Mobiles Banking: Wie sicher ist Ihr Geld auf dem Smartphone?
Schnell eine Überweisung in Auftrag geben, das Aktiendepot checken und einen Kredit beantragen. Die Chancen und Risiken mobiler Bankgeschäfte.
Es ist doch merkwürdig: Wir pflegen unsere Kontakte mit dem Handy, speichern unsere Urlaubsfotos auf fremden Servern in der Cloud und vertrauen darauf, dass uns Google Maps bei der Autofahrt sicher ans Ziel lotst. Doch sobald es darum geht, die eigenen Finanzen vom Bankschalter oder dem Heim-PC aufs Smartphone zu verlagern, setzt bei vielen eine gewisse Furcht ein: Ist das überhaupt sicher? Wir haben uns das Thema »Finanzen auf dem Handy« deshalb in verschiedenen Facetten für Sie angeschaut.
Noch vor wenigen Jahrzehnten stellte Online-Banking die größte Neuerung dar. Während klassische Filialbanken Standorte schließen mussten, eröffneten viele Kunden ein Konto bei einer der günstigeren Direktbanken. Doch mit dem allumfassenden Siegeszug der Smartphones transformierte sich das Bankgeschäft weiter, sodass nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts YouGov bereits 2022 rund 60 Prozent der Verbraucher eine Bank-App auf ihrem mobilen Endgerät hatten. Damit können sie dann ihren Kontostand checken, Überweisungen tätigen und – wenn gewünscht – mit Aktien handeln.
Sicherheit beim mobilen Banking: Risiken und Schutzmaßnahmen
Da alle genannten Tätigkeiten ein gewisses Maß an Diskretion erforderlich machen, sind in vielen Filialbanken traditionell Abstandslinien vor dem Schalter eingerichtet, sodass der jeweils folgende Kunde möglichst nichts von Ihren Geschäften mitbekommt. Kann es da sinnvoll sein, all dies ausgerechnet auf das Smartphone zu verlagern, das auch für viele andere Dinge genutzt wird?
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (Behörde, die dem Bundesministerium des Innern und für Heimat untergeordnet ist) sieht die größte Gefahr darin, dass sich Kriminelle über das Phishing (Abkürzung für »Password Fishing«, also unerlaubtes Abfischen von Nutzerdaten, z.B. über gefälschte Mails) Zugriff auf Ihre Bankdaten verschaffen. Doch davor können Sie sich schützen, indem Sie bei Mails von unbekannten Absendern nicht auf beigefügte Links klicken, keine angehängten Dateien öffnen. Die Mails nur lesen ist nach bisherigem Kenntnisstand ungefährlich. Auch bei angeblichen Mails zu Kontosperrungen o.Ä. sollten Sie Vorsicht walten lassen, keinesfalls Ihre Daten herausgeben. Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, nur Apps von seriösen Anbietern zu installieren und im Internetbrowser zwielichtige Seiten (z.B. Streamingdienste im rechtlichen Graubereich) zu meiden. Denn ist ein Gerät erst einmal infiziert, kann es schon zu spät sein.
Sie können mit einer Reihe weiterer Richtlinien Angriffen vorbeugen und das mobile Banking damit sicherer gestalten: Verzichten Sie besser darauf, sich mit einem öffentlichen WLAN-Netzwerk zu verbinden, wenn Sie gerade unterwegs sind, denn auch hier können unter Umständen Angreifer ihr Unwesen treiben. Aktualisieren Sie das jeweilige Betriebssystem (z.B. Android oder iOS) regelmäßig, denn bei veralteter Software kann es Sicherheitslücken geben. Denken Sie darüber nach, sich ein neues Gerät zuzulegen, wenn das Smartphone keine Aktualisierung mehr bekommt.
Digitale Kreditvergabe: Einfach und schnell per App
Haben Sie all dies berücksichtigt, bietet mobiles Banking eine große Zahl an Möglichkeiten, dass Sie unterwegs Ihre Finanzen vollumfänglich im Griff haben können. Selbst auf einem komplexen Feld wie der Kreditvergabe können die Apps der unterschiedlichen Institute behilflich sein. Ein Beispiel: Bei der Deutschen Kreditbank (DKB) finden Sie direkt in der App einen Rechner, in dem Sie Höhe und Laufzeit Ihres Kredits aussuchen können. Anschließend geben Sie Ihre Daten, wie beispielsweise die Personalausweisnummer, Anschrift und Telefonnummer, an. Arbeitnehmer fügen die vergangenen drei Gehaltsabrechnungen, Selbstständige Nachweise für regelmäßiges Einkommen bei.
Der gesamte Vorgang kann auf Wunsch des Kunden rein digital ablaufen, alternativ zum Teil postalisch. Entscheiden Sie sich für erstere Variante, bekommen Sie per SMS eine TAN geschickt, mit der Sie den Vorgang bestätigen. Rechtlich entspricht das einer händischen Unterschrift. Etwas komplexer ist der Vorgang erst bei einer Kredithöhe von über 75.000 Euro. Und auch andere Direktbanken wie die ING oder Comdirect bieten ähnliche Verfahren an.
