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Lebensmittellügen: Gasbläschen – viel Luft, wenig Inhalt

Mit Stickstoff und anderen Zutaten wird der Frischkäse besonders fluffig. (Bild: Getty Images)
Mit Stickstoff und anderen Zutaten wird der Frischkäse besonders fluffig. (Bild: Getty Images)

Kennen Sie den Gasbläschentrick? Damit werden Milchprodukte wie Frischkäse oder Pudding buchstäblich aufgeblasen. Warum? Damit das Produkt schön fluffig und cremig wird – und damit die Lebensmittelindustrie mehr Geld mit weniger Inhalt verdient.

Ein traditionell hergestellter Frischkäse oder Pudding hat in der Regel eine relativ glatte Konsistenz. Im Handel gibt es aber immer mehr Milchprodukte, die fluffig und schaumig verkauft werden. Das wird auch dementsprechend beworben – mit wolkigen Umschreibungen wie Mousse, luftig, leicht oder besonders cremig gerührt. Das klingt verführerisch und viele Kunden sind deshalb sogar bereit, dafür mehr Geld zu auszugeben. Doch Vorsicht: Häufig handelt es sich um einen Trick, um die Verbraucher zu täuschen!

So funktioniert der Gasbläschentrick

„Milchprodukte mit einer schaumigen Konsistenz sind meist mit Stickstoff aufgeschlagen“, erklärt Sabrina Schulz von der Verbraucherzentrale Berlin. „Dabei wird das Produkt nicht nur luftiger, sondern auch das Volumen vergrößert sich“, so die Lebensmittelexpertin. Wer nicht aufpasst, tappt schnell in die Kostenfalle. Denn nun kann das Produkt in größeren Verpackungen verkauft werden, ohne dass der Inhalt mehr geworden ist. „Achten die Verbraucherinnen und Verbraucher nur auf die Bechergröße, dann zahlen sie unter Umständen für fluffige Milchprodukte mehr Geld als für glatte Milchprodukte“, warnt Sabrina Schulz. Achten Sie deshalb immer auf die Mengenangabe in Gramm, wenn Sie Produkte miteinander vergleichen.

Doch damit nicht genug: Häufig bleibt es nicht beim Aufblasen. Beispiel Frischkäse: Bevor mit Stickstoff aufgeschäumt wird, verdünnen einige Hersteller das Naturprodukt mit billiger Molke, die eigentlich als Abfallprodukt bei der Käseherstellung angefallen ist. Weil das Endprodukt dann jedoch keine Standfestigkeit mehr hätte, werden dem Ganzen noch Stabilisatoren hinzugefügt – etwa extrem billige Gelatine. So kann aus einem traditionell hergestellten Frischkäse plus Molke, Gelatine und Stickstoff locker die vermeintlich doppelte Menge entstehen. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine Frischkäsezubereitung, die der Hersteller auch so deklarieren muss. Das passiert in der Regel im Kleingedruckten auf der Rückseite. Also: Augen auf beim Frischkäsekauf.

Weit verbreitet: Stickstoff in Verpackungen

Mit Stickstoffgas werden Flugzeugreifen und Molkereiprodukte aufgepumpt. Stickstoff ist aber auch ein Bestandteil vieler Verpackungen. Das erkennt man an der Aufschrift „Unter Schutzatmosphäre verpackt“. „Stickstoff zählt zu den Zusatzstoffen und ist ohne Höchstmengenbeschränkung für alle Lebensmittel zugelassen“, erklärt die Lebensmittelexpertin Schulz. „Der Stickstoff verdrängt den Sauerstoff in den Verpackungen und verhindert dadurch Veränderungen bezüglich Geschmack, Farbe und Qualität des Lebensmittels.“ Leicht verderbliche Lebensmittel wie Fisch oder Fleisch bleiben also länger „frisch“ und behalten ihre Farbe. Der Zusatzstoff mit der Bezeichnung E 941 ist auch für Bioprodukte zugelassen und gilt als vollkommen unbedenklich.

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