Mit Death Cleaning gegen das Wohlstandschaos

Minimalismus ist im Trend. Dazu passen die Hypes, die mit teils radikalen Aufräum- und Aussortiertipps gegen den Überfluss in den eigenen vier Wänden angehen. Der letzte Schrei nach Marie Kondos “KonMari“-Methode: Death Cleaning: Aufräumen, als ob es um dein Leben gehen würde.

Das neue Aufräumenkonzept nennt sich Death Cleaning, aufräumen, so wie Ihr Leben davon abhängt. (Bild: Getty Images)
Das neue Aufräumenkonzept nennt sich Death Cleaning, aufräumen, so wie Ihr Leben davon abhängt. (Bild: Getty Images)

“Macht es Freude?“ Diese Frage solle man sich stellen, während man seine Sachen durchgehe, empfahl Marie Kondo, deren Aufräum-Serie auf Netflix vor gut einem Jahr für Furore sorgte. Wenige Shopping-Saisons später ist der nächste Aufräum-Trend am Start: Death Cleaning (deutsch: Todesaufräumen) heißt die Methode, bei der man aufräumen und aussortieren soll, als ginge es um sein Leben.

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Tatsächlich ist alles gar nicht so dramatisch wie es klingt. Oder vielleicht doch: Denn der Ansatz von Death Cleaning folgt der Zielvorstellung, dass im Falle des eigenen Ablebens den Hinterbliebenen nicht zu viel Arbeit beim Ausräumen entsteht.

Die Idee ist alles andere als neu: In Schweden gibt es schon lange das Phänomen des Döstädning, mit dem Ältere ihre “Angelegenheiten“ in Ordnung bringen. Dabei geht es nicht vorrangig nur um das Ordnen von potenziellen Erbstücken für die Hinterbliebenen, sondern auch darum, die noch kommende Zeit des Lebens für sich selbst so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten. Margareta Magnusson hat die Idee weiterentwickelt und bereits Ende 2017 das Buch “The Gentle Art of Swedish Death Cleaning: How to Free Yourself and Your Family from a Lifetime of Clutter“ (übersetzt etwa: “Die sanfte Kunst des schwedischen Death Cleaning: So befreien Sie sich und Ihre Familie von einem Leben voller Unordnung“) veröffentlicht.

Der praktische und emotionale Wert jedes Gegenstands wird geprüft

Das Vorgehen ist denkbar simpel. Unter dem Leitgedanken, seinen Besitz zu überdenken und auf das zumutbare Minimum zu reduzieren, werden zunächst die großen Möbelstücke im Haushalt in Angriff genommen: Sind alle in Gebrauch, womit sind sie gefüllt, worauf kann verzichtet werden? Wichtig ist dabei neben dem tatsächlichen Nutzen des Mobiliars auch der emotionale Wert für sich selbst sowie die eventuelle Nachwelt.

Der positive Nebeneffekt des Fokus auf große Möbel im Haushalt: Man bekommt einen Überblick über die Besitztümer, die in den Stücken verstaut sind. Kann man sich gar nicht mehr daran erinnern oder ist überrascht, dass der Inhalt einem wirklich gehört, ist der Abschied leicht gemacht.

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Zu den Folgeschritten gehört es nach dem Scannen des Besitzes, der oft in Kisten und Kellern verstaut sowieso nicht in Gebrauch ist, die übrig gebliebenen Teile in neue Kategorien einzuordnen: Besonders persönliche Gegenstände mit emotionalem Wert stehen dabei unter Beobachtung. Magnusson geht dabei nach einem Glücks-Barometer vor, das Marie Kondos “Macht es Freude?“ ähnlich ist. Dinge, die einem wichtig sind, aber keinen besonderen Zweck haben, erhalten eine Art Sonderstatus – sie können in einer besonderen Schatzkiste Platz finden, die in Zukunft regelmäßig auf den Wert ihrer Schätze überprüft wird. Andere, die sich beispielsweise als Geschenke eignen, können in einer Box für die Nach- oder zumindest Umwelt aufbewahrt werden.

Belohnen? Ja, aber nicht mit neuem Besitz

Auch Belohnungen sind in Magnussons Aufräummethode vorgesehen – in einer eher immateriellen Form jedoch wie etwa einem Restaurantbesuch oder Ausflügen mit lieben Menschen. Belohnungen also, die keinen neuen materiellen Ballast anhäufen.

Erinnert einen irgendwie an die Großeltern oder Eltern, die sich zu Festen nichts wünschen, weil sie eh schon alles haben, und stattdessen ein gemeinsames Erlebnis auf den Wunschzettel schreiben? Magnussons “Death Cleaning“ im Sinne der Konzentration auf immaterielle Güter ist im Denken besonders von älteren Menschen offenbar intuitiv schon verankert. Davon können sich auch die Jüngeren unter uns eine Sache abschneiden – wir müssen dabei ja nicht gleich ans Ableben denken.

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