Neues Gesetz in Australien: Mitarbeiter dürfen ihren Chef im Feierabend ignorieren

Das neue australische Gesetz zum „Recht auf Abschalten“ erlaubt es Arbeitnehmern, nach Feierabend die Kommunikation mit der Arbeit zu verweigern. - Copyright: Peter Dazeley/Getty Images
Das neue australische Gesetz zum „Recht auf Abschalten“ erlaubt es Arbeitnehmern, nach Feierabend die Kommunikation mit der Arbeit zu verweigern. - Copyright: Peter Dazeley/Getty Images

Australien hat sich in die wachsende Liste der Länder eingereiht, die ihren Arbeitnehmern eine bessere Work-Life-Balance gewähren.

Das neue Gesetz, das am Montag in Kraft trat, erlaubt es den meisten Angestellten, ihre Vorgesetzten nach Feierabend ohne Angst vor Vergeltung zu ignorieren. Das bedeutet, dass spätabendliche E-Mails und Textnachrichten bis zum nächsten Tag warten können.

"Bevor wir digitale Technologie hatten, gab es keine Überschneidungen. Die Menschen gingen nach Hause am Ende einer Schicht, und es gab keinen Kontakt, bis sie am nächsten Tag zurückkehrten", sagte John Hopkins, Professor an der Swinburne University of Technology, der Nachrichtenagentur Reuters.

Das Gesetz verbietet Managern zwar nicht, ihre Mitarbeiter nach Feierabend zu kontaktieren, gewährt diesen jedoch das Recht, unter angemessenen Umständen nicht zu antworten. Es gibt jedoch bestimmte Fälle, in denen die Weigerung eines Arbeitnehmers, zu antworten, als unangemessen angesehen werden kann, beispielsweise wenn der Kontakt gesetzlich vorgeschrieben ist oder in Notfällen.

"Recht auf Abschalten": Details und Ausnahmen

Das Gesetz besagt, dass der Arbeitgeber bei der Entscheidung, ob die Weigerung eines Mitarbeiters unangemessen ist, Faktoren wie den Grund für den Kontakt, eine Entschädigung für die Arbeit außerhalb der normalen Zeit, die Rolle und Verantwortung des Mitarbeiters sowie dessen persönliche Umstände wie Betreuungspflichten berücksichtigen muss.

"In einer Notfallsituation werden die Menschen natürlich erwarten, dass ein Mitarbeiter reagieren", sagte Senator Murray Watt, Australiens Minister für Beschäftigung und Arbeitsbeziehungen, in einer Stellungnahme.

"Aber wenn es sich um eine alltägliche Angelegenheit handelt", fügte Watt hinzu, "dann sollten sie bis zum nächsten Arbeitstag warten, damit die Menschen ihr Privatleben genießen können, Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden verbringen, Sport treiben oder was auch immer sie nach Feierabend tun möchten. Dann müssen sie nicht das Gefühl haben, an den Schreibtisch gefesselt zu sein, wenn sie tatsächlich nicht bezahlt werden, denn das ist einfach nicht fair."

Andere Länder haben ähnliche Gesetze

Australien, wo Arbeitnehmer laut einer aktuellen Umfrage im Durchschnitt 281 unbezahlte Überstunden im Jahr 2023 leisteten, ist nicht das erste Land, das ein solches Gesetz einführt. Frankreich führte 2017 das erste "Recht auf Abschalten"-Gesetz ein. Seitdem haben rund zwei Dutzend Länder, hauptsächlich in Europa und Lateinamerika, nachgezogen.

Die Einzelheiten der Gesetze variieren von Land zu Land, viele von ihnen seien jedoch mit der Prämisse eingeführt worden, dass Überarbeitung gesundheits- und sicherheitsgefährdend sei, so die internationale Wirtschaftskanzlei DLA Piper.

Vorerst gilt das australische Gesetz nur für mittlere und große Unternehmen; für kleine Unternehmen mit weniger als 15 Mitarbeitern tritt das Gesetz im August nächsten Jahres in Kraft.

Für US-Arbeitnehmer wird es wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis ähnliche Schutzmaßnahmen eingeführt werden. Ein "Recht auf Abschalten"-Gesetz wurde in Kalifornien Anfang dieses Jahres vorgeschlagen, jedoch nach Kritik von Wirtschaftsgruppen schnell zurückgezogen, berichtete "NPR".

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