"Vanity Fair" erinnert an Polizei-Opfer Breonna Taylor
Breonna Taylor wird im Frühjahr in ihrer Wohnung von Polizisten erschossen. Nun erinnert unter anderem das Magazin “Vanity Fair” mit einem Coverbild und einer Titelgeschichte an das Schicksal der Afroamerikanerin.
Breonna Taylor gehört zu den Opfern von Polizeigewalt in den USA. Wie George Floyd wurde auch sie zur Symbolfigur für den anhaltenden strukturellen Rassismus in den USA. Nun erinnern mehrere US-Zeitschriften an das Schicksal der im Frühjahr von Polizisten getöteten Afroamerikanerin, darunter die “Vanity Fair”, die Taylor in der September-Ausgabe das Coverbild und ein ausführliches Porträt widmet.
Coverbild und Titelgeschichte
Das Titelbild stammt von der bekannten US-Amerikanischen Malerin Amy Sherald, die 2018 mit einem Porträt der ehemaligen First-Lady Michelle Obama für Aufsehen sorgte. Es zeigt Taylor in einem eleganten blauen Kleid. Die junge Frau steht lässig und selbstbewusst da, ihr Blick ist auf den Betrachter gerichtet, ihre rechte Hand stemmt sie in die Hüfte.
Presenting Breonna Taylor for Vanity Fair’s September issue, “The Great Fire,” guest-edited by Ta-Nehisi Coates. https://t.co/Gf9115GkGb pic.twitter.com/0TdNBeIOve
— VANITY FAIR (@VanityFair) August 24, 2020
Den Bericht mit dem Titel "A Beautiful Life" hat der renommierte Journalist Ta-Nehisi Coates verfasst, der wie die Malerin Afroamerikaner ist. Er fungiert zudem als Gast-Herausgeber der September-Ausgabe. Für die Titelstory hat er Breonna Taylors Mutter über das Leben und den frühen Tod der Rettungssanitäterin interviewt.
Taylor stirbt, als Polizisten in der Nacht des 13. März ihre Wohnung in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky stürmen. Die Ermittler der Louisville Metropolitan Police Department hatten nach ihrem Ex-Freund gefahndet und waren davon ausgegangen, dass er ihre Wohnung als Versteck für Drogen und Drogengeld benutze.
Als die in zivil gekleideten Beamten ohne Vorwarnung gewaltsam in die Wohnung eindringen, finden sie Taylor mit ihrem neuen Lebenspartner vor. Weil der Freund glaubt, es handle sich um Einbrecher, schießt er auf die Polizisten und verletzt einen von ihnen leicht. Die Beamten erwidern das Feuer. Dabei wird Taylor von mindestens acht Projektilen tödlich verletzt. Sie stirbt mit 26 Jahren. Ihr Freund überlebt, er wird wegen versuchten Mordes festgenommen.
Sinnbild für Polizeigewalt und Rassismus
Der Vorfall macht zunächst keine Schlagzeilen, landesweit für Aufsehen sorgt er erst, als der Anwalt von Taylors Familie damit an die Öffentlichkeit geht. Diese hat Klage gegen die Beamten eingereicht. Festgenommen wurde noch keiner von ihnen. Im Zuge der Massenproteste nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten wird auch das Schicksal Breonnas zu einem Sinnbild für Polizeigewalt gegen Schwarze und den systemischen Rassismus in den USA im Allgemeinen.
Wisconsin: Zwei Menschen bei Protesten gegen Polizeigewalt in Kenosha erschossen
Zuvor erinnerte bereits das Magazin “O” der US-Moderatorin und -Unternehmerin Oprah Winfrey an Taylors Geschichte. Auch hier ist die junge Frau auf dem Cover der Zeitschrift zu sehen - es ist das erste Titelbild, das nicht Winfrey selbst zeigt. Ein Bericht über ihr Schicksal steht unter dem Motto "Her Life Matters", ihr Leben zählt.
The Amy Sherald portrait is beautiful but I continue to be deeply deeply uncomfortable with the commodification of Breonna Taylor
— Laura McFadden (@lauramcwords) August 24, 2020
In den sozialen Netzwerken stoßen die medialen und künstlerischen Auseinandersetzungen mit Breonna Taylor auf ein geteiltes Echo. Unter anderem wird den Medien vorgeworfen, ihr Schicksal auszubeuten. "Das Porträt von Amy Sherald ist wunderschön", schreibt zum Beispiel eine Nutzerin, "aber ich fühle mich weiterhin zutiefst unwohl damit, wie Breonna Taylor zu einer Ware gemacht wird." Eine andere Nutzerin findet die "Ästhetisierung" des Gewaltopfers "inakzeptabel".