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Ein Persönlichkeitspsychologe erklärt drei Anzeichen dafür, dass euer Kind später ein Narzisst werden könnte

Caucasian mother and daughter arguing in living room - Copyright: getty images
Caucasian mother and daughter arguing in living room - Copyright: getty images

Sie sind beliebte Charaktere in Romanen und Fernsehserien. Und so manch einer vermutet, dass der Chef oder Lebenspartner einer ist. Die Rede ist von Narzissten. Dabei ist die wissenschaftliche Definition einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nochmal strenger. Und in der Medizin wird eine solche Diagnose auch erst ab dem 18. Lebensjahr diagnostiziert: Sie äußert sich in Form eines erhöhten Selbstwertgefühls, das als eine Art Schutzmechanismus dient.

Craig Malkin hat das Buch „Rethinking Narcissim” geschrieben, außerdem ist er Persönlichkeitspsychologe. Im Interview mit Business Insider erklärt er, dass es bestimmte Anzeichen und Vorstufen gebe, die die Wahrscheinlichkeit einer solchen Diagnose erhöhten.

Ergebnisse einer über 20-jährigen Langzeitstudie eines Forschungsteams vom Williams College in Williamstown, USA, geben Aufschluss darüber, welche Faktoren in der Kindheit einen späteren Narzissmus im Erwachsenenalter begünstigen. Bei dem Forschungsdesign wurden Vorschulkinder beobachtet, die ungesunde narzisstische Züge, wie extreme Anspruchshaltung, Ausbeutungstendenzen sowie Aggression, entwickelten. Die Studie, die im Jahr 2010 veröffentlicht wurde, legte nahe, dass eine Kombination von Faktoren wie ein nachsichtiger oder toleranter Erziehungsstil, genetische Faktoren und frühe Wutausbrüche der Kinder die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Kind in seinen frühen Zwanzigern Narzissmus entwickelt.

Kinder, die als Erwachsene Narzissmus entwickeln, haben häufiger Wutausbrüche als ihre Altersgenossen 

Salopp gesagt, wenn Vorschulkinder häufig und heftig ausflippten, könnte dies ein mögliches Anzeichen für eine zukünftige Diagnose sein, erläutert Malkin.

Zwar sei eine gewisse Melodramatik im Auftreten und eine Neigung zum Egoismus recht gängig bei den meisten Drei- und Vierjährigen, schlichtweg aufgrund ihres Alters. Wenn ein Kind jedoch immer im Mittelpunkt stehen wolle, gewinnen müsse oder dazu neige, andere zu schikanieren, könnte dies auf einen ungesunden Narzissmus hindeuten, so der Persönlichkeitspsychologe.

Das Risiko für Narzissmus steigt, wenn Kinder vernachlässigt, aber auch verhätschelt werden

Laut Malkin kann der Erziehungsstil der Eltern ebenfalls dazu beitragen, dass ein Kind im späteren Lebensalter Narzissmus entwickelt.

Die Langzeit-Studie vom Williams College mit Vorschulkindern zeigte, dass Kinder, die eine autoritäre Erziehung erlebt haben, bei der die Eltern zwar feste Grenzen setzten, aber auch präsent und fürsorglich waren, im Laufe ihres Heranwachsens am ehesten sichere und geborgene Beziehungen entwickelten.

Allerdings hatten Kinder, die zu Wutausbrüchen neigten, die von ihren Eltern ignoriert oder vernachlässigt wurden, ständig verwöhnt wurden und an die übertrieben perfektionistische Ansprüche gestellt wurden, eine höhere Wahrscheinlichkeit, narzisstische Züge zu entwickeln.

Die Erklärung dafür lautet wie folgt: Wenn ein Elternteil nachlässig ist oder Perfektion als Voraussetzung für seine Aufmerksamkeit verlangt, kann ein Kind schnell verinnerlichen, dass es nicht gut genug ist. Als Erwachsene könnten sie ein übermäßiges Gefühl der Selbstherrlichkeit als Schutzmechanismus für ihre zugrunde liegenden Gefühle der Unzulänglichkeit entwickeln.

Aber auch das andere Extrem kann zu narzisstischen Zügen führen, laut Malkin bei Kindern, die übermäßig verwöhnt wurden oder denen vermittelt wurde, dass sie im Vergleich zu anderen Kindern ganz besonders sind.

Natürlich sollte es normal sein und ist es in der Regel auch, dass Eltern fürsorglich sind und somit das Selbstwertgefühl ihrer Kinder stärken. Nur könne es wiederum zu ungesunder Überlegenheit führen, seinem Kind immer das zu geben, was es wolle und ihm zu vermitteln, Anspruch darauf zu haben.

Narzissmus ist zu einem gewissen Grad quasi vererbbar

Nicht jeder vernachlässigende oder übermäßig nachsichtige Elternteil ist selbst ein Narzisst, aber er kann es sein. Wenn das Selbstbild eines narzisstischen Elternteils die Art und Weise seiner Erziehung beeinflusse, könne dies das Risiko des Kindes erhöhen, Narzissmus zu entwickeln, erklärt Psychologe Malkin.

Denn Narzissten glaubten zum Beispiel oft unbewusst, dass "man entweder der Lauteste oder der Außergewöhnlichste ist, oder man ist nichts", so Malkin. Ein Kind könne dieses Schwarz-Weiß-Denken verinnerlichen und auch leben.

Der Persönlichkeitspsychologe Malkin ergänzt: „Es gibt also entweder das Opfer oder den Angreifer, oder es gibt den Gewinner oder den Verlierer.“ Ein Kind, das in einem solchen Umfeld aufwachse, werde sich mit Narzissmus identifizieren. Es gelte: „Ich will überleben und ich will etwas bedeuten, also muss ich wie diese Person sein“, erklärt Malkin den Mechanismus Narzissmus.

Dieser Text wurde aus dem Englischen von Melanie Gelo übersetzt. Das Original lest ihr hier.