Um die Entscheidung für oder gegen einen Kredit treffen zu können, fragt die jeweilige Bank Daten bei der Schufa ab. Das kann zum Problem werden, wenn Sie in der Vergangenheit Zahlungsschwierigkeiten hatten oder aus anderen Gründen dort eine schlechte Bewertung haben. Ist für so einen Zweck dann also eine klassische Filialbank mit persönlichem Ansprechpartner besser geeignet? Nicht zwingend, denn auch solche haben die Kreditvergabe vielfach digitalisiert und automatisiert. Bei einer Absage könnte es höchstens noch helfen, persönlich vorzusprechen und gut zuzureden. Eine Erfolgsgarantie gibt es aber auch dann nicht, da der einzelne Bankberater heute oft nicht mehr dieselbe Entscheidungskompetenz hat wie noch vor einigen Jahren.
Digitale Geldbörsen: Vorteile und Funktionen
Die Wallets (Englisch für »Geldbörse«) von Apple (Betriebssystem iOS) oder Google (Android) kennen Fluggäste vielleicht schon von ihrer vergangenen Reise. Auch wer gerne auf Konzerte oder Veranstaltungen geht, hatte damit womöglich schon Berührungspunkte, denn die jeweiligen Tickets (und auch andere QR-Codes) lassen sich dort bequem hochladen und später dann auch ganz ohne Internetverbindung verwenden. Daneben haben die Wallets aber insbesondere auch einen Nutzen als Finanzinstrument. Und der sieht so aus: Bei Ihrem jeweiligen Kreditinstitut lassen Sie sich ein digitales Ebenbild Ihrer Kredit- oder EC-Karte erschaffen. Viele Direktbanken erledigen dies automatisch, bei Konkurrenten kann es nötig sein, eine Filiale aufzusuchen. Da die Wallets in aller Regel bereits auf den Endgeräten installiert sind, müssen Sie jetzt nur noch in Ihrer Bank-App auf das Feld »Zur Wallet hinzufügen« klicken, und schon haben Sie ein digitales Portemonnaie in der Hosentasche. Wie eine solche Geldbörse aufgebaut ist, davon können Sie sich auf dem oberen Foto auf der rechten Seite einen Eindruck verschaffen.
Die größte Stärke dieser Wallets ist dann sicherlich auch die Zahlungsfunktion. Überall dort, wo Sie kontaktlos bezahlen können, müssen Sie nur noch die Wallet-App mit der gewünschten Karte hinhalten, und der Vorgang erledigt. Ob und, wenn ja, wie Sie diese Zahlung bestätigen, können Sie in den Wallet-Einstellungen individuell festlegen. Möglich sind etwa ein Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder dass Sie Ihren Pin-Code eingeben.
Für das Jahr 2023 hat die Deutsche Bundesbank untersucht, wie hoch der Anteil der mobilen Zahlungen am gesamten Zahlungsverkehr hierzulande war, und kam dabei auf sechs Prozent mit steigender Tendenz. Wer mit Wallet und Bargeld (Letzteres z.B. für die Gastronomie, bessere Planbarkeit und wenn Anonymität gewünscht ist) aus dem Haus geht, braucht im Grunde keine haptischen EC- und Kreditkarten mehr (Ausnahme: veraltete Kartengeräte ohne kontaktlose Zahlungsfunktion). Praktischerweise lässt sich Bargeld mit Wallet auch bei vielen Supermärkten oder Discountern abheben (bei Penny z.B. ab einem Einkaufswert von einem Cent und in Höhe von bis zu 200 Euro).
Haushaltsführung: Moderne Apps zur Budgetverwaltung
Auch die modernste Technologie für unterwegs kann freilich niemandem helfen, der dazu neigt, mehr Geld auszugeben, als er einnimmt. Dafür sind die Verlockungen der Konsumwirtschaft einfach zu groß. Traditionell konnte man sich hier mit einem physischen Haushaltsbuch behelfen, in welchem alle Einnahmen und Ausgaben in einem bestimmten Zeitraum (oft monatlich) eingetragen und kategorisiert werden (zwischen »unverzichtbar« und »sofort streichbar«).
Logisch, dass es eine Reihe unterschiedlicher Apps gibt, die diesen Service auch auf dem Handy anbieten. Ein ganz simples und kostenloses Werkzeug ist das »Haushaltsbuch: Money Manager« von Realbyte Inc., welches für beide gängigen mobilen Betriebssysteme (Android, iOS) verfügbar ist. Dort tragen Sie erst Ihr Budget, dann die Ausgaben tagesaktuell ein und ordnen sie einer der vorgegebenen Kategorien (z.B. Gesundheit) zu. Anschließend erstellt die App automatisch Kuchendiagramme, die eine gute Übersicht über den eigenen Finanzhaushalt bieten. Das spart Rechenarbeit und kann überraschende Erkenntnisse mit sich bringen.
