Perfect Moment Syndrome: Wenn die schönen Momente alles kaputt machen
Man fiebert Monate auf diesen einen Moment hin, ist voller Vorfreude und Erwartung auf den großen Tag und dann passiert es: Man hat schlechte Laune. Obwohl man sich so sehr auf die eigene Hochzeit, die Geburtstagsfete oder einfach nur einen schönen Tag mit den Liebsten gefreut hat, ist man mies drauf und kann sich gar nicht erklären, warum. Immerhin sollte der Moment doch einer der schönsten des Jahres, vielleicht sogar des gesamten Lebens werden. Stattdessen ist man einfach nur gefrustet. Ziemlich besch–eiden, wenn Sie uns fragen. Schuld daran ist das Perfect Moment Syndrom. Zum Glück kann man was dagegen tun.
Schlechte Laune trotz schöner Anlässe: wenn das Perfect Moment Syndrom kickt
Wir alle haben es vermutlich schon mal erlebt: Man freut sich so sehr auf ein Ereignis, das man in den Tagen vorher an nichts anderes denken und kaum mehr schlafen kann. Man kann es kaum abwarten, bis es endlich so weit ist, weil der Moment verspricht, ein ganz besonderer zu werden – tritt er dann aber ein, sind wir schlecht drauf und können ihn gar nicht richtig genießen. Wir stören uns an gewissen Dingen, die dem besonderen Tag im Wege stehen, vielleicht läuft nicht alles so nach Plan ab, wie wir uns das vorgestellt hatten und genau das sorgt dann dafür, dass unsere Mood Swings nach unten ausschlagen. Und das nervt uns dann noch mehr, weil wir dem Event ursprünglich ja so sehr entgegengefiebert und uns den perfekten Tag ausgemalt hatten. Aber genau hier liegt die Erklärung für das Perfect Moment Syndrom.
Das Perfect Moment Syndrom erklärt
Das Perfect Moment Syndrom ist keine psychologische Störung oder gar eine Krankheit. Belastend ist es trotzdem. Bei dieser häufig auftretenden Phänomenologie handelt es sich um die Tendenz, bestimmte Momente im Leben zu idealisieren und zu hohe Erwartungen aufzubauen. Gibt es dann kleine Abweichungen von dem ausgemalten Plan oder der Vorstellung, wie der perfekte Moment abzulaufen hat, ist das so enttäuschend, dass man direkt schlechte Laune bekommt und den Moment gar nicht mehr genießen kann. Hohe Erwartungen können schließlich schnell enttäuscht werden, Kummer und Frust darüber sind da meisten vorprogrammiert. Häufig tritt das Perfect Moment Syndrom an Tagen auf, die üblicherweise mit hohen Erwartungen verknüpft sind, also Hochzeiten, Geburtstage und andere Feierlichkeiten. Prinzipiell kann das Perfect Moment Syndrom aber in jedem Moment auftreten, auf den wir uns besonders freuen, sei es eine Party, ein Urlaub oder das Abendessen im Sterne-Restaurant. Irgendwie paradox – aber irgendwie auch logisch.
Das Perfect Moment Syndrom ist gar nicht so paradox, wie es sich anhört
Schon komisch, dann haben wir schon das Glück, einen ganz besonderen Moment zu erleben und alles, an was wir denken können, ist unsere schlechte Laune. Klingt paradox, an schönen Ereignissen immer mies drauf zu sein, ist es aber eigentlich gar nicht. Also klar, nerven tut es in jedem Fall, aber irgendwie folgt das Perfect Moment Syndrom auch einer gewissen Logik. Wer sich bestimmte Events im Detail ausmalt und hohe Erwartungen an den "einen Moment" stellt, kann eigentlich gar nicht anders, als enttäuscht zu werden. Denn irgendetwas wird immer anders laufen, als man es erwartet hat. Das muss noch nicht mal schlechter sein oder grandios schief laufen, sondern es reicht schon, wenn irgendwelche Punkte minimal vom Ursprungsplan abweichen. Zack bumm, und schon ist die schlechte Laune am Start. Menschen können nämlich nur schwer damit umgehen, wenn ihre Erwartungen enttäuscht werden. Vor allem, wenn es sich um besondere Momente handelt, die per Definition schon vorschreiben, schön sein zu müssen. Die die Erwartungen sind höher, die Fallhöhe auch. Problem ist: Fallen wird man so oder so.
Wie man sich gegen das Perfect Moment Syndrom wehren kann
Wenn das Perfect Moment Syndrom durch eine überhöhte Erwartungshaltung zustande kommt: Darf man sich dann auf gar nichts mehr freuen? Blödsinn. Vorfreude ist einer der schönsten Gefühle der Welt und der sollte man sich aus Sorge vor schlechter Laune auch gar nicht entziehen. Aber es schadet nicht, eine gesunde Portion Realismus und Flexibilität mit an den Tag zu legen. Das Perfect Moment Syndrom kickt, wenn etwas von der Perfektion abweicht. Wie wär's damit, den Moment vielleicht gar nicht perfektionieren und genau durchplanen zu wollen? Wir wollen Sie damit nicht zu Pessimismus animieren. Aber es schadet nicht, die Perfektion manchmal im Nicht-Perfekten zu suchen und den Dingen einfach ihren freien Lauf zu lassen. Weniger Erwartungen und weniger Druck, dafür lockerer sein und sich schon vorher damit abfinden, dass man manche Dinge eben einfach nicht beeinflussen kann. Uns helfen in so einer Situation vor allem immer zwei Gedankengänge:
So what? Was auch immer passieren mag – ist es wirklich so schlimm, dass der ganzen Tag gelaufen ist? Schmeckt das Essen nicht so gut wie erwartet, hat man nicht trotzdem immer noch tolle Gesellschaft? Kommen ein paar Freund*innen später zur Party als eigentlich geplant, muss man sich davon dann den ganzen Abend versauen lassen? Klares Nein. Auch wenn es völlig okay ist, dass manche Dinge nerven, tut man sich mit einer gewissen "So what?!"-Attitude einen großen Gefallen.
Let them! Das Perfect Moment Syndrom entsteht häufig auch durch Vergleiche. Man sieht auf Instagram, wie es bei anderen (angeblich) läuft und ist enttäuscht, wenn es bei einem selbst nicht ganz so Bilderbuch verdächtig ist. Ganz ehrlich: let them! Lassen Sie die anderen ruhig machen, Sie machen Ihr eigenes Ding und das ist dann sowieso viel cooler. Wer sich nicht mit anderen Menschen oder einer künstlichen Vorstellung vergleicht, lebt deutlich entspannter. Dann kann man die besonderen Momente im Leben zumindest viel besser genießen.