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Perfektionismus: Tugend oder Hindernis?

(Foto: Cover Images)
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Manchmal scheint es schwierig, eine gesunde Balance zwischen Perfektionismus und Schludrigkeit zu halten. Denn beides kann wie ein Bumerang zurückkommen und negative Folgen für uns haben. Man muss sich allerdings nicht zwischen Burn- und Bore-out entscheiden – es gibt Wege, die richtige Dosis Perfektionismus zu finden.

Ist mehr wirklich gleich mehr?

Von Kindesbeinen an werden wir zum Perfektionismus aufgefordert. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der alles andere als Höchstleistungen scheinbar nicht akzeptiert, gar verächtlich beäugt wird. Wer sich allerdings selbst mit nicht weniger als der Bestleistung zufrieden gibt, wird früher oder später darunter leiden. Das Gefühl, inadäquat zu sein, füllt die Sprechstunden von Therapeuten weltweit.
Denn niemand kann immer Höchstleistung bringen. Man muss sich selbst erlauben, Fehler zu machen und anderen Menschen ebenso zugestehen, einmal zu versagen. Psychotherapeut Nils Spitzer mahnte dies im Gespräch mit ‘t-online’ an:
“Wenn jemand in diversen Lebensbereichen extrem hohe Maßstäbe hat und an diesen rigide festhält, weil der eigene Selbstwert davon abhängt, dann kann dies zum Problem werden.”
Die Erkenntnis, dass man von anderen Menschen auch akzeptiert wird, wenn man nicht perfekt ist und einem Fehler unterlaufen, ist somit der erste Schritt zu einem gesünderen Selbstbewusstsein und einer differenzierten Herangehensweise an den Beruf und auch an das Privatleben.

Keine Zeit für Minderwertigkeitskomplexe

Die Gründe, sich gegen übertriebenen Perfektionismus zu entschieden, sind mannigfaltig. Am ehesten werden sie für den Betroffenen selbst zu spüren sein, denn niemand kann jahrzehntelang ohne Motorschäden im höchsten Gang fahren.
Schließlich macht Perfektionismus es schwierig, jemals mit seiner Leistung zufrieden zu sein. Das hat einen ganz einfachen Grund, denn Perfektionisten brauchen naturgemäß mehr Zeit für die Erledigung einer Aufgabe als ihre Kollegen. Daraus entsteht ein Minderwertigkeitsgefühl, das zu Stress führt. Der wiederum kann zu Burn-out, Depressionen und im Extremfall zu einem früheren Tod führen.

Nehmen Sie sich unter die Lupe

Wie bei jedem Problem hilft es, nach den Gründen für das eigene Verhalten zu fragen. Will man immer der Beste sein? Warum? Damit andere einen akzeptieren? Schauen Sie zurück: Hat Ihnen Ihr Perfektionismus in der Vergangenheit geholfen oder stand er Ihnen im Weg? Was waren die schönsten Erlebnisse im vergangenen Jahr? Hatte Ihr Perfektionismus damit irgend etwas zu tun? Wie wichtig ist er dementsprechend für die Zukunft?
Versinkt man in den eigenen Gedanken, ohne voran zu kommen, kann es helfen, einen Therapeuten aufzusuchen, um mit ihm oder ihr das Problem gemeinsam anzugehen.