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Rumänische Designer werfen Dior Fashion-Diebstahl vor – und gründen eigenes Label

Viele Modedesigner lassen sich von traditionellen Mustern, Textilien und Schnitten verschiedenster Kulturen inspirieren. Das Luxuslabel Dior aber trieb es damit offensichtlich zu weit und zog den Unmut einer ganzen Region in Rumänien auf sich. Doch anstatt sich einfach öffentlich darüber aufzuregen, hat die auf die bestmögliche Art reagiert.

„Ich trage ein Haute-Culture-Stück, ursprünglich aus Bihor. Zusammen können wir rumänische Traditionen auf bihorcouture.com retten. “

Jedes Jahr aufs neue warten Fashionistas, Fans und Fachleute auf die neuen Kollektionen der großen Modenhäuser. Als Dior 2017 mit der Pre-Fall-Kollektion herauskam, wurden einige Fashion-Fans aus Rumänien aber stutzig – konkret ging es um einen Mantel, bestehend aus einer aufwendig bestickten Weste und fließendem transparentem Mesh.

Die Ähnlichkeit zu der traditionellen Kleidung aus dem Kreis Bihor ist nicht zu übersehen. (Bild: Christian Dior)
Die Ähnlichkeit zu der traditionellen Kleidung aus dem Kreis Bihor ist nicht zu übersehen. (Bild: Christian Dior)

Das Stück im Wert von etwa 30.000 Euro ähnelte in den Augen der Bewohner der rumänischen Region Bihor auffällig stark der traditionellen Kleidung ihrer Heimat. Sowohl Stoff, Verarbeitung als auch der Schnitt schienen eindeutig vom rumänischen Original abgekupfert worden zu sein. Und auch andere Stücke der Kollektion zeigten Ähnlichkeiten.

Was manch einer auch als Kompliment verstehen könnte, sorgte bei den Bewohnern der Gegend für Aufregung. Sich von traditionellen Kleidungsstücken inspirieren zu lassen, sei die eine Sache, den Erfolg und Erlös jedoch ausschließlich in die eigene Tasche zu stecken – das fanden die Menschen in Bihor unfair. Vor allem, weil Rumänien an sich schon ein sehr armes Land ist und der Kreis Bihor als extrem arm gilt.

„Die #BihorCouture-Kampagne wurde nicht von La blouse roumaine entwickelt oder unterstützt, obwohl sie auf der #GiveCredit #BihornotDior-Kampagne basiert, die wir 2017 gestartet haben. Wir werden bald mit einer detaillierten Ankündigung zurückkommen. Danke für Ihr Verständnis.“

Aus diesem Grund wurden ein paar Designer aus der Gegend aktiv und schlugen den Moderiesen mit seinen eigenen Waffen: Sie entwickelten das Label „Bihor Couture“. Die Entwürfe liegen nah an den traditionellen Kleidungsstücken aus der Region, sind aber in Verarbeitung, Passform und Funktionalität an heutige Maßstäbe angepasst. Und das Beste: Sie sind weitaus erschwinglicher als die teuren Designerteile des Luxuslabels.

Auf der Website von „Bihor Couture“ heißt es zu dem Projekt von den Initiatorinnen Sabina Ioana Popa, Alexandra Albu und Adina Cirstea: „Klar ist es sinnvoll, sich inspirieren zu lassen. Aber wir finden es etwas unfair, dass weder Geld noch PR an die Gemeinschaft gehen, die darum kämpft, Traditionen am Leben zu erhalten. Infolgedessen sterben diese Traditionen.“

Während der modische Bezug zur Kultur des jeweiligen Landes vielerorts auf der Welt zurückgeht und traditionelle Kleidungsstücke aus dem Alltag verschwinden, haben es die Menschen in Bihor gemeinsam geschafft, ein wichtiges Stück kulturellen Erbes zu bewahren.