Mutter wird mit Videos von ihrem künstlichen Darmausgang wegen Morbus Crohn zum TikTok-Star

Eine an Morbus Crohn erkrankte Mutter ist zur TikTok-Sensation geworden, nachdem sie Videos von ihrem künstlichen Darmausgang (Stoma) geteilt hat, um die Krankheit zu normalisieren.

Mutter wird mit Videos von ihrem künstlichen Darmausgang wegen Morbus Crohn zum TikTok-Star
Natalie Parr sagt, dass sie ihren Zustand nicht verstecken wollte. (PA Real Life)

Die 26-jährige Personalberaterin Natalie Parr litt jahrelang unter Problemen aufgrund der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Vor wenigen Wochen unterzog sie sich dann einer lebensverändernden Operation – ihr wurde ein künstlicher Darmausgang mit einem Beutel gelegt wurde, um ihre Ausscheidungen aufzufangen. Auf ihrem TikTok-Account teilt sie ihre Erfahrungen offen und ehrlich. Parr sagt: "Das erste Video, das ich gepostet habe, wurde inzwischen über 32.000 Mal angesehen und die Kommentare sind alle so unterstützend."

"Nach der schwersten und beängstigendsten Zeit meines Lebens, in der ich von meiner Familie und vor allem von meinem kleinen Jungen getrennt war, nach einer Achterbahn der Gefühle und nach der Heilung beschloss ich ziemlich schnell, dass dies etwas war, das ich nicht verstecken oder für das ich mich schämen wollte. Ich wollte nicht aufhören, mich wie ich selbst zu fühlen, oder das Gefühl haben, dass ich mich verstecken sollte oder meine gesamte Garderobe ändern muss, um diese große Veränderung zu bewältigen.“

"Ich lerne, meinen neuen Körper zu lieben"

"Ich möchte meinem Sohn zeigen, dass es in Ordnung ist, anders zu sein und stolz darauf zu sein, wer man ist, egal wie. Natürlich muss ich mich immer noch mit meinem neuen Körper arrangieren. Manche Tage sind schwieriger als andere und der Wunsch, ‚normal‘ zu sein, schleicht sich ein."

"Ich vermisse den Körper, den ich früher kannte, sehr, aber ich lerne langsam, meinen neuen Körper für alles, was er bedeutet und was er mir gibt, zu lieben."

Erste Symptome mit 13

Parr, die mit ihrem Freund Danny Hollowbread (29) und dem gemeinsamen Sohn Teddy (2) in Wickford in der englischen Grafschaft Essex lebt, glaubt, dass sie die ersten Symptome von Morbus Crohn im Alter von 13 Jahren hatte. "In den folgenden fünf Jahren wurden meine Symptome immer schlimmer", sagt sie."Es ging so weit, dass ich etwa 30 Mal am Tag auf die Toilette musste, aber ich vermied es, jemandem davon zu erzählen."

"Zu dieser Zeit war ich ein unbeholfener Teenager und mir war das alles peinlich. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte und ich hatte Angst vor dem Ergebnis, also steckte ich den Kopf in den Sand."Nach verschiedenen Tests wurde bei ihr im Alter von 18 Jahren Morbus Crohn diagnostiziert.

"Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, was bedeutet, dass ich nach einer Erkältung oder einem Virus, das eigentlich nur ein paar Tage überdauern sollte, zwei Wochen lang krank bin, manchmal so sehr, dass ich im Krankenhaus lande", sagt sie.Nach der Diagnose wurden Natalie Medikamente verschrieben, um ihre Schmerzen zu bekämpfen, aber sie sagt, die richtige Wahl der Medikamente sei eine Frage des Ausprobierens.

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Natalie war mehrere Wochen im Krankenhaus, als die Ärzte ihr rieten, sich einen künstlichen Darmausgang legen zu lassen. (Collect/PA Real Life)

"Einige Dinge funktionierten besser als andere, aber 2017, als ich 21 Jahre alt war, hatte ich einen Darmdurchbruch und Danny musste mich sofort ins Krankenhaus bringen", erklärt sie. "Wir waren damals erst seit ein paar Monaten zusammen und obwohl ich ihm meinen Zustand erklärt hatte, sah er zum ersten Mal, wie sehr er mich beeinträchtigte."

