Kinder medienfit machen: Tipps für den Umgang mit Smartphone & Co.

Schon die Kleinsten sind vom Handy der Eltern fasziniert, wünschen sich früh ein eigenes. Doch wie bereitet man sie gut auf die Welt in der Hosentasche vor?

Kinder am Handy
Kinder am Handy

Das erste eigene Handy? Davon träumen Kinder heute immer früher – und die Eltern geben immer häufiger nach. Schon neun Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen besitzen ein eigenes Smartphone. Diese Werte steigen auf 81 Prozent bei den Zwölf- bis 13-Jährigen. Dazu kommen häufig noch Fernsehgeräte, Computer oder Laptops, Spielekonsolen, Streamingdienste und digitale Sprachassistenten – alle mit Internetzugang.

Eltern haben ein ambivalentes Verhältnis zur Internetnutzung ihrer Kinder. Einerseits stimmen 80 Prozent der Aussage zu, dass das Internet Gefahren für Kinder birgt, andererseits sehen 86 Prozent Chancen für Kinder, Neues zu lernen. Risiken der Nutzung sind Eltern weniger bekannt. Anders ist nicht zu erklären, dass zwei Drittel von ihnen keine spezielle Software, Filterprogramme oder Apps zum Schutz vor ungeeigneten Inhalten nutzen. Welche Gefahren Smartphones bergen und wie man sie vermeiden kann, lesen Sie hier – aber auch, welche Chancen sie bieten.

Vorbildwirkung: Digitale Medien am besten gemeinsam entdecken

Der richtige Zeitpunkt für Smartphone, Tablet und mehr hängt von der Reife der Kinder ab. Mit Familie und Freunden chatten, Social Media nutzen, nach Informationen suchen: Mit einem Smartphone eröffnet sich Kindern eine ganz neue Welt. Doch wie früh sollte man die Türen ins World Wide Web öffnen?

Gründliche Vorbereitung

Das ist offenbar gar nicht so leicht zu beantworten: »Zuerst müssen sich die Eltern auf das Smartphone vorbereiten und sich informieren«, sagt Medienpädagogin Rebecca Wienhold aus Berlin. »In der Grundschule ist ein Smartphone aber nicht nötig.« Dem stimmt Pamela Heer, Referentin für Medienkompetenz von der EU-Initiative klicksafe.de zu: »Viele Eltern wünschen sich als Antwort auf diese Frage eine klare Altersangabe«, so Heer. Doch so einfach sei das nicht. Wollen Eltern ihr Kind beispielsweise nur erreichen können, ist ein Tastenhandy sinnvoll, ein Smartphone mit Internetverbindung nicht notwendig. Sinnvoller, als auf das Alter der Kinder zu schauen, sei, ihren Entwicklungsstand zu betrachten: »Kinder im Grundschulalter können mit den vielfältigen Funktionen eines Smartphones noch nicht verantwortlich umgehen«, so Heer. Klicksafe hat daher eine Checkliste erstellt, die auf der Website der Initiative heruntergeladen werden kann.

Checkliste

Mit dieser Unterstützung können Eltern überlegen, welche Themen sie mit ihren Kindern schon besprochen haben: Erkennt der Nachwuchs Werbung und kann sie von anderen Themen unterscheiden, sind Online-Risiken wie Fake News oder Cybergrooming bekannt? Auch warum öffentliche WLAN-Netze unsicher sind oder wie man GPS und Bluetooth an- und ausschalten kann, sollte den Kindern bekannt sein. Wichtig ist außerdem, dass die Kinder immer die Rechte anderer respektieren und ihre Privatsphäre schützen können. »Eltern sollten mit ihrem Kind zunächst z. B. an einem Familien-Smartphone üben, um so gut auf das mobile Surfen vorzubereiten«, empfiehlt Heer. Und: »Es ist außerdem ratsam, das Smartphone später aufmerksam und umfassend kindersicher einzustellen.«

Geschulte Eltern

Wie das geht, weiß man selten aus dem Stegreif. »Hier helfen aber verschiedene Angebote, sowohl off- als auch online«, sagt Wienhold. »Es gibt beispielsweise Online-Elternabende von Angeboten wie elternguide.online. Vor Ort kann man sich z. B. in Volkshochschulen, Bibliotheken, manchmal auch Jugendclubs informieren.«

Schritt für Schritt

»Auch auf medien-kindersicher.de finden Eltern Anleitungen, um digitale Geräte sicher einzustellen«, ergänzt Heer. Hier kann man beispielsweise nachlesen, wie man bei Netflix Altersbeschränkungen einstellt oder Sicherheitseinstellungen am PC oder Smartphone auswählt, egal, ob es sich um Android-, Apple- oder Windows-Betriebssysteme handelt.

