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Konzentrationsschwäche dank Pandemie - das kannst du dagegen tun

Verkürzte Aufmerksamkeitsspanne durch Pandemie: Wie zeigen dir, wie du deiner Konzentration wieder auf die Sprünge helfen kannst.

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Die Pandemie macht es uns schwer, konzentriert zu bleiben. (Bild: Getty Images)

Letztes Jahr, gleiche Zeit: Kurz nach dem anfänglichen Schock waren bereits große Pläne für eine sinnvolle Nutzung der Zeit im Lockdown gefasst. Etwa eine Fremdsprache lernen. Ein neues Hobby entdecken. Das Buch in Angriff nehmen, das wir schon lange schreiben wollten.

Wenn wir die Zeit nun um 12 Monate vorspulen, stellt sich heraus, dass wir unsere liebe Mühe hatten, ein Buch überhaupt nur zu Ende zu lesen. Vom Selberschreiben ganz zu schweigen.

Haben wir verlernt uns zu konzentrieren?

Das Problem ist, so scheint es, dass wir gänzlich verlernt haben, uns zu konzentrieren. Dass selbst das Scrollen durch die sozialen Medien zur Qual wird, gibt Anlass zur Sorge. Aufgrund einer immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne haben wir scheinbar Schwierigkeiten, uns auf alltägliche Aufgaben zu konzentrieren, die uns früher ganz locker von der Hand liefen.

Was also ist nur los mit uns? Warum hat unsere Aufmerksamkeitsspanne in letzter Zeit so gelitten?

Laut Niels Eék, Psychologe und Mitbegründer von Remente, einer Plattform für psychische Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung, ist die Unvorhersehbarkeit des letzten Jahres mitverantwortlich für unseren Konzentrationsmangel: "In dieser Pandemie müssen wir uns immer wieder auf ständig wechselnde Situationen und häufige, sich schnell ändernde Einschränkungen und Regelungen einstellen. Weil nichts mehr geplant werden kann und selbst die Einhaltung einer täglichen Routine schwierig ist, fühlen wir uns überwältigt, was zu wiederkehrenden Stresssituationen und Ängsten führt."

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Durch dieses Unvermögen, so Eék, würden sich viele Menschen selbst in den einfachsten Situationen überfordert fühlen und daher als natürliche Bewältigungsstrategie auf Überlebensmodus umschalten. "Langfristig gesehen besteht dabei jedoch die Gefahr von Konzentrationsverlust infolge von einem chronisch erhöhten Stresslevel." Genau darin sieht Eék eine der Hauptursachen für geistige Erschöpfung: "Langanhaltender Stress kann zu einer Überproduktion des Hormons Cortisol führen", so der Wissenschaftler. "Dies kann sich negativ auf unser Denkvermögen und Gedächtnis auswirken."

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„Doomscrolling“ könnte eine negative Auswirkung auf unsere Konzentrationsfähigkeit haben. (Bild: Getty Images)

Aber auch die wachsende Abhängigkeit von der modernen Technik schadet vermutlich unserer Konzentration: "In meinen Augen hat unsere Aufmerksamkeitsspanne nicht unbedingt durch den Lockdown oder die Pandemie gelitten, sondern vielmehr durch die massive Nutzung von Bildschirmen, wie etwa Smartphones, Social Media, Computerspiele, Fernsehen, Laptops und so weiter", erklärt Dr. Kalanit Ben-Ari, Psychologin, Autorin und Gründerin von The Village.

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Hinter diesem Phänomen stecke die „Psychologie des Geistes“, die dafür verantwortlich sei, dass es uns immer wieder wie magisch zum Bildschirm ziehe. Diese Überstimulation setze den sogenannten FOMO-Effekt in Gang, also die Angst, etwas zu verpassen. Unser Gehirn werde daran gewohnt, nach schnellen Anreizen zu verlangen.Laut Dr. Ben-Ari führt die verlängerte Zeit vor dem Bildschirm zu einem Suchtverhalten, das unsere Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen kann: "Wir suchen nach der unmittelbaren Befriedigung unserer Bedürfnisse, anstatt innezuhalten, uns Dinge vorzustellen, uns zu konzentrieren, nachzudenken, Fragen zu stellen oder einfach zu sein, anstatt zu tun", erläutert die Expertin.