Noch einen Schritt weiter geht die App »Finanzblick« des Anbieters Buhl Data, die zwar ebenfalls kostenlos ist, für die Sie sich aber registrieren müssen. Dort können Sie alle Ihre Konten zusammenbringen, indem Sie sich mit den Online-Zugangsdaten Ihrer Bank anmelden und Buhl erlauben, den jeweiligen Kontostand sowie Transaktionen in die App-Kalkulation einfließen zu lassen. Anschließend erhalten Sie nach jeder Ausgabe oder Einnahme eine detaillierte Finanzübersicht. Das erspart Ihnen die im »Haushaltsbuch: Money Manager« noch nötige Schreibarbeit. Von Buhl Data stammt auch die Software »WISO Steuer«, die sich mit demselben Nutzerkonto (kostenpflichtig) verwenden lässt.
Fazit: Für eine seriöse Haushaltsführung stehen nützliche Werkzeuge zur Verfügung, für die kein Papier mehr nötig ist.
Investitionsmöglichkeiten über das Smartphone: Neobroker und traditionelle Banken
Ist auch nach einer Ausgabenkürzung noch immer nicht ausreichend Geld verfügbar, dann kommen Sie kaum umhin zu investieren. Sie haben es vielleicht schon erraten, auch dafür stehen Ihnen digital verschiedene Optionen zur Verfügung. Neben den eingangs erwähnten Applikationen der klassischen Banken ermöglichen es auch die sogenannten Neobroker (wie z.B. Scalable und Trade Republic), bequem mit dem Smartphone an der Börse zu handeln. Sie sind im Vergleich zu den »alten« Anbietern vor allem günstiger, der Preis hierfür kann dann allerdings sein, dass das Angebot an handelbaren Aktien kleiner ist.
Während Sie bei Tagesgeldkonten der Neobroker Vorsicht walten und klären sollten, ob diese durch die deutsche oder europäische Einlagensicherung geschützt sind, können Sie sich bei Aktienfondsanteilen oder Aktien entspannt zurücklehnen. Diese müssen als gesetzlich besonders geschütztes Sondervermögen getrennt verwahrt werden, sind deshalb auch von einer möglichen Insolvenz des Anbieters nicht betroffen.
Abseits von Neobrokern können Sie auch bei klassischen Filial- oder Direktbanken günstig mit dem Handy an der Börse handeln. Verschaffen Sie sich am besten einen Überblick über die Kosten- und Leistungsverzeichnisse der Institute. Wer viel handelt, sollte auf niedrige Fixkosten je Trade achten. Wenn hohe Volumina im Spiel sind, empfiehlt es sich, darauf zu schauen, ob der Anbieter eine prozentuale Provision erhebt.
Falls Sie es bisher vermieden haben, Finanzgeschäfte auf dem Handy zu tätigen, können Sie mit diesem Wissen darüber nachdenken, den Einstieg zu wagen. Anfangs dauert es eine gewisse Zeit, sich einzuarbeiten, aber langfristig kann die Zeitersparnis groß sein und der Alltag spürbar einfacher.
Im Blick: Finanz-Apps, die hierzulande viele Nutzer haben
PayPal
Klassiker unter den Bezahldiensten und auch als App erhältlich. Mit PayPal können Sie Freunden Geld senden oder es empfangen. Außerdem sind Sie bei Online-Transaktionen mit der Karte oder Ihrem Konto zusätzlich abgesichert. Während im Ausland (z. B. Bizum in Spanien) innovativere Technologien verbreitet sind, führt PayPal hierzulande nach wie vor den Markt an.
Binance
Über Kryptogeld, dessen Chancen und Risiken haben wir in Guter Rat immer wieder beschrieben. Binance ist die weltweit größte und wohl auch bekannteste Plattform dafür. Im App-Store ist sie weit vorne gelistet. Allerdings sollten Sie besonders vorsichtig sein, denn der damals zweitgrößte Anbieter FTX schlitterte 2022 in die Insolvenz, und auch bei Binance gibt es immer wieder Beschwerden.
Check24
Das Münchner Vergleichsportal ist vor allem für seine Fernseh- und Internetwerbung bekannt, die den Fokus auf die Reisebuchung legt. Daneben bietet Check24 aber auch eine Übersicht über Girokonten an. Zudem können Sie verschiedene Kreditkarten und Kredite miteinander vergleichen. Vorsicht: Es sind nicht immer zwingend alle verfügbaren Anbieter gelistet.
Revolut
Kann verschiedene Bankkonten miteinander verbinden und zudem zentral dafür genutzt werden, um mit Karten und Zahlungssystemen Buchungen vorzunehmen. Auch gängige Neobroker-Funktionen, etwa der günstige Aktienhandel, sind integriert.
Splitwise
Eignet sich für Freunde oder innerhalb der Familie, wenn man gemeinsam ein Geschenk kauft oder bei einer Veranstaltung geteilte Ausgaben hatte. Nachdem Sie sich registriert haben, können Sie Ausgaben und mögliche Rückzahlungen festlegen und erhalten eine Übersicht, wer wem wie viel Geld schuldet.