Die Kluft zwischen Millennials: So spaltet das Thema Finanzen eine ganze Generation

Vermögenskluft

Neue Studien zeigen: Es gibt nicht nur eine Kluft zwischen Boomern und Millennials: Auch innerhalb der Millennials gibt es große Finanz-Unterschiede

Archive Photos/Getty Images,

Wenn man sich Interviews mit Thomas Gottschalk anschaut, bekommt man schnell den Eindruck, dass die Kluft zwischen Boomern und Millennials unüberbrückbar ist. Aber auch innerhalb der Millennials gibt es einen Graben, der immer größer wird und diese Generation spaltet. Dieser Graben hat nichts damit zu tun, ob man das Gendersternchen verwendet, wie man ein Herz mit den Fingern formt oder ob man nun Baggy oder Skinny Jeans trägt. Es ist der Graben zwischen arm und reich, der Millennials voneinander trennt.

Auf der einen Seite stehen diejenigen, die nicht wissen, wie sie die steigenden Mieten bezahlen sollen und auf der anderen die, die sich dank Daddy’s Geldbeutel ihr Traumhaus bauen lassen.

30 Prozent weniger als die Eltern

Zwei Kinder, ein Hund und ein Häuschen im Grünen – für die Generation unserer Eltern war das die Formel zum Glück. Doch für uns Millennials geht diese Formel nicht mehr auf. Millennials werden oft als die erste Generation beschrieben, die weniger wohlhabend ist als die Generation vor ihr. Das liegt nicht daran, dass wir weniger Lust auf Arbeiten haben, wie es oft dargestellt wird. Sondern eher daran, dass unser gesamtes Geld für immer teurere Mieten und Lebensmittel draufgeht und es so eben deutlich schwerer geworden ist, Vermögen anzuhäufen.

Forschende aus Cambridge, Berlin und Paris haben herausgefunden, dass der durchschnittliche Millennial im Alter von 35 Jahren 30 Prozent weniger Vermögen besitzt als der durchschnittliche Babyboomer in diesem Alter. Außerdem arbeiten Millennials statistisch gesehen eher in schlecht bezahlten Dienstleistungsjobs und leben noch bei ihren Eltern, wenn sie ins mittlere Alter kommen.

Millennials sind nicht alle gleich

Aber das betrifft nicht alle Millennials, denn bei den oberen zehn Prozent sieht es ganz anders aus: Laut der Studie hat diese Gruppe heute rund 20 Prozent mehr Vermögen als die reichen Babyboomer im gleichen Alter. „Die wohlhabendsten Millennials haben jetzt mehr als je zuvor, während die armen weiter zurückbleiben“, stellt der Hauptautor der Studie, Dr. Rob Gruijters von der University of Bristol fest. Für diese oberen zehn Prozent wird auch der Traum vom Eigenheim wahr, denn sie haben etwas, das allen anderen fehlt: die Unterstützung der Eltern. Bei 35 Prozent der 18- bis 39-Jährigen kam das Eigenkapital für den Hauskauf von der Familie, so das Ergebnis einer Umfrage der Immobilienfinanzierungsfirma Dr. Klein.

Auf diese Weise entsteht eine ziemlich große Vermögensungleichheit zwischen den Millennials. Und damit auch ein Generationenkonflikt: aus jung gegen alt wird arm gegen reich. Das könnte in Zukunft noch viel extremer werden, wie eine Studie der Immobilienagentur Knight Frank zeigt: In den nächsten 20 Jahren werden Millennials durch Erbschaften ein Vermögen von mehr als 80 Billionen Euro erlangen. Das würde bedeuten, dass Millennials „zur reichsten Generation der Geschichte“ aufsteigen. Gleichzeitig sprechen Expert*innen von Millennials als „Generation Altersarmut“, denn dank ihrer schlecht bezahlten Jobs, können sie nicht genug fürs Alter zurücklegen.

Der neue Generationenkonflikt

Expert*innen sind sich sicher, dass diese Vermögenskluft für Spannungen innerhalb der Millennials-Generation sorgen wird. Während sich die Menschen einer Generation eigentlich miteinander verbunden fühlen, sorgen die finanziellen Unterschiede für ein Gefühl der Ungleichheit. Wir können das nur aufhalten, wenn der Staat zum Beispiel durch Steuern, in die Situation eingreift.

So sagt auch Prof. Dr. Anette Fasang, die als Co-Autorin an der oben genannten, internationalen Studie gearbeitet hat: „Wir müssen es denjenigen, die derzeit zurückbleiben, leichter machen, überhaupt Vermögen aufzubauen. Ein zögerlicher Ansatz wird nicht ausreichen. Es bedarf erheblicher Maßnahmen, um eine gleichberechtigtere Gesellschaft aufzubauen, in der mehr Menschen die Möglichkeit haben, irgendeine Form von Wohlstand erleben zu können."