Pfand in Deutschland – ein kompliziertes System: So blickst du noch durch

Mehrwegpfand, Einwegpfand, ohne Pfand: Wie funktioniert das Pfandsystem in Deutschland? (Bild: Getty Images)
Mehrwegpfand, Einwegpfand, ohne Pfand: Wie funktioniert das Pfandsystem in Deutschland? (Bild: Getty Images)

Im Bestreben, die Umwelt zu schützen, hat sich in Deutschland über Jahre ein umfangreiches Pfandsystem entwickelt: Es gibt Mehrwegpfand, Einwegpfand, Dosenpfand, Flaschenpfand und pfandfreie Wegwerfflaschen, die nach wie vor im Container landen. Es ist gar nicht so einfach, da immer durchzublicken. Hier findest du Antworten auf alle deine Fragen zum Pfand.

Spätestens seit Einführung des Einwegpfands gehört der Gang zum Flaschenautomaten hierzulande mit zur Einkaufsroutine. Um dem Verbraucher das komplizierte Pfandsystem in Deutschland im Alltag zu erleichtern, wurde in der Pfandverordnung von 2006 festgelegt, dass (Einweg-)Pfandflaschen- und Dosen in allen Geschäften angenommen werden müssen, in denen sie auch verkauft werden. Doch warum ist die Unterscheidung zwischen Mehrwegpfand und Einwegpfand im Alltag wichtig und wie kommt es, dass auf Wein- und Sektflaschen kein Pfand erhoben wird?

Was ist der Unterschied zwischen Einweg- und Mehrwegpfand?

Einwegpfand ist gesetzlich für recycelbare Getränkebehälter aus Kunststoff vorgeschrieben. Die Flaschen und Dosen werden nach der Rückgabe in Sammelstellen gebracht. Hier werden sie sortiert und landen schließlich im Schredder. Das Material wird zum Großteil recycelt und zur Herstellung von neuen Produkten verwendet. Das Einwegpfand beträgt in Deutschland immer 25 Cent. Betroffen sind sämtliche Getränkedosen und die meisten PET-Plastikflaschen. Auch auf manche Glasflaschen wird Einwegpfand erhoben.

Auf alle Pfandprodukte dieser Kategorie prangt das entsprechende Symbol: Abgebildet sind eine schematische Dose und eine PET-Flasche. Darunter schwenkt ein Pfeil von rechts nach links, den Recycle-Prozess symbolisierend. Komplizierter wird es beim Mehrwegpfand, dessen Erhebung im deutschen Pfandsystem freiwillig ist.

Dieses Symbol ist auf allen Einwegpfandflaschen- und Dosen zu finden. Der Pfand beträgt dann immer 25 Cent. (Bild: Getty Images)
Dieses Symbol ist auf allen Einwegpfandflaschen- und Dosen zu finden. Der Pfand beträgt dann immer 25 Cent. (Bild: Getty Images)

Mehrwegpfandflaschen werden nach Rückgabe durch den Verbraucher gereinigt und wiederbefüllt. Es handelt sich dabei in der Regel um Glasflaschen und feste Plastikflaschen. Erstere können laut dem Umweltbundesamt bis zu 50 Mal wiederverwendet werden, letztere bis zu 20 Mal. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass die Hersteller ein großes Interesse daran haben, ihre Mehrwegflaschen wiederzubekommen, weshalb es in dieser Richtung keine gesetzlichen Vorgaben gibt. Daraus erklären sich die vielen unterschiedlichen Pfandsysteme in Deutschland: Mehrwegpfand kann sich auf 8 Cent, 10 Cent oder 15 Cent belaufen. Auf Getränkekisten wird in der Regel ein Pfand von 1,50 Euro erhoben.

Doch wie kann der Verbraucher vor dem Kauf in Erfahrung bringen, ob auf ein Produkt Pfand erhoben wird? Auf allen Flaschen mit Mehrwegsystem prangt auch hier ein entsprechendes Symbol. Allerdings gibt es aufgrund der fehlenden gesetzlichen Regelung kein einheitliches Zeichen, dass im Pfandsystem Deutschland auf den Mehrweg hinweisen würde. Doch es gibt klare Indizien: Zum Beispiel gibt es bei allen Getränken, die in Kisten verkauft werden auch einen Pfand zurück.

Pfandsystem in Deutschland: Was ist pfandfrei und warum?

Das deutsche Pfandsystem soll in erster Linie der Umwelt zugutekommen und die Verwendung von Mehrwegflaschen ist grundsätzlich ökologisch sinnvoll. Doch es hat sich auch gezeigt, dass der Mehrweg unterm Strich sogar umweltschädlich sein kann: Entscheidend ist, dass die Flaschen für die Neubefüllung keine zu langen Transportwege zurücklegen müssen. Ein Negativbeispiel ist das Mexikanische Bier Corona. Die Flaschen werden zweimal um die halbe Welt geschifft, bevor sie wieder zum Verkauf in unseren Supermärkten stehen können. Der hierfür benötigte Kraftstoffverbrauch macht die positive Energiebilanz zunichte, die das Mehrwegsystem verspricht.

Weinflaschen sind nicht dabei, fast jeder Hersteller hat ein eigenes Design für seinen Wein. Das macht ein Pfandsystem schwierig. (Bild: Getty Images)
Weinflaschen sind nicht dabei, fast jeder Hersteller hat ein eigenes Design für seinen Wein. Das macht ein Pfandsystem schwierig. (Bild: Getty Images)

Aus demselben Grund wird auch auf die allermeisten Wein- und Sektflaschen kein Pfand erhoben. Da fast jeder Hersteller ein eigenes Flaschendesign hat, könnten die Flaschen nicht frei unter den Herstellern zirkulieren, wie es bei den genormten Bierflaschen der Fall ist. Der Transport zum Ursprungsland und zurück lohnt sich einfach nicht, zumal die Glasflaschen bei den ordnungsliebenden Deutschen auch ohne besonderen Druck im Recycling-Container landen.

Auch auf Flaschen, die zu groß oder zu klein sind, wird in Deutschland kein Pfand erhoben, da sie nicht die genormten Automaten passen. Ebenfalls zwingt das Bundesumweltamt (BMU) Produkte nicht ins deutsche Pfandsystem, die nur einen relativ kleinen Markt bedienen. So rechtfertige der ökologische Nutzen des Pfandsystems nicht den damit verbundenen Aufwand für Säfte, Milchmischgetränke oder Spirituosen, erklärt das BMU in einem Info-Schreiben zum Pfandsystem in Deutschland aus dem Jahr 2014.