Nach Eklat bei den US Open: Serena Williams löst Sexismus-Debatte aus

Serena Williams war stinksauer und zeigte ihren Unmut auf dem Platz. (Bild: AP Photo/Adam Hunger)
Serena Williams war stinksauer und zeigte ihren Unmut auf dem Platz. (Bild: AP Photo/Adam Hunger)

Nach dem unglaublichen Frauenfinale der US Open am Wochenende ist weniger von der Siegerin Naomi Ōsaka die Rede als von der Zweitplatzierten Serena Williams – und besonders von ihren Emotionen. Viele Medien kritisierten sie dafür, wie sie den Schiedsrichter angeschrien hat, eine Kollegin aber bekundet ihre Solidarität und verweist auf die Unterschiede bei den Reaktionen auf vergleichbares Verhalten männlicher Tennisspieler. Kann es sein, dass der Tennissport ein Sexismusproblem hat?

Am Samstagabend verlor die Amerikanerin Serena Williams in einem aufreibenden Match gegen die Japanerin Naomi Ōsaka. Der Stuhlschiedsrichter Carlos Ramos spielte bei dieser Niederlage eine tragende Rolle: Zunächst verwarnte er sie, weil ihr Trainer ihr Anweisungen gab, dann verlor sie einen Punkt, weil sie ihren Schläger zertrümmerte. Als sie schließlich den Schiedsrichter heftig kritisierte, kam es zum endgültigen Eklat – und sie kassierte eine Spielstrafe für ihre Wortwahl. Williams konnte sich nicht beruhigen, ihre 20 Jahre junge Gegnerin gewann schließlich ihren ersten Titel.

Sowohl Gewinnerin als auch Verliererin zeigten nach dem Match wahre Größe (Bild: AP Photo/Andres Kudacki)
Sowohl Gewinnerin als auch Verliererin zeigten nach dem Match wahre Größe (Bild: AP Photo/Andres Kudacki)

Ōsaka gewann zwar den Titel, wurde aber nach dem Spiel von den Zuschauern ausgebuht. Williams wies die Leute im Stadion daraufhin sogar an, Ōsaka den gebührenden Respekt zu zollen und zu applaudieren. Als Japanerin mit haitianischen Wurzeln sei Ōsaka selbst bereits Opfer von Rassismus und Sexismus geworden, wie die „New York Times“ in einem Portrait bereits deutlich herausstellte.

Auch von einer wahren Tennis-Ikone bekommt Serena nun Unterstützung: Billie Jean King, die heute mit ihrer Lebensgefährtin in New York lebt, zählt zu den wenigen Frauen, die im Einzel alle vier Grand-Slam-Titel gewinnen konnten. King zählte schon immer zu den Aktivistinnen im Tennis, setzte sich für die Gleichstellung von Mann und Frau ein sowie die LGBT-Community. Auf Twitter machte sie ihrem Unmut Luft.

„Viele Dinge liefen hier heute während des Finales der Frauen in den US Open schief. Nachhilfe jeglicher Art sollte im Tennis erlaubt sein. Das ist sie nicht und die Folge ist, dass eine Spielerin für die Handlungen ihres Trainers bestraft wurde. Das sollte nicht passieren.“

„Wenn eine Frau emotional ist, dann wird sie als hysterisch bezeichnet und bestraft. Wenn ein Mann dasselbe macht, dann ist er offen und es gibt keine Nachwirkungen. Danke Serena Williams, dass du diese Doppelmoral offenlegst. Wir brauchen mehr Stimmen, die dasselbe tun.“

Erst kurz vor dem Eklat wurde Williams vom französischen Tennisverband FFT gerügt: Die Amerikanerin trug aus gesundheitlichen Gründen einen schwarzen Catsuit. Nach der Geburt ihres Kindes vor einem Jahr sollte der spezielle Anzug die Durchblutung während des Sports fördern. Der Präsident des FFT, Bernard Giudicelli, sprach sich nach dem Match für einen Dresscode aus – Williams spielte das nächste Spiel als Reaktion darauf im rosafarbenen Tutu.

An alle, die sie hysterisch nennen, hatte sie selbst in der Pressekonferenz nach dem verlorenen Match folgende Nachricht: „Ich habe das Gefühl, dass das, was ich gerade durchmachen muss, Vorbild für die nächste Person sein kann, die Emotionen hat und sich selbst ausdrücken und eine starke Frau sein will. Andere werden das machen dürfen wegen dem, was hier heute passiert ist. Vielleicht hat es für mich nicht gereicht, aber es wird für die nächste Person funktionieren.“