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Können Brillen vor einer Coronavirus-Infektion schützen?

Brillenträger haben es in Corona-Zeiten nicht leicht, denn das Tragen vom Mundschutz sorgt meist für vernebelte Sicht. Mit einem Vorteil können sich von beschlagenen Gläsern Geplagte jedoch trösten: Studien zeigen, dass sich Brillenträger seltener mit dem Coronavirus anstecken. Doch heißt das auch, dass Brillen Schutz vor der Tröpfcheninfektion bieten?

Close up of woman hand with protective mask cleaning eye glasses with sanitizer and cloth sitting on a desk at home
Brillenträger scheinen sich seltener mit dem Coronavirus anzustecken - dies bedeutet jedoch nicht, dass sie Schutz bieten (Bild: Getty Images)

Bereits vor einigen Monaten deutete eine chinesische Studie an, dass es womöglich einen Zusammenhang zwischen dem Tragen einer Brille und der Ansteckung mit dem Coronavirus geben könnte. Neue Forschung aus Indien unterstreicht dies. Ausschlaggebend für die Studie war, dass zwar 40 Prozent der Inder eine Brille tragen, jedoch nur 19 Prozent der Corona-Infizierten.

Die Forscher beobachteten 300 Patienten mit Covid-Symptomen, von denen etwa jeder fünfte eine Brille trug, über zwei Wochen. Ihre Zahlen deuteten an, dass die Ansteckungsrate für Brillenträger zwei- bis dreimal geringer ist.

Dass eine Brille im Alltag vor Aerosolen schützt, scheint jedoch nicht der Fall zu sein - vielmehr fanden die Wissenschaftler einen anderen Grund für den Zusammenhang.

Wird das Coronavirus überhaupt über die Augen übertragen?

Daran herrscht bis heute Zweifel. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schließt die Möglichkeit nicht aus und schreibt auf seiner Website über das Coronavirus: "Die hauptsächliche Übertragung erfolgt über Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und gegebenenfalls des Auges aufgenommen werden."

Auch Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg wollte dies auf dem Jahreskongress der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft zwar nicht vollkommen von der Hand weisen, wies jedoch darauf hin, dass die aktuelle Studienlage nicht belegen könnte, dass das Virus über die Augen in den Körper gelangen könne. "Der regelmäßige Lidschlag des Auges sowie die geringe Augenoberfläche dürften verhindern, dass ausreichend Viren ins Auge gelangen können", wird er vom "Ärzteblatt" zitiert.

Doppelschicht: Schützen zwei Masken besser als eine?

Anders sieht das Professor Yaneer Bar-Yam vom The New England Complex Systems Institute, der dem News-Portal "Pennlive" sagte: "Wenn etwas im Auge landet, kann es in die Tränendrüsen gelangen, die in den Nasenraum reichen, und so kann es zur Infektion kommen."

Brillenträger fassen sich seltener ins Gesicht

Generell hat das Coronavirus es wie alle anderen Erreger auch leichter, in die Atemwege zu gelangen, wenn es in ihre Nähe kommt, weswegen das RKI von Beginn an dazu riet, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Denn nicht ohne Grund ist Händewaschen eines der obersten Reinheitsgebote der Corona-Krise: Dort landen Viren am schnellsten, und mit einer Berührung des Gesichts ist der Weg für das Virus in jedem Fall deutlich verkürzt.

Shot of stressed business woman working from home on laptop looking worried, tired and overwhelmed.
Wenn man sie nicht gerade abnimmt, bieten Brillen eine Barriere zum Auge - sich ans Auge zu fassen wird damit zu einer bewussteren und damit selteneren Handlung (Bild: Getty Images)

Eine Erklärung für die Ergebnisse liefert die Studie aus Indien nun, die zudem feststellte, dass sich Brillenträger seltener an die Augen fassen. Im Schnitt berühren sich Menschen pro Stunde bis zu 20 Mal im Gesicht - bevorzugt an Mund und Nase, was schon der Mundschutz verhindert. Doch auch die Augen sind häufiges Ziel, jedoch deutlich seltener, wenn eine Brille davorsitzt, die schlicht als Barriere fungiert.

"Wenn Sie eine Schutzmaske richtig tragen, wird die Berührung von Nase und Mund erheblich reduziert, die der Augen jedoch nicht", zitiert "Nordbayern.de" den Studienleiter Amit Kumar Saxena. "Aber auch das Berühren und Reiben der Augen mit kontaminierten Händen kann ein Infektionsweg für das Virus sein."

Kein ausreichender "Spritzschutz"

Für alle gilt also weiterhin, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Wissenschaftler warnen indes davor, die Brille als zuverlässigen Schutz vor Tröpfcheninfektion zu sehen - dafür sei sie schlicht zu weit vom Gesicht entfernt und lasse zu viel Platz, um die Aerosole vorbeizulassen. Wichtig sei außerdem, seine Brille täglich zu reinigen.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen wolle, müsse laut Bar-Yam eine Schutzbrille tragen. Die dürfte im Gegensatz zu regulären Sehhilfen auch nicht beschlagen - vielleicht ist mit der Studie also ein neuer Corona-Trend geboren.

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