Obdachlose während der Coronokrise: Gabenzäune sind nicht die Lösung

Nach Hamburg und Mainz werden nun auch in München Gabenzäune abgebaut. Hilfsbereite Menschen hängen daran Kleidung und Lebensmittel und wollen damit Obdachlose unterstützen, die von der Coronakrise besonders stark betroffen sind. Gut gemeint, verschärfen die Gabenzäune das Problem aber nur. Wie du anders besser helfen kannst!

Auch in München kann sich das Konzept der Gabenzäune nicht durchsetzen. Sie müssen wieder abgebaut werden. (Bild: Anne Borchardt / Yahoo Style)
Auch in München kann sich das Konzept der Gabenzäune nicht durchsetzen. Sie müssen wieder abgebaut werden. (Bild: Anne Borchardt / Yahoo Style)

Obdachlose leiden gerade besonders unter den Einschränkungen, welche die Coronakrise mit sich bringt. Nicht nur fehlen die Menschen auf den Straßen, die sonst Geld spenden. Auch einige Hilfsangebote müssen jetzt, wo sie besonders gefragt wären, zurückgefahren werden. In München zum Beispiel verteilt die Obdachlosenhilfe St. Bonifaz nur noch Care-Pakete statt der sonst üblichen 250 warmen Mahlzeiten pro Tag, duschen kann man dort nicht mehr und auch keine gespendete Kleidung bekommen. Die Räumlichkeiten sind einfach zu beengt, das Infektionsrisiko zu groß. Ein Problem, das auch viele Wärmestuben und Notunterkünfte haben.

Menschenrechtsinstitut: Corona-Krise verschlimmert Lage für Obdachlose

Gabenzäune sind momentan kontraproduktiv

In München bewarb die private Initiative Gabenzaun München in den sozialen Netzwerken darum ihr Hilfsangebot in Form von Zäunen u. a. an der Wittelsbacherbrücke und auf der Theresienwiese, an die Menschen Spenden in Form von warmer Kleidung, Lebensmitteln, Decken und Hygieneartikeln hängen konnten. Doch wie zuvor schon in Hamburg und Mainz werden diese laut dem ”Bayerischen Rundfunk“ jetzt wieder abgebaut.

Vierbeiniger Helfer: Wegen der Coronakrise wird ein Hund zum Held

Warum, erklärt Jörn Scheuermann von der Wohnungsnotfallhilfe München so: ”Die zwar gut gemeinte Initiative schafft ein zusätzliches Infektionsrisiko - gerade für die Menschen, die aufgrund eines fehlendes Obdachs ohnehin schon ein höheres Risiko tragen, an Covid-19 zu erkranken.” Auf der Suche nach passenden Artikeln kamen sich die Wohnungslosen auch in anderen Städten zu nah, die Päckchen waren zu groß zum Mitnehmen und sie enthielten teilweise verderbliche Lebensmittel.

Gabenzäune - wie hier auf der Münchner Theresienwiese - schaffen ein zusätzliches Infektionsrisiko. (Bild: Anne Borchardt / Yahoo Style)
Gabenzäune - wie hier auf der Münchner Theresienwiese - schaffen ein zusätzliches Infektionsrisiko. (Bild: Anne Borchardt / Yahoo Style)

So kannst du wirklich helfen

Helfen könne und solle man laut Scheuermann trotzdem: In Form von Spenden an professionelle Einrichtungen, die sicherstellen, dass bei der Verteilung auch alle nötigen hygienischen Vorschriften eingehalten werden.

Gegenüber Yahoo Style sagt auch Gerhard Mayer, Leiter des Amts für Wohnen und Migration in München, sowohl die Caritas als auch die Innere Mission bräuchten Spenden und den Einsatz von Ehrenamtlichen, um den momentanen Mehrbedarf zu bedienen. Das ein solcher besteht, ist keine Frage: Allein bei der Bahnhofsmission suchen derzeit täglich rund 200 Menschen Hilfe, das sind mehr als doppelt so viele wie vor der Corina-Epidemie. Unter ihnen, so Mayer, befänden sich auch viele, die zuvor in prekären Beschäftigungsverhältnissen in der Gastronomie und Hotellerie gearbeitet hätten und mittlerweile ihre Wohnungen verloren hätten.

In München laufen viele Hilfsangebote an

Die Stadt tue aber alles, um die nötige Hilfe sicherzustellen. Rund um den Bahnhof teilt ein Foodtruck der Inneren Mission Essen aus, die Diakonie plant, einen zweiten zur Verfügung zu stellen. Die Tafel München funktioniert weiter, die Essensausgabe der Stadt München wurde in die Großmarkthalle verlegt. Zudem hat die Bayernkaserne, in der Obdachlose sonst nur übernachten können, jetzt ganztätig geöffnet. ”Wer hingeht, hat ein Bett und wird mit Essen versorgt“, sagt Mayer und betont: ”Egal, wo die Menschen herkommen.“ Außerdem würden in Läden in Bahnhofsnähe Ausgabestellen für Kleidung und Hygieneartikel aufgebaut.

VIDEO: Freiwillige im Kampf gegen das Coronavirus