Warum schauen sich so viele Menschen dieses Mitesser-Video an?

Es ist zu ekelig, um es anzusehen, aber man kann einfach nicht wegsehen. [Bild: Getty]
Es ist zu ekelig, um es anzusehen, aber man kann einfach nicht wegsehen. [Bild: Getty]

Mitesser entfernen, Pickel ausdrücken,… wenn wir diese Dinge im echten Leben tun ist das eine Hassliebe. Einerseits ist es ein Reflex und sehr befriedigend. Aber anderseits … tut es weh.

Warum sind wir also so besessen davon, uns Videos darüber anzusehen – meistens auch noch über Zysten und Pickeln, die so groß sind, dass sie außerirdisch wirken?

Dieses Video – eine extreme Nahaufnahme von der Entfernung von Mitessern – ist keine Ausnahme. Die Hauptakteure sind etwas, das wie ein medizinisches Instrument aussieht und eine Kamera, die die Haut einer Person aus nächster Nähe filmt, sodass die Poren sichtbar sind. Und dann wird man Zeuge, wie ein Mitesser nach dem anderen entfernt wird.

Und es wurde bereits mehr als 26 Millionen Mal angesehen.

„Es ist derselbe Kick, den die Menschen sich beim Achterbahnfahren oder beim Bungee-Jumping holen“, erzählte Daniel Kelly, Assistenzprofessor für Philosophie an der Purdue University und Autor von “Yuck!: The Nature and Moral Significance of Disgust” (dt. „Iih!: Das Wesen und die moralische Bedeutung von Ekel“) der “Cosmopolitan”.

„Es aktiviert das Empfinden, das normalerweise echte Gefahren begleitet, doch man ist geschützt vor den negativen Effekten, die typischerweise mit diesen Situationen assoziiert werden“, sagte er.

Man könnte also sagen, es ist ein bisschen wie das Ansehen eines Actionfilmes – es gibt uns einen Kick mitanzusehen, wie die Hauptfiguren von Zombies gejagt werden, während wir Zuhause auf dem Sofa sitzen und, tja, nicht von Zombies gejagt werden.

Er fügte hinzu: „Einer der Hauptgründe von Ekel, die Kernaufgabe dieser besonderen Emotion oder ihre wichtigste Mission ist es, uns vor ansteckenden Krankheiten zu schützen.“

Und der Grund, weshalb wir diese Emotion so oft auf Social Media teilen? Wir neigen dazu, mit unseren Freunden häufiger über eklige Dinge zu sprechen als über schöne.

„Eklige Dinge neigen dazu, die Aufmerksamkeit ziemlich rasch auf sich zu ziehen und es hat sich (überraschenderweise) gezeigt, dass die Menschen ihren Freunden eher etwas Ekliges erzählen als etwas, das nicht ekelig ist“, erklärt er.

„Einige [Menschen] ekeln sich einfach mehr oder sind zimperlicher als andere.“

Genau, auf einige von uns trifft das zu. Das ist der Grund, weshalb einige von uns nicht länger als zehn Sekunden dieses Videos ansehen können.

Alice Sholl