Klimawandel in Deutschland: Einfluss auf die Baubranche

Die Baubranche hat das Klima verändert. Nun muss sich die Bauindustrie an die geänderten Bedingungen anpassen.
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Die Klimaveränderung in Deutschland ist nicht wegzudiskutieren. Es vergeht kein Jahr ohne Jahrhundertfluten in einem Teil des Landes, während in einem anderen Teil Hitze und Dürre dem Ökosystem zu schaffen machen. Auch die Baubranche hat ihren Teil zum Klimawandel in Deutschland beigetragen und muss jetzt schauen, wie sie nicht nur mit den Auswirkungen zurechtkommt, sondern auch, wie sie Häuser und Straßen für die Zukunft bauen kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Baubranche ist für acht Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland verantwortlich. Die Zahl erhöht sich drastisch auf 30 bis 40 Prozent, wird auch die Herstellung der Baustoffe und ihr Transport mit eingerechnet.

  • Der Klimawandel setzt Gebäuden, Straßen und Schienennetzen stark zu, denn sie sind für Extremwetterereignisse nicht gebaut worden.

  • In Zukunft müssen Bauten besser vor Starkregen und Extremhitze geschützt werden. Das Ziel: nachhaltiges und ökologisches Arbeiten in der Baubranche.

Aktuelle Auswirkungen des Klimawandels auf die Baubranche

Die Verantwortung der Baubranche an der Erwärmung des Planeten, den Schäden am Ökosystem in den vergangenen Jahrzehnten und in Folge dem Klimawandel in Deutschland, ist nicht von der Hand zu weisen.

Allerdings bekommt der Sektor das Extremwetter auch stark zu spüren: Überschwemmungen, Starkregen, Hagel, hohe Temperaturen und starker Wind stellen Gebäude, Kanalisationen, Dämme, Straßen und Schienennetze vor neue Herausforderungen, denn das Material verschleißt schneller. Auch die Einrichtung einer Baustelle sowie die Arbeit auf der Baustelle unterliegen mittlerweile den Folgen des Klimawandels in Deutschland.

Extremwetterereignisse

Höhere Lufttemperaturen das ganze Jahr hindurch und Hitzespitzen im Sommer, das verlangt der Fassade, dem Dach und den Fenstern eines Gebäudes viel ab, denn sie müssen die ganze Zeit die Hitze draußen halten. Extremwetter, vor allem starker Niederschlag, setzt den Fundamenten und Außenwänden zu, die nicht nur mit den Wassermassen fertig werden müssen, sondern auch bei aufgeweichtem Erdboden noch stark und stabil stehen sollen.

Der durch viel Regen ansteigende Grundwasserspiegel kann permanent Feuchtigkeit in die Kellerräume drücken. An Hanglagen sind Erdrutsche nach Extremwetter ein zusätzliches Risiko.

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Das gleiche passiert bei anhaltenden Dürreperioden, die durch die Erderwärmung entstehen: Die Erde rund um das Bauwerk zieht sich zusammen, die Fundamente können wackeln und die Erdpartikel durch die Trockenheit in die Lüftung oder die Heizung gelangen.

Materialverschleiß

Intensive Sonneneinstrahlung kann an Fenstern, Türen und der Fassade zu Schäden durch starke Erwärmung führen, denn die Materialien werden durch die Strahlung angegriffen und geschwächt. Das bedeutet, sie werden porös oder fallen in sich zusammen.

Langanhaltende hohe Luftfeuchtigkeit durch die Zunahme von starken Niederschlägen kann bei organischem Material wie Holz zu Schimmel und Fäulnisschäden im Dach, an Türen und Fenstern führen. Verschlissen wird Material auch, wenn es immer und immer wieder starkem Hagel, getrieben von starkem Wind ausgesetzt ist. Die Folge: Dachfenster, Dacheindeckung und Fensterscheiben stehen dann regelrecht unter Beschuss.

Baustellenverzögerungen

Der Klimawandel in Deutschland kann aus verschiedenen Gründen zu Baustellenverzögerungen führen. Beispiele sind Regen, der in die Baugrube fließt oder das Abtrocknen des Putzes verzögert. Hitze lässt den Beton zu schnell austrocknen und provoziert damit Risse, kann aber auch zu gesundheitlichen Problemen bei Bauarbeitern führt – denn jeder Temperaturanstieg, jedes Grad mehr, ist für den menschlichen Körper eine Belastung.