Aufmerksame Begleitung

Auch wenn die Kinder mit Ende der Grundschulzeit ein eigenes Smartphone bekommen, brauchen sie eine enge Begleitung durch ihre Eltern. »Ihnen kommt dabei eine wichtige Rolle zu«, so Wienhold. »Sie sind wichtige Vorbilder.« Dessen sollten sich Eltern in ihrem eigenen Medienverhalten immer wieder bewusst werden. Aus ihrem Verhalten im Umgang mit dem eigenen Handy lernen Kinder am meisten. »Dazu gehört beispielsweise, dass vor dem Fotografieren von Menschen um Erlaubnis gefragt wird, ebenso, wenn das Foto veröffentlicht wird.«

Zeit nehmen

Auch Zeiten ohne Smartphone schulen den Umgang damit: Bleibt das Handy bei Mahlzeiten im Flur oder wird zu bestimmten Zeiten ganz ausgeschaltet, signalisiert das dem Nachwuchs: »Ich bin nur für dich da, du bist wichtig.« So werden bewusst bildschirmfreie Zeiten geschaffen. Denn Kinder zwischen sechs und neun Jahren sollten nicht mehr als 45 Minuten vor den Bildschirmen verbringen, Kinder bis zwölf maximal eine Stunde, Teenager bis 16 maximal zwei Stunden am Tag. Vorsicht: Um Schulstress zu vermeiden, sollte die schulische Nutzung beispielsweise digitaler Tafeln und Tablets nicht in die Mediennutzungszeit eingerechnet werden.

Vertrauen aufbauen

»Wichtiger als die exakte Einhaltung von Minutenangaben ist aber ein möglichst ausgewogener Tagesablauf«, sagt Heer. »Eltern sollten überlegen, wie viel Mediennutzung ihrem Kind Spaß macht, in den familiären Alltag passt und dem Kind noch genügend Zeit für Schule, Freunde, Hobbys und andere spannende Aktivitäten lässt.«

Reflexion

Wichtig ist, mit den Kindern über das Erlebte zu sprechen: Was haben sie im Internet gemacht, was fanden sie toll, was haben sie gelernt? Nur wenn Kinder ihren Eltern vertrauen, kommen sie auch bei eventuellen Problemen auf sie zu.

Grenzen respektieren

Am Anfang macht es auf jeden Fall Sinn, das Smartphone des Kindes mithilfe der Einstellungen einzuschränken. Programme wie Family Link von Google oder die iOS-Bildschirmzeit bei Apple ermöglichen, Bildschirmzeiten einzuschränken, den Zugang zu Apps oder dem App-Store zu begrenzen.

Kontrolle

Ein geheimes Überwachen von Kindergeräten ist nicht in Ordnung, findet Heer: »Eltern sollten Kindern gegenüber transparent machen, was sie sehen, kontrollieren und mitlesen können.« Je älter und reifer die Kinder werden, desto mehr müssten Eltern auch deren Recht auf Autonomie und Privatsphäre respektieren.

Bevor es zur Sucht wird

Häufigste Sorge von Eltern ist, dass ihr Nachwuchs internetsüchtig wird. Doch bis laut Krankheitskatalog ICD-11 eine Computerspielsucht vorliegt, müssen Kinder über mehr als ein Jahr das Spiel allen anderen Interessen vorziehen, die Kontrolle über ihr Verhalten verloren und das Spielverhalten auch bei negativen Konsequenzen eskaliert haben, z. B. heimlich vor einer wichtigen Prüfung spielen. Viel Zeit für die Eltern, vorher einzugreifen. Hilfestellung finden sie bei Beratungsstellen wie dem Fachverband Medienabhängigkeit oder nummergegenkummer.de, die auch Jugendliche berät.

Smartwatch: Mini-Telefon, großes Risiko

Wearables

Sogenannte Smartwatches werden wie Digitaluhren am Handgelenk getragen. Damit gehören sie zu den Wearables. 28 Prozent der deutschen Jugendlichen besitzen sie mittlerweile.

