60 Festnahmen nach anti-israelischen Ausschreitungen auf Flughafen von Dagestan
Nach anti-israelischen Ausschreitungen auf dem Hauptstadtflughafen der russischen Kaukasusrepublik Dagestan hat die Polizei 60 Verdächtige festgenommen. Der Flughafen nahm laut der russischen Luftfahrtbehörde am Montag den Betrieb wieder auf. Am Vortag hatten dutzende Männer nach der Ankunft einer Maschine aus Israel den Flughafen auf der Jagd nach jüdischen Passagieren gestürmt. Die Ukraine wies russische Vorwürfe, dass sie hinter den Ausschreitungen stehe, zurück.
Inmitten der auch international angespannten Lage wegen des Gaza-Kriegs hatte ein Mob am Sonntag Terminal und Landebahn des Flughafens von Machatschkala gestürmt, wo eine Maschine der russischen Fluggesellschaft Red Wing aus Tel Aviv auf dem Weg nach Moskau zwischengelandet war.
Einige Randalierer trugen Palästinenserfahnen oder riefen "Allahu Akbar", andere kontrollierten offenbar auf der Jagd nach israelischen Staatsbürgern die Ausweise von Passagieren. Was aus den Insassen der Red-Wing-Maschine wurde, war zunächst unklar.
Dagestans Gouverneur Sergej Melikow sagte, die Verantwortlichen für die Ausschreitungen würden bestraft. Laut seinem Innenministerium wurden bis Montag 150 Teilnehmer identifiziert und 60 von ihnen festgenommen. Die Fahndung nach weiteren Beteiligten dauere an.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, der Vorfall sei "größtenteils das Ergebnis einer Einflussnahme von außen". Dazu gehörten auch "Informationen von außen". Angesichts der Fernsehbilder von den "Schrecken im Gazastreifen" falle es "böswilligen Menschen" leicht, die Menschen aufzuwühlen und sie zu Taten anzustiften.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, bezeichnete die Ausschreitungen als das "Ergebnis einer geplanten und von außen gesteuerten Provokation". Dabei habe Kiew eine "direkte und entscheidende Rolle" gespielt.
Diese Vorwürfe wies die Ukraine zurück. Die Schuldzuweisungen Moskaus seien "ein Versuch, die Verantwortung wegzuschieben", erklärte Außenamtssprecher Oleg Nikolenko. Präsident Wolodymyr Selenskyj, der selbst jüdischen Glaubens ist, hatte seinerseits am Sonntag erklärt, die Ereignisse zeigten "die russische Kultur des Hasses gegen andere Nationen".
Russlands Präsident Wladimir Putin wollte laut seinem Sprecher am Abend mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu, seinen Spionagechefs und weiteren Beratern über die "Versuche des Westens" sprechen, "die Ereignisse im Nahen Osten zur Spaltung der russischen Gesellschaft zu nutzen". Russland gibt bei Unruhen im eigenen Land häufig ausländischem Einfluss die Verantwortung.
Dagestans Gouverneur Melkow machte seinerseits "Feinde" seiner Regierung für den Sturm auf den Flughafen verantwortlich. Der Aufruhr sei durch Posts des Telegram-Kanals Utro Dagestan angestachelt worden, der von ukrainischem Gebiet aus operiere, sagte Melkow. Der Kanal hatte am Sonntag einen Aufruf zur Massenversammlung am Flughafen weitergeleitet, um die Ankunft "unerwünschter Passagiere" zu verhindern.
Die Bevölkerung in Dagestan ist ähnlich wie in Tschetschenien mehrheitlich muslimischen Glaubens. In Tschetschenien hatte Informationsminister Achmed Dudajew am Sonntag angesichts zunehmender anti-israelischer Spannungen zur Ruhe aufgerufen. Die russische Nachrichtenagentur Ria-Nowosti meldete gleichzeitig einen weiteren Angriff auf ein Jüdisches Zentrum in der Kaukasusrepublik Kabardino-Balkarien.
Israel rief nach dem Vorfall in Dagestan Russland zum Schutz seiner Staatsbürger und aller Menschen jüdischen Glaubens auf. Washington verurteilte die "antisemitischen Proteste" in Dagestan.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland wies auf israelische Medienberichte hin, wonach in der Maschine aus Tel Aviv "paradoxerweise" vor allem russische Staatsbürger gewesen seien, die von medizinischen Behandlungen zurückgekehrt seien. "Der Judenhass der Islamisten kann durch nichts besser demaskiert werden, als durch die Realität", erklärte der Zentralrat.
Nach den Worten des Zentralratspräsidenten Josef Schuster zeigt der Vorfall aber gleichzeitig, "dass wir es mit einer Ideologie zu tun haben, die keine Grenzen kennt". Es gehe "den Islamisten nicht um Israel, sondern es geht ihnen um Juden".
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