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Nach Feierabend die Arbeits-E-Mails zu checken kann der Beziehung schaden

Damit die ständige Erreichbarkeit ein Segen und kein Fluch ist, sollte die Arbeit – inklusive der E-Mails – abends im Büro bleiben. (Bild: Getty Images/Westend61)
Damit die ständige Erreichbarkeit ein Segen und kein Fluch ist, sollte die Arbeit – inklusive der E-Mails – abends im Büro bleiben. (Bild: Getty Images/Westend61)

Eine neue Studie untersucht die Auswirkungen von „flexiblen Arbeitszeiten“ auf zwischenmenschliche Beziehungen und findet heraus: Wer sich nach Feierabend mit dem Lesen von Arbeits-E-Mails stresst, stresst damit auch die eigene Familie.

Smartphones können ihre Benutzer süchtig machen, so viel ist mittlerweile hinreichend bekannt. Eine neue Studie hat nun den Zusammenhang zwischen der Verwendung von Smartphones und zwischenmenschlichen Beziehungen untersucht und dabei herausgefunden: Auch diese können schweren Schaden nehmen, wenn der Benutzung des Geräts keine Grenzen gesetzt werden.

Die Virginia-Tech-Universität untersuchte für die Studie 297 Universitätsangestellte und ihr diesbezügliches Verhalten und stellte bei allen Nervosität und Unruhegefühle in einem potentiell gesundheitsschädlichen Ausmaß fest. Was allen Teilnehmern dabei fehlte, war das Verständnis dafür, dass ihre Nervosität zunahm, je weniger klar sie Arbeit und Privatleben voneinander trennten. Das Fehlen einer Trennlinie zeige sich vor allem beim Lesen der Arbeits-E-Mails: Während dabei der Eindruck entstehen kann, man checke nur mal eben die Arbeits-E-Mails, könne genau solches Verhalten zu einem Gefühl ständiger Einsatzbereitschaft und dementsprechender Erschöpfung führen. Die daraus resultierende Nervosität und Unruhe übertrage sich auch auf Familienmitglieder.

„Die konkurrierenden Anforderungen von Arbeits- und Privatleben sind für viele Angestellte ein Dilemma, das Nervosität auslösen kann und das Arbeits- als auch das Privatleben belasten“, erklärte der Co-Autor der Studie William Becker gegenüber „The Independent“. Denn Familienmitglieder würden durch das Mitnehmen der Arbeit in die Familie auch mitbekommen, wenn es nicht mehr möglich ist, sich psychisch von der Arbeit abzugrenzen, während man nicht dort ist. Das liegt auch daran, dass Angestellte auch dann Stress und Nervosität über ihre Arbeit empfinden, wenn sie gar nicht arbeiten: Schon das Lesen der Arbeits-E-Mails kann ausreichend sein, um sich in die Arbeitssituation versetzt zu fühlen.

Die oftmals heiß begehrten flexiblen Arbeitszeiten könnten sich in Wahrheit also zu einer Bedrohung anstelle einer Entlastung der Arbeitenden auswachsen, schlussfolgern die Autoren der Studie: „Unsere Forschung zeigt auf, dass ‚flexible Arbeitsgrenzen‘ öfter zu ‚grenzenloser Arbeit‘ werden und so Gesundheit und Wohlbefinden der Angestellten und ihrer Familien aufs Spiel setzen.“ Um Mitarbeiter zu entlasten, empfehlen die Forscher Arbeitgebern die Einrichtung von Zeiten, innerhalb derer das Abrufen der E-Mails nicht erwartet oder gar überhaupt nicht möglich ist. In den zwischenmenschlichen Beziehungen und innerhalb der Familie könne Achtsamkeit dabei helfen, sich auch wirklich präsent zu fühlen. Betroffene können aber auch selbst Maßnahmen setzen, um den Arbeitsstress zu reduzieren, etwa indem sie getrennte private und berufliche Telefone verwenden oder zumindest die Benachrichtigungsfunktion bei neuen Arbeits-E-Mails ausschalten.