Plus-Size-Bloggerin gibt Barbara Schöneberger Kontra

Dem Fatsuit-Magazincover von Barbara Schöneberger gibt das Netz gerade den “Daumen runter”. Ein Plus-Size-Influencerin findet deutliche Worte.

Noch ohne Shitstorm: Barbara Schöneberger 2018 bei einem Event ihres Magazins in Berlin. (Bild: Getty Images)
Noch ohne Shitstorm: Barbara Schöneberger 2018 bei einem Event ihres Magazins in Berlin. (Bild: Getty Images)

Barbara Schöneberger ist TV-Profi, hat ein eigentlich fortschrittlich gesinntes Frauenmagazin und Witze reißen ist irgendwie Teil ihres Jobs. Doch ein Joke hat für sie jetzt nicht funktioniert. Übergewichtige fühlen sich von der 44-Jährigen verspottet und protestieren im Netz.

Zum Beispiel Tanja Marfo. Sie ist erfolgreiche Unternehmerin, betreibt in Hamburg eine eigene Plus-Size-Model-Agentur und hat 2013 die “Plus Size Fashion Days” in die Berliner Fashion Week gebracht. Allein auf Instagram interessieren sich fast 30.000 Follower dafür, was die 39-jährige Mutter zum Thema Körpervielfalt zu sagen hat.

Die Vorgeschichte: Schöneberger erntet Shitstorm für neues “Barbara”-Cover

Auf ihrer Webseite “Kurvenrausch” schreibt sie: “Es darf bitte nicht weiter geleugnet werden, dass dicke Frauen und Männer existieren und auch ein Anrecht auf Mode haben. Wir verdienen eine Auswahl, ein Angebot, wir haben ein Recht darauf, uns modisch zu kleiden.”

Body Positivity in der Fashion-Industrie: ein Status Quo

Da Marfo auch bloggt, reicht ihre Community weit über Instagram hinaus. Auf Instagram geht’s ja weniger um Worte, sondern ums Visuelle – und da hat Schöneberger kürzlich einen umstrittenen Post abgesetzt: Sie hinter den Kulissen zum Cover-Fotoshooting für die Märzausgabe ihres Printmagazins “Barbara”. In einen Fatsuit gekleidet, ein Buffet leerräumend. “Tschuldigung, nichts gegen Dicke, bin selber eine”, kichert sie in die Kamera.

Im Fatsuit ist sie dann auch auf dem Titelblatt zu sehen. Betitelt mit: “Stimmt was nicht?” und weiter: “Wer entscheidet heute eigentlich, was schön ist?” Thema im Heft: Frauen sollten sich mit ihren Körpern anfreunden und vom gängigen Schönheitsideal in den Medien nicht einschüchtern lassen. Gut gemeint, sagen einige – aber mies umgesetzt, finden viele. Im Fatsuit? Das Buffet plündernd? Womöglich auch noch “nackt”? So viele Klischees auf einmal – die Frauen jetzt stärker provozieren als das eh schon übliche Gedisse von Übergewichtigen.

“Beschämend”, “Einfach eine dumme Frau” oder “Was ist das für ein Mist”, heißt es im Netz. Tanja Marfo wird ausführlicher. Auf Instagram sogar. Und erklärt, dass sie Babara Schöneberger eigentlich schätze, und auch einmal in ihrem Magazin vertreten war. Doch das Cover und das Instagram-Video verschlügen ihr die Sprache: “Ich sehe dich in der Verantwortung für Vielfalt einzustehen, denn das macht deine Zeitschrift eigentlich aus”, schreibt sie, und fügt hinzu “Schau dich um in der Medienwelt, sie zeigt keine unterschiedlichen Körperformen. Dabei brauchen wir Diversität so dringend, nur nicht in Fatsuits!”.

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(Werbung) Liebe Barbara, @barbara.schoeneberger was soll ich sagen und wo fange ich an?! Ich mag dein Magazin, deine teilweise überspitzte Art die Dinge anzusprechen und beim Namen zu nennen. Ich war selbst mal in deinem Heft und bin ein großer Fan von Vielfalt in allen Bereichen. . Das aktuelle Cover des Barbara Magazines jedoch verschlug mir die Sprache. Als schlanke Frau einen Fatsuit zu tragen? Ich weiß nicht?! Dann auch noch das Video auf deinem Instagram Kanal indem du mit einer großen Kelle, im Fatsuit, Essen aus einer riesen Schale in Dich hineinstopfst. Du sagst du seist selber dick und hast nichts gegen dicke Menschen… Dann noch die Fotos deines Visagisten, der dieses Thema auch zu witzig fand und sich fragte, wem der Fatsuit wohl besser stehen würde. . . Stimmt was nicht?" Diese Frage steht auf deinem Cover und ich gebe sie gerne an dich zurück. Denn es stimmt so vieles mit diesem Bild und dem Umgang mit der Darstellung von dicken Körpern nicht!! Ich trage meinen Fatsuit nämlich jeden Tag und kann ihn nicht nach einem kurzen Shooting wieder ablegen. Es ist OK für mich, ich bin im reinen mit mir. Nur geht es nicht allen Menschen so und das ist dir sicher bewusst. . #meinkoerperistkeinkostüm . Ich sehe dich in der Verantwortung für Vielfalt einzustehen, denn das macht deine Zeitschrift eigentlich aus. Sie uns lächerliche zu ziehen ist nicht deine Aufgabe. Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass es nicht in Ordnung ist dicke Menschen zu diskriminieren oder sich über sie lustig zu machen. Dicke sind keine Witzfiguren! . Schau dich um in der Medienwelt, sie zeigt keine unterschiedlichen Körperformen. Dabei brauchen wir Diversität so dringend, nur nicht in Fatsuits! Sie würde unseren jungen Erwachsenen so sehr helfen. . Unterstützt @schoenwild und mich. Für weniger Diskriminierung und mehr Vielfalt in den Medien. Tagged uns auf euren Bildern und nutzt mit uns gemeinsam die Hashtags #medienseidmutiger #meinkoerperistkeinkostuem #whataboutus #fuermehrvielfaltindenmedien . Bitte bleibt sachlich und nett bei dieser Aktion. Wir möchten Aufmerksamkeit für eine gute Sache. Gemeinsam geht es besser. Danke an @ulfkrueger für das spontane Fotoshooting

A post shared by Tanja Marfo (@kurvenrausch) on Feb 12, 2019 at 11:02am PST

Der Kern von Marfos Post: Sich als schlanker Mensch einen Fatsuit anzuziehen ist noch lange keine Medienkritik. Barbara Schönebergers Insta-Profil ist in dem Post verlinkt, reagiert hat sie bislang nicht. Dafür die Follower: “klasse”, “wahr” oder “super” findet die Mehrheit Marfos Kontra.

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