Es gibt viele Anstriche, Klebstoffe, Mörtel und andere Baumaterialien, die nur in bestimmten, stabilen Temperaturbereichen verarbeitet werden können. Der Baubranche fehlt durch die Erwärmung die Planungssicherheit, die sich auf die verlässlichen Jahreszeiten mit ihrem vorhersehbaren Klima stützte. Dadurch kann es passieren, dass Arbeiten nicht in dem kalkulierten Zeitraum fertiggestellt werden, was wiederum wirtschaftliche Folgen für Bauträger und Bauherren hat, weil die Baustelle länger eingerichtet bleibt als geplant.

Das hat Folgekosten, die nicht in jedem Budget abgefedert werden können. Der Klimawandel in Deutschland kann auch Zusatzkosten auf einer Baustelle verursachen, weil beispielsweise ein Arbeitsabschnitt aufgrund eines Wetterschadens oder defekten Arbeitsgeräts zweimal gemacht oder weitere Technik zu Hilfe genommen werden muss. Eine Schlechtwettertage und die erhöhte Unfallgefahr bei Regen und Frost sind ebenfalls Faktoren, die die Arbeiten auf der Baustelle verzögern können.

Drainagesystemen kommt eine immer größere Bedeutung zu.
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Anpassung der Bauweise an neue klimatische Bedingungen

Es benötigt Schutz vor den Folgen der Erwärmung – vor Starkregen und daraus resultierender Überschwemmung – Schutz vor starkem Wind und Sturm sowie Schutz vor Hitze und Dürre. Gebäude, Schienennetze, Dämme, Kanalisationen und Straßen der Zukunft müssen mit anderen Materialien und anderen Techniken gebaut werden, um dem Klimawandel mit seinem Extremwetter standzuhalten aber trotzdem energie- und kosteneffizient zu sein – also um eine Anpassungsstrategie möglich zu machen.

Dabei geht es sowohl um eine umweltfreundlichere Gewinnung der Baumaterialien selbst als auch um eine neue Art von Gebäuden, um trotz Erderwärmung in diesem Jahrhundert noch bauen zu können.

Immer wieder treten Flüsse – wie hier an der Saar – über die Ufer. Es wird Zeit, anders zu bauen.
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Klimafeste Gebäude

Im Winter schön warm und im Sommer angenehm frisch, gewappnet gegen die Hitzewelle, Sturm, Starkregen und Überschwemmung: Klimafeste Gebäude müssen einiges können. Die Anpassung der Bauten an die Folgen des Klimawandels in Deutschland beginnt daher schon bei der Auswahl des Bauplatzes und der exakten Positionierung des Gebäudes auf dem Stück Land.

Auch sollten Bäume und eine Grünfläche nah am Haus nicht fehlen, um Schatten zu spenden, die Gradzahl rund um das Gebäude zu reduzieren und möglichst viel Regenwasser aufzunehmen. Weitere Bestrebungen, klimawandelfeste Gebäude zu bauen, beinhalten

Grüne Fassaden sorgen dafür, dass sich die Gebäudehülle weniger stark aufheizt.
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Verwendung neuer Materialien

Zu den neuen Baustoffen zählen zum Beispiel Betonmodifikationen, die kein CO2 verursachen – oder den CO2-Ausstoße zumindest deutlich reduzieren – und reflektierende Fassadenanstriche, die beim Kühlen der Wand helfen. Dasselbe Ziel hat die Verwendung von Moos als Fassadengestaltung: Das Grün sorgt für eine kühlere Lufttemperatur im Haus und ein besseres Klima rund um das Gebäude. Zugegeben, Moos ist kein neues Material. Aber es wird in einer neuen Art und Weise eingesetzt.

Das könnte auch für Holz, vulkanischen Tuff und Tone gelten. Wichtig ist, um CO2 einzusparen und die Erderwärmung einzugrenzen, dass das Material möglichst nahe am Ort seiner Herstellung oder Gewinnung eingesetzt und im Bausektor wieder verstärkt mit diesen regionalen Baustoffen gearbeitet wird.

Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen

Um die Emissionen rund um die Baubranche aber auch die Emissionen rund um das Thema Wohnen zu reduzieren, muss der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes beachtet und in jedem Stadium die Auswirkungen auf das Klima sowie die Umwelt minimiert werden: Von der Gewinnung des Baumaterials über den Bau bis hin zum angenehmen Leben im fertigen Haus.

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Der Klimawandel erfordert eine neue Architekturepoche.

