert die Bindekraft. Damit die Wandfarbe hochdeckend wird, mischt man noch Marmormehl oder Kreide bei.
Überschrift der Box Übrigens: Text
Als Farbpigmente kommen Erd- und Mineralbestandteile infrage, die keine Probleme mit dem alkalischen Milieu haben. Die unter dem Markennamen "Plaka" bekannte Plakafarben sind wohl die bekanntesten Kaseinfarben und als Künstlerfarben bekannt. Plakafarben eignen sich aber auch für Papier, Holz und natürlich jede Art von Wand, enthalten aber vergleichsweise wenig Pigmente.
Welche besonderen Eigenschaften haben Kaseinfarben?
Je nach Aufschlussmittel sind die Farben unterschiedlich lagerfähig, wasserfest und damit auch für den Außeneinsatz geeignet. Um die Haltbarkeit zu erhöhen, kommt Borax als Konservierungsmittel zum Einsatz, das senkt allerdings die Wasserfestigkeit. Ammoniumkarbonat sowie Sumpfkalk wiederum erhöhen die Wasserfestigkeit. Die Farben trocknen durch Verdunsten des Wassers und werden durch chemische Veränderungen wasserunlöslich, sie bilden aber keinen Film auf dem Untergrund, sondern verbinden sich mit diesem.
Die Bindekraft von Kasein ist sehr hoch und die Farben können daher sehr viele Farbpigmente binden und mit entsprechenden Füllstoffen wie Sumpfkalk schon einen deckenden Anstrich im ersten Arbeitsgang ermöglichen. Die Füllstoffe wirken auch als eine Art Puffer und reduzieren die Rissbildung der Farben. Das kann sonst besonders bei instabilem Untergrund passieren, wenn die Farbe durch die hohe Bindekraft vom Kasein zu steif ist. Kasein lässt sowohl die Füllstoffe als auch die Farbpigmente selbst in ihren Eigenschaften in Ruhe – die Pigmente behalten daher ihre Farbbrillanz und Deckkraft.
Vorteile von Kaseinfarbe Vorteile
Die Produkte sind diffusionsoffen, auch mit Wasser wischfest und antistatisch.
Die Wandfarben sind leicht zu verarbeiten, binden schnell ab und halten auf sehr vielen, auch nicht saugenden Flächen.
Die Wandfarben wirken sich positiv auf das Raumklima aus – solange man sie nicht mit Dispersionsfarben überstreicht und damit verstopft.
Alle Inhaltsstoffe sind natürlicher Herkunft und frei von Kunstharzen und chemischen Konservierungsstoffen.
Kaseinfarben sind in Herstellung, Verarbeitung und auch Entsorgung unbedenklich und daher eine gute Wahl für jeden, der nachhaltig bauen oder renovieren will. Die Farben beziehungsweise die Farbreste kann man sogar kompostieren.
Nachteile von Kaseinfarben
Natürlich gibt es wie bei allen Wandfarben auch Nachteile, wenn Sie Kaseinfarben zum Streichen verwenden:
Kasein ist rein organisch – und kann daher von Bakterien oder Schimmel befallen werden. Unangenehme Gerüche sind allerdings nicht zu befürchten. Die Beimischung von Kalk reduziert diese Gefahr deutlich.
Wegen der Schimmelanfälligkeit eignet sich Kaseinfarbe nicht für feuchte Räume wie Küche, Badezimmer oder feuchte Kellerräume.
Kaseinfarben sind im Unterschied zu Dispersionsfarben teuer.
Einsatzbereiche: Wofür und für welchen Untergrund nimmt man Kaseinfarbe?
Die Produkte kommen überwiegend als Wand- und Putzfarbe im Innenbereich zum Einsatz und sind auch für die Sanierung denkmalgeschützter Fachwerkhäuser geeignet. Ob Putz aus Zement, Lehm, Gips oder Kalk, ob Spachtelmasse, Tapete, Beton oder Gipskarton – die Pigmente halten auf nahezu allen gängigen Untergründen – sogar auf alten Dispersionsfarben. Besonders eignet sich Kaseinfarbe natürlich für Kalkputz, sodass alle Schichten diffusionsoffen bleiben. Aber auch mit Lehmputz verträgt Kaseinfarbe als Wandfarbe gut.