Begehrte Accessoires

Viele Smartwatches funktionieren nur, wenn sie mit einem Smartphone verbunden sind. Eine Anschaffung macht in diesem Fall nur Sinn, wenn Kinder alt genug sind für ein eigenes Smartphone. Andere Smartwatches haben eine SIM-Karte integriert. Mit diesen kann man auch direkt telefonieren und Nachrichten verschicken.

Ablenkung

Viele Schulen lehnen Smartwatches ab: Sie können, vor allem am Handgelenk getragen, im Unterricht für Ablenkung sorgen.

Datenschutz

Smartwatches sammeln jede Menge Daten, die Datenschutzerklärung der Uhren sollte daher genau gelesen werden: Welche Daten werden gesammelt? Wer hat Zugriff auf diese Daten? Wozu werden sie genutzt? Datendiebstahl kann Ihr Kind gefährden.

Social Media: Den eigenen Platz in der Welt finden

Soziale Netzwerke gehören zur Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen inzwischen selbstverständlich dazu. Ein sicherer Umgang will geübt sein. Schminktipps, Nachrichtenclips und niedliche Katzenvideos: Soziale Netzwerke wirken auf den ersten Blick bunt, laut und lustig. Wenn nicht zwischendurch Falschmeldungen, sexuelle Belästigung und schlicht Betrug lauern würden. Hier zu navigieren braucht Vorwissen und Unterstützung durch Erwachsene.

Altersgerechte Nutzung

Laut Altersangaben in den App-Stores sind die meisten Social-Media-Apps erst ab zwölf, manchmal ab 13 oder sogar erst ab 16 Jahren freigegeben. »Doch daran halten sich die wenigsten Kids«, weiß Medienpädagogin Wienhold. Klar, machen doch gerade die verbotenen Sachen besonders viel Spaß, und erwachsener fühlt man sich so auch. Besser wäre es, wenn Eltern gemeinsam mit ihren Kindern sichere Kommunikationsräume suchen. »Moderierte Chats und spezielle Online-Communitys für Kinder wie bei seitenstark.de und internet-abc.de bieten mehr Sicherheit als herkömmliche Social-Media-Netzwerke«, weiß Heer. »Dort gibt es eine Moderation, die Diskriminierung, Beleidigung oder sexuelle Belästigungen verhindert.« Die Gefahren und Risiken beliebter Apps wie TikTok oder Instagram sollten vor einer Nutzung offen angesprochen werden.

Sich selbst finden

Doch verteufeln will Wienhold die sozialen Netzwerke nicht, im Gegenteil: »Sie können wunderbar Orientierung bieten und Teenagern Raum geben, sich selbst besser erkennen zu können: Was für Werte habe ich, was interessiert mich? Über Social Media lassen sich Gleichgesinnte finden, Nischenhobbys erkunden, politisches Weltgeschehen entdecken.«

Sensibilisierung

Da die wenigsten Kids warten wollen, bis sie die offizielle Altersgrenze für die beliebtesten Apps erreicht haben, braucht es viel Fingerspitzengefühl der Eltern. Wobei die Altersvorgaben für Apps, Filme und Spiele keine pädagogischen Empfehlungen seien. »Hier geht es um Vorgaben des Jugendschutzes«, so Wienhold. »Ob ein Film, ein Spiel oder eben ein soziales Netzwerk für ein Kind geeignet ist, hängt ganz individuell vom Entwicklungsstand ab. Das können nur die eigenen Eltern einschätzen.«

Gesunder Selbstschutz

Zur Vorbereitung auf die große, weite Welt in der Hosentasche gehört für Eltern daher auch, mit den Kindern früh und ehrlich über mögliche Gefahren zu sprechen und wie man sie vermeiden kann. Leider erleben Heranwachsende im Internet immer häufiger Beleidigungen, Hassrede oder gar sexuelle Belästigungen. »Gerade über soziale Netzwerke kommen Kinder in Kontakt mit Menschen, die sie nicht kennen, oder werden mit problematischen Inhalten wie Pornografie, Gewalt oder gefährlichen Challenges konfrontiert«, warnt Heer. Umso wichtiger ist es, dass Kinder früh geschult und sensibilisiert werden, sagt Wienhold: »Was können sie im Netz über sich verraten, was sollte lieber privat gehalten werden?« Sicherheitseinstellungen in den Apps können verhindern, dass Fremde gepostete Inhalte sehen und mit den Kindern Kontakt aufnehmen können. In jedem sozialen Netzwerk muss es außerdem die Option geben, andere Nutzende zu blocken oder zu melden: Kinder sollten wissen, wo die zu finden sind und was die jeweiligen Optionen bedeuten. Daneben sollte der Nachwuchs verstehen, dass im digitalen Raum dieselben Regeln gelten wie offline. Wer mit Respekt behandelt werden möchte, sollte sich anderen gegenüber ebenso verhalten.