Nachhaltige Baustoffe

Nachhaltige Baustoffe zu verwenden bedeutet, dass sowohl auf die Produkte, aber auch auf die Verfahren zu ihrer Herstellung geachtet wird. Nachhaltiges Holz kommt aus Wäldern, die in einer bestimmten Art und Weise bewirtschaftet werden. Im Fokus steht die niedrige Umwelteinwirkung bei hohem Ressourcen- und Klimaschutz.

Eine Möglichkeit ist es, mit einer technologieoffenen Herangehensweise, Recyclingmaterialien einzusetzen, die sicher und sauber sind. Die Baubranche ist weltweit für 60 Prozent des Müllaufkommens verantwortlich – könnte nur ein Teil davon recycelt werden, wäre das elementar für das Ökosystem.

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Eine andere Möglichkeit ist die konsequente Nutzung ausschließlich regionaler Baustoffe. Holz sollte beispielsweise nur aus Wäldern nahe der Baustelle kommen.

Passivhäuser und Nullenergiegebäude

Passivhäuser und Nullenergiehäuser werden aufgrund ihrer energetischen Standards und ihres Heizenergiebedarfs so genannt. Sie sparen, wenn sie bewohnt werden, sehr viel CO2 ein. Die Ersparnis kann jedoch, wie bei allen Gebäuden, noch durch CO2-arme Materialien optimiert werden – etwa beim Bau durch die Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern.

Diese Hausarten sind eine Veränderung, die in die richtige Richtung geht und zeigt: Man kann auch Häuser bauen, die das Klima nicht noch mehr belasten. Ein Niedrigenergiehaus sollte nicht mehr als 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen, damit es seinen Namen tragen kann. 

Erreicht wird das durch eine optimale Dämmung, aber auch durch smarte Systeme, die die einzelnen Komponenten perfekt aufeinander abstimmt. Das gilt auch für das Passivhaus: Es ist so stark gedämmt, dass es zu 90 Prozent ohne eine Heizung auskommt, da es durch die passive Energie der Bewohner und Geräte im Haus geheizt wird.

Regenerative Energien

Strom und Wärme aus regenerativen Energien sorgen auf grüne Art und Weise dafür, dass den Bewohnern eines modernen Hauses nichts fehlt und trotzdem das Klima geschont wird – saubere Energie ohne Treibhausgase für Milliarden von Menschen. Möglich ist das dank großer Photovoltaikanlagen auf dem Dach – aber auch durch kleine Beiträge, wie Balkon-SolaranlagenSolarthermie und, in großem Maße, aber nicht zu 100 Prozent, durch Brennstoffzellen.

Windkraftanlagen für das Hausdach komplettieren das Angebot regenerativer Energien, mit deren Ausbeute nicht nur der Kühlschrank, sondern auch die Wärmepumpe betrieben werden kann.

In der Landwirtschaft bietet sich eine Biogas-Anlage an, die dann an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden kann.

Gesetzliche Vorgaben und Förderungen

Vorgaben, die in der Baubranche aufgrund des Klimawandels in Deutschland eingeführt worden sind, reichen von Baurichtlinien und Normen über Bauweisen bis hin zur Verwendung bestimmter Baumaterialien und dem Einsatz von Arbeitskräften auf den Baustellen und ziehen sich durch alle Bereiche der Gesetzgebung, können aber in den Bundesländern leicht abweichen.

Das wohl bekannteste Gesetz im Kampf gegen den Klimawandel in Deutschland ist das Gebäudeenergiegesetz. Das Umweltbundesamt hat bereits im Jahr 2008 mit der Publikation „DAS“, der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel, auf die Probleme im Bauwesen aufmerksam gemacht. Wichtig im Zusammenhang sind der jährliche Klimaschutzbericht, das Forschungsformat „Bauen von morgen“ sowie der EU-Circular Economy Action Plan.

Die Förderungen für klimafreundliches Bauen wurden von der Bundesregierung Deutschland in der Bundesförderung effiziente Gebäude und Einzelmaßnahmen zusammengefasst. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) vergibt Zuschüsse zu Einzelmaßnahmen (BEG PT, früher BEG EM) für die Sanierung von Gebäuden, die dauerhaft Energiekosten einsparen und damit das Klima schützen. Höhere Förderungen und Mittel, beispielsweise in Form von zinsgünstigen Darlehen, gibt es bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Diese sind primär auf das gesamte Gebäude oder die spezielle Heizungsförderung bezogen.