Polizei nimmt nach tödlichem Hostelbrand in Neuseeland mutmaßlichen Brandstifter fest

Nach einem Brand in einem Hostel in Neuseeland mit mindestens sechs Toten hat die Polizei einen Mann wegen mutmaßlicher Brandstiftung festgenommen.
Nach einem Brand in einem Hostel in Neuseeland mit mindestens sechs Toten hat die Polizei einen Mann wegen mutmaßlicher Brandstiftung festgenommen.

Die neuseeländische Polizei vermutet einen Brandstifter hinter dem Feuer mit mindestens sechs Toten in einem Hostel in der Hauptstadt Wellington. Ein Mann sei festgenommen worden und müsse sich nun wegen mutmaßlicher Brandstiftung vor dem Bezirksgericht in Wellington verantworten, teilte die Polizei am Donnerstag mit. "Schwerwiegendere Anklagepunkte" gegen ihn seien nicht ausgeschlossen. Es werde kein weiterer Verdächtiger im Zusammenhang mit dem Brand gesucht. Unterdessen konnten die Rettungskräfte aufgrund der Umstände vor Ort erst zwei Todesopfer aus den Trümmern bergen.

Als der Brand in der Pension "Loafers Lodge" im Zentrum Wellingtons in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) ausbrach, hielten sich dort mindestens 90 Menschen auf. Mindestens sechs Menschen starben bei dem Feuer, 21 weitere wurden verletzt.

Die Feuerwehr hat bisher mindestens sechs Todesopfer im Inneren des Hostels lokalisiert. Aus Sicherheitsgründen konnten jedoch erst zwei Leichen aus dem Gebäude geborgen werden. Ein weißes Auto brachte die Todesopfer am Donnerstag von der Unfallstelle weg, Rettungskräfte verneigten sich, eine Mann und eine Frau stimmten als Zeichen des Respekts ein Lied an.

Die Brandschäden innerhalb des vierstöckigen Gebäudes waren nach Angaben der Feuerwehr "immens", verkohlte Trümmer türmten sich auf bis zu einen Meter Höhe. Da das Dachs des Gebäudes eingestürzt war, konnten die Rettungskräfte zunächst nicht alle 92 Zimmer nach möglichen weiteren Opfern durchsuchen. Es wird daher befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer deutlich höher ist als bisher bekannt.

Premierminister Chris Hipkins hatte den Brand am Dienstag als "absolute Tragödie" bezeichnet und eine gründliche Aufklärung versprochen. Wellingtons Bürgermeisterin Tory Whanau sprach von einem "erschütternden" Ereignis.

Überlebenden zufolge lösten die Rauchmelder im "Loafers Lodge" zwar Alarm aus, dies sei jedoch in der Vergangenheit schon so oft geschehen, dass sie ihn ignoriert hätten. Ein Überlebender berichtete, er habe sein Zimmer nur verlassen, weil er eine Zigarette rauchen wollte. Auf dem Weg nach draußen habe er den Rauch im Treppenhaus bemerkt und andere Gäste auf seinem Stockwerk durch Klopfen und Rufe alarmiert.

Ein Langzeitbewohner des Hostels, Hemi Lewis, berichtete Journalisten gegenüber, er sei auf allen Vieren aus seinem Zimmer heraus und die drei Stockwerke bis zum Erdgeschoss hinunter gekrochen. "Überall war Rauch, ich konnte kaum atmen", sagte der 56-Jährige, der seit vier Monaten im "Loafers Lodge" lebte. "Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll", sagte er weiter. "Ich habe alles verloren."

Nach Angaben des stellvertretenden Leiters der neuseeländischen Notdienste, Brendan Nally, war das Hostel nicht mit einer Sprinkleranlage ausgestattet. Im "Loafers Lodge", das vor dem Brand mit seinen günstigen Preisen warb, waren viele Schichtarbeiter und Langzeitgäste untergebracht. Nach Angaben von Wellingtons Bürgermeisterin Tory Whanau waren darunter insbesondere Menschen mit geringem Einkommen und Gäste, die sich nur "vorübergehend" in Neuseeland aufhielten.

loc/se