„Als wir im Krankenhaus ankamen, sagte ihm ein Arzt, dass ich den nächsten Tag vielleicht nicht überlebt hätte, wenn er mich in dieser Nacht nicht eingeliefert hätte." Nachdem sie ein paar Nächte im Krankenhaus verbracht hatte, erholte sie sich zu Hause und bekam ein neues Medikament verschrieben, das sie von ihren Beschwerden zu befreien schien.

Die Entscheidung für einen künstlichen Darmausgang

"Das Medikament ließ alle Symptome verschwinden und drei Jahre lang fühlte ich mich, als hätte ich nicht einmal Morbus Crohn, was erstaunlich war", sagt sie. Während dieser Zeit, im Jahr 2020, brachte Parr ihren Sohn Teddy zur Welt.

"Nach der Geburt begannen die Schmerzen zurückzukehren. Sie flackerten auf und kamen stärker zurück, aber das war zu Beginn der Pandemie, sodass ich Probleme hatte, weitere Tests durchführen zu lassen", erklärt sie. "Es hat eine Weile gedauert, weil ich darauf warten musste, dass sich die Dinge in der Welt wieder normalisieren, aber letztes Jahr begannen die Ärzte, die Möglichkeit eines künstlichen Darmausgangs für mich zu erwägen."

Mutter wird mit Videos von ihrem künstlichen Darmausgang wegen Morbus Crohn zum TikTok-Star
Natalies Operation ist jetzt drei Wochen her.(Collect/PA Real Life)

Natalie gibt zu, dass sie anfangs zögerte, sich dem Eingriff zu unterziehen. Aber im April hatte sie einen starken Schub. Sie fügt hinzu: "Ich war wochenlang im Krankenhaus, während sie versuchten, mich wieder gesund zu machen und so lange von meinem Freund und unserem kleinen Sohn getrennt zu sein, war schrecklich. Es wurde immer schlimmer und irgendwann sagte einer meiner Ärzte zu mir: ‚Ich kann Sie nicht länger im Krankenhaus sehen, wir müssen etwas dagegen tun.‘"

"Die Schmerzen machten es mir schwer, all die Dinge zu tun, die ich mit meinem Baby tun wollte. Ich konnte nicht immer mit ihm spielen oder bei ihm sein, weil ich so große Schmerzen hatte. Ich wusste, dass sich etwas drastisch ändern musste." Ende Mai unterzog sich Parr schließlich dem lebensverändernden Eingriff, um sich einen künstlichen Darmausgang legen zu lassen.

Emotionale OP

"Es war eine sehr emotionale Angelegenheit und es war ziemlich beängstigend, sich einer Operation zu unterziehen, da ich wusste, dass sich mein Körper dadurch verändern würde, aber ich sehe das Ergebnis sehr positiv", erklärt sie. "Danny war großartig und hat sich um Teddy gekümmert, während ich die Operation überstanden habe."

Die vierstündige Operation ist gerade einmal drei Wochen her und sie gibt bereits zu, dass das Ergebnis ihr Leben verändert hat. "Ich erhole mich immer noch von der Operation und habe Schmerzen, aber die Schmerzen, die ich früher aufgrund meines Zustands hatte, sind völlig verschwunden", sagt sie.

"Es war wie eine Wunderheilung, ich kann nicht glauben, dass sie über Nacht verschwunden sind. Die Schmerzen, die ich täglich verspürte, wurden immer unerträglicher. Ich nahm einen Bissen zu mir und musste dann schnell zur Toilette laufen. Ich kam einfach nicht mehr mit dem Zustand zurecht."

"In den nächsten ein bis zwei Jahren muss ich mich einer weiteren großen Operation unterziehen, bei der ein Teil meines Darms entfernt wird, aber ich hoffe, dass mein Arzt mir grünes Licht gibt, noch vor der zweiten Operation ein weiteres Kind zu bekommen, da wir unsere Familie gerne vergrößern möchten."

In der Zwischenzeit ist Parr bestrebt, eine positive Botschaft über Stomata zu verbreiten, indem sie auf Facebook und TikTok Videos postet, die ihren künstlichen Darmausgang zeigen und dazu beitragen, das Bewusstsein für Morbus Crohn zu schärfen. Sie nimmt auch an der Spendenaktion "Crohn's and Colitis UK Walk It" teil.

Weitere Informationen über die Krankheit und Hilfe gibt es unter www.dccv.de

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