Kunst auf OnlyFans: Wie Wiener Museen Facebook ein Schnippchen schlagen

Die Venus von Willendorf misst nur knapp elf Zentimeter. Aufgrund ihrer "öffentlich zur Schau gestellte Nacktheit" ist sie allerdings ein großes Ärgernis für den Algorithmus von Facebook und Co. (Bild: Helmut Fohringer / AFP via Getty Images)
Die Venus von Willendorf misst nur knapp elf Zentimeter. Aufgrund ihrer "öffentlich zur Schau gestellte Nacktheit" ist sie allerdings ein großes Ärgernis für den Algorithmus von Facebook und Co. (Bild: Helmut Fohringer / AFP via Getty Images)

In sozialen Netzwerken wie Facebook werden allzu freizügige Aktgemälde oder Skulpturen gerne wegen "öffentlich zur Schau gestellter Nacktheit" gesperrt. Ein Wiener Museum kam nun zu einem kreativen Lösungsansatz.

Mit dem Algorithmus von Facebook, Instagram und Co. ist es so eine Sache: Während die automatische Filterfunktion vor allem minderjährige Nutzerinnen und Nutzer vor sexueller Belästigung im Netz schützen soll, werden immer wieder auch völlig harmlose Bilder wegen "öffentlich zur Schau gestellter Nacktheit" gesperrt. So auch eine Abbildung der mindestens 30.000 Jahre alten Skulptur Venus von Willendorf im Naturhistorischen Museum in Wien. Doch nun hatte die Marketingorganisation WienTourismus eine ungewöhnliche Idee.

Seit anderthalb Monaten gibt es auf der Erotikplattform "OnlyFans" eine spezielle App namens "Vienna strips": Über 18-Jährige können dort für wenige Euro pro Monat Werke des internationalen Kunstkanons betrachten. Zudem erhalten sie eine Eintrittskarte für die teilnehmenden Museen.

Überschaubares Interesse, aber große Resonanz

Das Interesse an der App sei natürlich überschaubar, sagte der Leiter von WienTourismus, Norbert Kettner, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Allerdings gehe es den Verantwortlichen auch nicht um die einzelnen Nutzerzahlen, sondern vielmehr darum, auf ein allgemeines Problem, dem sich die Kunstbranche derzeit gegenübersieht, aufmerksam zu machen: Viele zeitgenössische Künstler fragten sich mittlerweile, wie viel Nacktheit sie im Netz präsentieren könnten - manche hätten die Schere bereits im Kopf. Es könne und dürfe nicht sein, dass Algorithmen die Kunst von morgen mitbestimmten. Technologie dürfe kein Selbstzweck, keine Geheimwissenschaft sein, fuhr Kettner fort.

Bei "Vienna strips" handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Aktion, die bald nicht mehr verfügbar sein wird. Doch auch wenn der Streit mit den sozialen Netzwerken über die Löschung einzelner Kunstwerke noch lange nicht zu Ende ist, einen Etappensieg haben Kettner und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen dennoch erreicht: Selbst internationale Medien wie der britische "Guardian" oder der US-amerikanische TV-Sender CNN berichteten über das Problem und den ungewöhnlichen Lösungsansatz.