Was passiert, wenn Gemüse nicht genug Wasser kriegt?
Schlaffes Gewebe, abgeworfene Früchte, bitterer Geschmack – Gemüse reagiert auf Trockenheit oft ungehalten und ist in der Folge ungenießbar. Wir sagen Ihnen, worauf Sie gefasst sein müssen.
Trockenheit in der Kulturzeit bereitet Gemüsegärtnern in Zeiten des Klimawandels vermehrt schlaflose Nächte und viel Arbeit beim Gießen. Denn Gemüse braucht Wasser! Allerdings kommen die Arten unterschiedlich gut mit Trockenphasen zurecht. Und es kommt darauf an, zu welchem Zeitpunkt das Gemüse mit Trockenheit zu kämpfen hat.
Kurz nach dem Aussäen oder nach dem Ausbringen der Jungpflanzen ins Beet muss die Wasserversorgung gut und ohne Unterbrechung sein, sonst ist die Keimung gehemmt oder das Anwachsen gefährdet. Vor der Ernte halten viele Gemüsearten Trockenphasen relativ gut aus. Das gilt vor allem für solche mit langer Kulturzeit wie Kürbis, Zwiebel oder Paprika. Leiden dagegen Radieschen oder Salat unter Wassermangel, sterben die Kulturen relativ schnell ab, die Pflanzen können sich auch nicht regenerieren. Wurzelgemüse kann generell mit Trockenheit besser umgehen, weil es sich aus tieferen Bodenschichten mit Wasser versorgen kann.
Gemüse reagiert auf ganz unterschiedliche Weise auf Trockenheit. Auf Folgendes können Sie sich gefasst machen. Behalten Sie aber auch auf jeden Fall Sekundärschädlinge im Auge, die bei geschwächten Pflanzen leichtes Spiel haben.
Schlaffes Gewebe
Unabhängig von der Art reagiert Gemüse mit vergilbenden und welkenden Blättern auf Wassermangel. Der Welkeprozess beginnt meist an den Blatträndern, bei Tomaten und Paprika deutet er sich durch eingerollte Blätter an. Ist der permanente Welkepunkt noch nicht erreicht, kann man in dieser Phase mit Wassergaben den Absterbeprozess noch stoppen. Hat die Trockenheit schon zu lange gedauert, stirbt die ganze Pflanze ab.
Das Gemüse schießt
Bei Trockenheit und Hitze bildet sich vor allem bei Salat ein sogenannter Schosser aus. Dabei handelt es sich um einen langen Stängel, der bald Knospen und Blüten ansetzt. Zeigt sich ein Schosser, sollte man den Salat bald verzehren, denn die Blätter schmecken anschließend gern etwas bitter und werden zäh. Auch Radieschen und Spinat fangen bei Trockenheit gern zu schießen an.
Empfindliche Blüh- und Knospenphasen
Fruchtgemüse reagieren mit einem vorzeitigen Abwerfen von Knospen, Blüten und unreifen Früchten, wenn sich Trockenstress abzeichnet. Sie versuchen damit, keine Energie für Früchte zu vergeuden, die nicht mehr weiter ernährt werden können und damit die weitere Fortpflanzung durch Samen in Gefahr ist. Blütenrieseln nennt man diesen Vorgang bei der Bohne, der auch von Feuerbohne, Tomaten, Paprika, Blumenkohl und vielen anderen bekannt ist. Erfahrene Gärtner nutzen Trockenstress, um dadurch besonders scharfe Schoten zu erzielen. Allerdings ist es schwierig, das richtige Mittelmaß zwischen dem gewünschten Effekt und Absterben zu halten.
Holzige Früchte
Wurzelgemüse reagiert relativ tolerant auf zeitweilige Trockenheit. Allgemein fallen die Früchte aber bei Wassermangel kleiner aus. Trockenringe in Form von Einschnürungen sind bei den Möhren ein sichtbares Zeichen für Trockenschäden, Radieschen und Kohlrabi reagieren mit verholzten und scharfen Knollen. Allgemein ist bei Wurzelgemüse eine gleichmäßige Wasserversorgung wichtig. Bei starken Schwankungen platzen sonst gern die Knollen auf.
Vorsicht: Giftentwicklung bei Hitze
Trockenstress kann bei Zucchini, Gurke oder Kürbis dazu führen, dass sie Bitterstoffe ausbilden. Diese sind giftig – grundsätzlich sollten die geernteten Früchte dann nicht mehr verzehrt werden. Damit nicht die ganze Mahlzeit ungenießbar ist, sollte man bei Verdacht vor dem Kochen ein winziges Stück vorkosten.
Tipps für den Anbau in trockenen Zeiten
Wer Gemüse morgens oder abends gießt, hält die Verdunstung gering. Es ist besser, weniger häufig und dafür intensiv zu gießen. So kann das Wasser in tiefere Erdschichten vordringen – ein Reservoir, das die Pflanzen dann mit ihren Wurzeln anzapfen können.
Wer Tropfschläuche unterirdisch verlegt oder mit Tröpfchenbewässerung direkt die Wurzelballen versorgt, hält die Verdunstung und den Wasserbedarf ebenfalls gering. Inzwischen gibt es Systeme mit Sensoren, die den Wassergehalt prüfen und sich dann selbstständig einschalten.
Auch eine Mulchschicht schützt die Beete vor Austrocknung. Bei der Zersetzung des Mulchs werden gleichzeitig Nährstoffe freigesetzt.
Umsteigen auf trockenheitstolerante Arten, also beispielsweise Kichererbsen oder Zuckerschoten statt Buschbohnen oder Horngurke statt Salatgurke. Manchmal ist es sinnvoll, auch einfach die Anbauzeit zu variieren: Im Frühjahr also beispielsweise früher mit der Aussaat von Radieschen oder Salat zu beginnen oder Radieschen einfach im Frühherbst zu kultivieren. Immer sollte man bei der Sortenwahl auf für die jeweilige Jahreszeit geeignete Vertreter achten.