Die beliebtesten Netzwerke: Die Chancen und Risiken der einzelnen Angebote kennen

 

WhatsApp

Snapchat

Instagram

TikTok

YouTube Kids

Roblox

Discord

Wofür

Messengerdienst, um in Kontakt zu bleiben. Mindestnutzungsalter: 13 Jahre.

Versand von Bildern, Videos und Texten (ab 13 Jahre).

Teilen von Fotos und mehr über eigenes Profil, man kann Freunden oder z. B. Influencern folgen (ab 13 Jahre)

Für Spaß und Ablenkung (ab 13): Clips mit Musikvideos, Nachrichten, Komikern oder von Jugendlichen, die ihre Kreationen teilen. Per Hashtag wird Themen und Vorlieben gefolgt.

Ein Ableger von YouTube. Ausgewählte Videos für Kinder basierend auf Algorithmen und Rückmeldungen von Nutzern.

Plattform für viele Millionen Spielen. Auch können selbst Spiele erstellt werden (kein Mindestalter, Eltern-Zustimmung theoretisch nötig).

Messenger, über den man sich vernetzen, chatten und sprechen kann, während man gemeinsam online spielt. Altersfreigabe: 16 Jahre.

+

Gratis, einfacher Versand von Text- und Sprachnachrichten, Videos, Dateien, Kontakten sowie dem eigenen Standort, Teilen von Statusmeldungen.

Nutzende können Fotos und Videos, sogenannte Snaps, an ihre Kontakte schicken, sie mit Filtern, Emojis etc. versehen.

Verschiedene Optionen fürs Teilen von Beiträgen. Geben Teens ihr wahres Alter an, ist das Konto für Minderjährige automatisch auf privat gestellt.

Teens können schnell mit eigenen witzigen Clips große Reichweite erlangen.

Zugang nur mit verknüpfbarem Eltern-Konto möglich, Altersstufen und Zeitbeschränkung einstellbar. Kommentieren und Hochladen von eigenen Videos ist nicht möglich.

Spiele anderer spielen oder selbst welche erstellen macht kreativ, bietet Unterhaltung.

Gratis nutzbar, offizielle Chaträume zur Vernetzung bestimmter Spiele-Communitys, für alle gängigen Betriebssysteme verfügbar.

-

Datenschutz kritisch, schnelles Teilen unangemessener Inhalte wie Kettenbriefen, z. B. als Mutproben, oder Beleidigungen, z. B. im Klassenchat.

Da Inhalte, je nach Einstellung, nur wenige Sekunden sichtbar sind, wird die App oft als harmlos angesehen und fürs Versenden von peinlichen Bildern oder Nacktfotos genutzt. Doch Screenshots sind möglich.

Ist ein Profil öffentlich, können Fremde Kontakt aufnehmen, die Teens anschreiben und sie evtl. sexuell belästigen.

Idolen kann Geld geschenkt werden. Oft sind die Urheberrechte unklar, werden Fake News und Propaganda geteilt.

Inhalte werden nicht kontrolliert, es können auch unangemessene Videos erscheinen.

Hochgeladene Inhalte können extremistische oder sexistische Botschaften enthalten. Optionen, Geld auszugeben und mit Fremden zu chatten.

Unzureichendes Meldesystem, In-App-Käufe, Chaträume mit pornografischen Inhalten.