Wie verarbeitet man Kaseinfarbe?
Kaseinfarben kauft man als Pulver zum Selbstanrühren, das man nach Herstellerangaben mit Wasser anrührt und nach der empfohlenen Ruhezeit streicht. Rühren Sie immer nur so viel an, wie Sie zum Wände streichen brauchen. Aufheben der Farbe geht nur sehr begrenzt. Manchen Produkten muss man das Kasein noch als Magerquark dazumischen. Im Unterschied zu anderen Farben muss man den Untergrund nur vornässen, wenn dieser sehr saugfähig ist, ansonsten sorgt die hohe Bindekraft der Farbe für den Halt.
Hat Kaseinfarbe wohngesundheitliche Vorteile?
Kaseinfarbe besteht überwiegend aus natürlichen Inhaltsstoffen, wie Kasein, einem Eiweißbestandteil der Milch. Im Vergleich zu vielen herkömmlichen Farben enthält Kaseinfarbe so gut wie keine chemischen Lösungsmittel oder synthetischen Bindemittel. Da Kaseinfarbe biologisch abbaubar und damit umweltfreundlich ist, enthält sie auch kaum giftige Inhaltsstoffe. So bleibt die Raumluft frei von bedenklichen Dämpfen oder VOCs (flüchtige organische Verbindungen).
Weiterhin ist diese Wandfarbe atmungsaktiv und kann Feuchtigkeit auf- und später wieder an die Raumluft abgeben. Auf diese Weise wird das Raumklima reguliert. Durch Zugabe von Kalk kann der Bildung von Schimmel vorgebeugt werden. Außerdem punktet Kaseinfarbe mit allergikerfreundlichen Eigenschaften. Da sie kaum schädliche Chemikalien enthält, ist sie eine gute Option für Allergiker und Menschen, die empfindlich auf chemische Substanzen reagieren.
Überschrift der Box Hinweis Text
Die Milch, die zur Herstellung von Kaseinfarbe verwendet wird, stammt in der Regel von Kühen aus nachhaltiger Landwirtschaft. Dies bedeutet, dass bei der Milchproduktion umweltfreundliche Praktiken wie artgerechte Tierhaltung und ökologische Anbaumethoden angewendet werden.
Wie nachhaltig ist Kaseinfarbe?
Bei Kaseinfarbe handelt es sich um eine vergleichsweise nachhaltige Farbalternative. Zum einen wird sie aus dem natürlichen Eiweißbestandteil der Milch, Kasein, hergestellt. Sie ist daher schadstoffarm, da chemische Zusatzstoffe in der Regel nicht beigemischt werden. Die Farbe verfügt zudem über eine gute Umweltverträglichkeit, da sie biologisch abbaubar ist und somit die Umwelt nicht mit schädlichen Substanzen belastet. Bei der Entsorgung oder im Verlauf der Nutzungsdauer hinterlässt sie keine bedenklichen Rückstände.
Weiterhin gibt Kaseinfarbe im Vergleich zu herkömmlichen Farben weniger Schadstoffe an die Luft ab. Diese sind maßgeblich an der Luftverschmutzung beteiligt und belasten gleichermaßen die Qualität der Raumluft als auch die Umwelt. Obwohl Kaseinfarbe weniger abriebfest ist als einige andere Farbtypen, kann sie dennoch lange halten, wenn sie ordnungsgemäß gepflegt wird. Regelmäßige Instandhaltung und Nachstreichen tragen dazu bei, die Lebensdauer der Farbe zu verlängern.
Beim Kauf von Kaseinfarbe gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass der Grad der Nachhaltigkeit auch von anderen Faktoren abhängig ist, wie beispielsweise dem Produktionsprozess des jeweiligen Herstellers und dem Einsatz von nachhaltigen Verpackungsmaterialien.