Mehr als 45 Millionen Follower: Devon Rodriguez ist der Social-Media-Star und den bildenden Künstler*innen
Der 27-Jährige Künstler Devon Rodriguez aus der South Bronx wurde durch seine Porträtzeichnungen in der U-Bahn bekannt – und wie! Mit knapp 9 Mio. Follower*innenn auf Instagram und fast 34 Mio. auf TikTok ist er der meistgefolgte bildende Künstler der Welt. Wir haben mit ihm gesprochen.
Kann nicht nur Kunst, sondern auch Social Media: Devon Rodriguez folgen Scharen von Menschen in den sozialen Medien
Und falls Sie Devon Rodriguez noch nicht kennen, wird es Zeit. Denn nicht nur seine Subway-Porträts sind atemberaubend, auch die Reaktion der Menschen darauf, wenn er Ihnen zeigt, wie er sie gemalt hat.
Wann hast du begonnen, dich für Malen und Zeichnen zu interessieren und gemerkt, dass du Talent hast?
Ich zeichne schon, seit ich denken kann. Seit meinem fünften Lebensjahr hatte ich den Wunsch, Künstler zu werden. Ich bin in der South Bronx aufgewachsen und hab mich zunächst von Graffiti an den Wänden meiner Nachbarschaft inspirieren lassen – auch meine eigene Reise Richtung Graffiti hat dann sehr früh begonnen. Mit 14 habe ich dann angefangen, mich ernsthafter mit der Porträtmalerei zu befassen und ein Jahr später dann Ölmalerei an der High School of Art & Design gelernt. Seitdem ist meine Leidenschaft für das Handwerk immer größer geworden, weil ich ständig versuche, mich zu verbessern.
Wie muss man sich dann deinen künstlerischen Werdegang vor 2020 vorstellen?
Meinen ersten großen Durchbruch hatte ich 2016, mit zwanzig Jahren. Da wurden Sachen von mir im New Yorker veröffentlicht. Die dadurch entstandene Bekanntheit führte zu zahlreichen Auftragsporträts und einem wachsenden Netzwerk von Unterstützern. 2019 wurde ich dann in der New York Times vorgestellt, was meine Reichweite weiter vergrößert und meine Karriere als Künstler gefestigt hat. Die Kombination dieser Veröffentlichungen und meine Instagram-Fangemeinde hat für einen stetigen Strom an Kunstverkäufen gesorgt, sodass ich meiner Kunst Vollzeit nachgehen konnte, ohne einen traditionellen Job zu benötigen.
2020 ging es dann bei dir los mit TikTok, oder?
Genau, da begann mit dem Aufstieg von TikTok und der Pandemie ein bedeutender Wandel, der viele Menschen an ihre Telefone gefesselt hat. Ich habe auf TikTok zu der Zeit mit verschiedenen Kunstideen experimentiert, von denen die meisten allerdings niemanden interessiert haben. Im August 2020 habe ich dann ein Video veröffentlicht, in dem ich einen Fremden in der U-Bahn gezeichnet habe. Das Video ging viral, erreichte 5 Millionen Aufrufe und brachte mir an einem einzigen Tag 100.000 Follower ein. Dieser Moment hat mein Leben für immer verändert.
Jetzt hast du fast 34 Millionen Follower auf TikTok, was dich zum „meistgefolgten bildenden Künstler der Welt“ macht. Das muss verrückt gewesen sein. Wie hat sich dein Leben daraufhin in den letzten Jahren verändert?
In vielerlei Hinsicht. Am schönsten ist vielleicht, dass mich die Menschen auf der Straße erkennen und mir erzählen, wie sehr sie meine Arbeit und meine Geschichte inspirieren – egal, wo auf der Welt ich bin. Ich hätte nie gedacht, dass das möglich wäre. Ich hatte die Gelegenheit, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten kennenzulernen, und bei jeder Begegnung lerne ich etwas Neues dazu. Meine Arbeit hat mir Zugang zu Prominenten und Weltführern verschafft, was ungemein faszinierend ist. Dennoch gehe ich mit jedem gleich um – Mensch ist Mensch.