Digitale Geräte verschaffen uns Zugang auf eine schier unendliche Menge von Informationen, die uns dazu verleiten, nicht mehr damit aufzuhören, durch immer neue, alarmierende Nachrichten zu scrollen. Ein gefährliches Verhalten, das auch unter dem Modebegriff „Doomscrolling“ bekannt ist. "Studien haben herausgefunden, dass unser Körper auf diese ständige digitale Reizüberflutung durch negative Nachrichten mit einer erhöhten Produktion der Stresshormone Cortisol und Adrenalin reagieren kann. Dadurch fühlen wir uns letzten Endes überfordert und sind nicht mehr in der Lage, vernünftig zu denken", weiß Eék.

Wie du deinen mentalen Fokus wieder schärfst

Glücklicherweise können wir etwas unternehmen, um dem stressbedingten Schrumpfen der Aufmerksamkeitsspanne entgegenzusteuern und unsere Zeit vor dem Bildschirm zu verkürzen.

Probiere Folgendes aus, um Aufmerksamkeit und Konzentration wieder auf Vorkrisenstand zu bringen:

  • Zu einer täglichen Routine zurückfinden

Laut Eék ist ein strukturierter Tagesablauf wichtig, da er in anderweitig unsicheren Zeiten ein gewisses Gefühl von Normalität schafft. "Es müssen nicht zwingend dieselben Routinen sein, die du im normalen Leben ohne Lockdown pflegen würdest", betont er. "Wenn du kleine Routinen für deinen Tag festlegst, wie zum Beispiel jeden Morgen zur gleichen Zeit aufstehen und dich anziehen oder die Mahlzeiten zu festen Zeiten einnehmen, verleihst du deinem Tag Struktur. Du fühlst dich besser, weniger orientierungslos.“

  • Bildschirmfreie Zeiten festlegen

Nimm dir eine Auszeit von der Technologie, um deine Konzentration wieder in Schwung zu bringen. "Weil das Handy zum Beispiel nicht mit unter die Dusche kann, ist diese unsere einzige bildschirmfreie Zone geblieben", so Dr. Ben-Ari. "Ein Ort also, der Gelegenheit bietet, nachzudenken und kreative Lösungen für Probleme zu finden." Laut Dr. Ben-Ari haben Bildschirme auch im Schlafzimmer nichts verloren. Ein Schlafzimmer ohne Handy und Co. verbessere nicht nur die Schlafqualität, sondern auch die Konzentration. "Versuche stattdessen, vor dem Schlafengehen in einem Buch zu lesen, um am nächsten Morgen mehr Energie zu haben." Darüber hinaus empfiehlt Eék, tagsüber das Smartphone eine bestimmte Zeit lang beiseite zu legen oder Bildschirme jeglicher Art für eine gewisse Zeit zu meiden. Die digitale Auszeit erlaube dem Gehirn, sich vom Alltagsstress zu erholen. "Eine reduzierte Belastung durch externe Stressoren führt zu einer gesteigerten geistigen Leistungsfähigkeit", fügt er hinzu.

  • Innehalten und tief durchatmen

Wie wir gesehen haben, ist Stress wahrscheinlich einer der Gründe für unsere derzeitige mentale Erschöpfung. "Bei Stress sind Atemtechniken eine einfache, aber wirksame Methode, um sich wieder auf die aktuelle Arbeit konzentrieren und mit klarerem Kopf weitermachen zu können", erklärt Eék. "Wenn Atemübungen mehrmals täglich oder bei Anspannung und Überforderung durchgeführt werden, können sie zu innerer Ruhe führen, Stress abbauen und die Konzentration fördern."

  • Sich Ziele setzen

Bei mangelnder Konzentration fühlen wir uns schnell von Stress und Frustrationsgefühlen überwältigt. "Richtig gesetzte Ziele können dabei helfen, die alltäglichen Herausforderungen besser und somit auch mit mehr Gelassenheit zu meistern", so Eék. "Endlose To-do-Listen schrecken wahrscheinlich eher ab. Konkrete, realisierbare Ziele für den Tag wirken dagegen stressreduzierend. Sie helfen dir, dich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren, ohne dich ablenken zu lassen oder Dinge aufzuschieben."

  • Sich helfen lassen

Wenn du dich dauernd gestresst und überfordert fühlst und glaubst, nicht alleine zurechtzukommen, solltest du deinen Hausarzt um Hilfe bitten. "Es ist genauso wichtig, auf die geistige Gesundheit zu achten wie auf die körperliche", betont Eék. „Zusätzliche Informationen findest du auch auf einschlägigen Webseiten und bei Hilfsorganisationen für psychische Gesundheit, die dir gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen."

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