Risiken und Nebenwirkungen: Im Netz lauern auch Gefahren

Ehrlicher Umgang

Smartphones bieten Chancen, aber auch Wagnisse – längst nicht alle sind uns Erwachsenen bewusst, lebenslanges Lernen und Vorsicht sind angesagt

Als im Jahr 2007 die ersten Smartphones auf den Markt kamen, war die Entwicklung, die daraus resultierte, kaum vorhersehbar. Doch so beeindruckend die Möglichkeiten sind, die sich daraus ergeben, so schwerwiegend sind die Risiken. Nicht nur für Kinder – deren Medienerziehung hauptsächlich im Verantwortungsbereich der Eltern liegt –, sondern für alle, die Internetzugang haben.

Ständige Weiterbildung

Und die Tricks und Maschen von Betrügern passen sich immer wieder den aktuellen Gegebenheiten an. So sind immer wieder beispielsweise betrügerische Nachrichten im Umlauf, die angeblich im Namen großer Supermarktketten versendet werden. In diesen Nachrichten werden Geld- oder andere Gewinne versprochen, da man an einem Gewinnspiel teilgenommen habe. Man müsse nur noch einige persönliche Daten eingeben, um den Gewinn zu erhalten. Statt eines Gewinnes gibt es jedoch saftige Rechnungen für angeblich abgeschlossene Abos.

Aufmerksamkeit

Vermeiden kann man solche Gefahren, indem man Nachrichten generell auf ihre Echtheit überprüft, im Zweifel und bei Unsicherheit auch noch einmal beim vermeintlichen Absender nachfragt. Denn durch künstliche Intelligenz werden Fälschungen jeglicher Art immer besser und immer schwerer zu durchschauen. Auch Sprachnachrichten lassen sich manipulieren, so für betrügerische Zwecke missbrauchen. Selbst Fotos können so täuschend echt nachgeahmt werden, dass sie kaum noch als Deepfake, also als Fälschung, erkennbar sind.

Risiken vermeiden

Um dies zu vermeiden, rät Cyberkriminologe Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger von der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburgs davon ab, Kinderbilder öffentlich im Internet zu posten. Das gelte für Familien ebenso wie beispielsweise Sportvereine, denn das beinhalte nur Risiken und faktisch keinen Vorteil für die Kinder selbst.

Vorbildfunktion

»Neben offensichtlichen Themen, wie dass Sexualtäter und Sexualtäterinnen auch an solchen Bildern Interesse zeigen könnten, ist es für mich auch eine Frage der Vorbildfunktion«, so Rüdiger. »Wie soll ich meinem Kindern eigentlich authentisch vermitteln, dass es keine Bilder an fremde Personen im Internet senden darf, wenn ich es gleichzeitig bei Instagram oder WhatsApp im Profilbild oder Status gepostet habe?«

Sexuelle Ausbeutung

Für Rüdiger sind die größten Gefahren im Internet digitale Sexualdelikte und Cybergrooming, also die onlinebasierte Anbahnung sexuellen Kindesmissbrauchs. Mit einem Smartphone könnten Kinder mit Menschen auf der ganzen Welt interagieren und kommunizieren. »Die aktuelle technologische Entwicklung u. a. durch künstliche Intelligenz ermöglicht Tätern und Täterinnen faktisch, jedes Alter, jede Stimme und jedes Geschlecht im digitalen Raum anzunehmen«, warnt der Experte. »Hier schätze ich, dass viele Eltern das Risiko solcher Kontaktanbahnungen zwar im Bereich sozialer Medien sehen, aber über Online-Games eher unterschätzen. Auch da Online-Games aus meiner Sicht eine der unbekannteren Plattformen darstellen.«

Keine Altersgrenze

Doch nicht nur Kinder und Jugendliche sieht der Cyberkriminologe in Gefahr: »Eigentlich gilt all das auch für ältere Menschen. Auch sie müssen verstehen, dass im digitalen Raum nichts mehr echt sein muss, egal, ob man eine Videonachricht vom Bundeskanzler oder einem TV-Star sieht.« In der Zukunft würden auch ältere Menschen zunehmend mit KI-generierten Fake- und Betrugsversuchen konfrontiert werden. Als Faustregel gibt er daher mit: »Älteren Menschen muss klar sein, dass auch und gerade im Netz gilt: Ist es zu schön, um wahr zu sein, ist es das auch.«

Am Ball bleiben

Daher gilt für alle, die das Netz nutzen, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Neben Informationsveranstaltungen z. B. in Nachbarschaftszentren, Volkshochschulen und mehr gibt es Infos bei Deutschland sicher im Netz (sicher-im-netz.de) oder beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI, bsi.bund.de).