Du hast es eben bereits erwähnt: Berühmt geworden bist du vor allem durch deine U-Bahn-Porträts, bei denen du dich dabei filmst, wie du Fremde in der U-Bahn zeichnest, ihnen anschließend das Ergebnis zeigst und ihre Reaktionen darauf filmst. Wann hast du gemerkt, dass das auf TikTok zündet?
Dafür muss ich etwas weiter ausholen. Im Jahr 2010 habe ich in der Bronx einen Kunstlehrer namens Jeremy Harper kennengelernt. Im selben Jahr bin ich von meiner Traumschule, der High School of Art & Design, abgelehnt worden – was ein herber Rückschlag für mich war. Harper hat mich daraufhin unter seine Fittiche genommen und mich im Zeichnen unterstützt, bis ich gut genug war, in die Kunst- und Designbranche zu wechseln. Eine seiner wichtigsten Lektionen bestand darin, mit der U-Bahn zu fahren und verschiedene Gesichter zu zeichnen. Dabei hat er stets die unterschiedlichen Charaktere betont, denen wir begegnen, und wie diese Übung meine Fähigkeiten schnell verbessern konnte. Ich habe mich dann darauf konzentriert, alltägliche U-Bahn-Szenen in New York City zu zeichnen. Und wie gesagt: 2020 habe ich dann verschiedene Kunsttrends ausprobiert, in der Hoffnung, viral zu gehen, aber keiner hatte Erfolg. Erst als ich zu meinen Wurzeln zurückgekehrt bin, U-Bahn-Fremde gemalt und die Reaktionen auf die Motive im TikTok-Stil gefilmt habe, konnte ich Millionen von Zuschauern für meine Arbeit begeistern.
Bis heute liegt dein künstlerischer Fokus auf dem Zeichnen und Malen von Menschen. Was fasziniert dich daran?
Ich war immer schon von Menschen und dem Beobachten von Menschen faszinier;, eine Leidenschaft, die natürlich mit meiner Liebe zur Kunst verknüpft war. Darüber hinaus haben mir aber auch das Geschichtenerzählen und die sozialen Medien schon immer Spaß gemacht. Diese Kombination, angetrieben von dem großen Wunsch, als Künstler erfolgreich zu sein, hat mich dorthin gebracht, wo ich heute bin. Ich weiß nicht, wo ich in ein paar Jahren sein werde, aber ich hoffe, dass ich genauso viel Spaß habe wie jetzt.
Du hast auch eine Marke namens Keep Smiling gegründet. Was ist die Idee dahinter?
Eine der schönsten und wichtigsten Dinge, die es gibt, ist es, Menschen zum Lächeln zu bringen. Ich wollte daher eine Marke schaffen, die Verbindungen fördert und Kunst für alle zugänglich macht. Mit meiner neuen Interviewreihe möchte ich alltäglichen Menschen daher eine Plattform bieten, auf der sie ihre Lebensgeschichten teilen können. In meinem Buch Portraits Of The Underground stellen wir die unterschiedlichsten Menschen vor, denen ich in der U-Bahn begegnet bin. Ich habe auch damit begonnen, Drucke von Gemälden von meinen Reisen rund um die Welt zu veröffentlichen, die unsere gemeinsame Verbindung zum Planeten veranschaulichen. Diese Drucke sind oft innerhalb einer Stunde ausverkauft und finden überall auf der Welt ein Zuhause. Keep Smiling zielt darauf ab, den Menschen das Gefühl zu geben, gesehen und gehört zu werden; ein Gefühl der Einheit zu schaffen und gleichzeitig die jedem Menschen innewohnende Einzigartigkeit hervorzuheben. Es ist meine Art, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten Freude zu vermitteln.