Rundum gesund? Das steckt in probiotischen Lebensmitteln
Sie sollen die Darmflora aufbauen, das Immunsystem stärken und bei Verstopfungen helfen: Probiotische Lebensmittel werden als äußerst gesundheitsfördernd angepriesen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff und wie wirken probiotische Speisen wirklich im Körper?
Der Begriff „probiotisch“ setzt sich aus dem Lateinischen und Griechischen zusammen und bedeutet so viel wie „für das Leben“. Das passt – werden doch Lebensmittel dann als probiotisch bezeichnet, wenn sie über lebende Mikroorganismen verfügen. Zu diesen Mikroorganismen gehören Milchsäurebakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien sowie bestimmte Hefepilze.
Die Milchsäurebakterien sind so widerstandsfähig, dass sie den Verdauungsprozess in Magen und Darm überleben können. Etwa 10 bis 40 Prozent der Bakterien erreichen lebend den Dickdarm, können sich dort vermehren und die dort vorhandenen Bakterienkulturen neu aufbauen oder ersetzen. Ungesunde Bakterien sollen dadurch in Schach gehalten und verdrängt werden, heißt es in vielen Foren und Ratgebern.
Welche Lebensmittel sind probiotisch?
Joghurt, Sauerkraut, Kefir, Apfelessig, Sauerteigbrot, Kombucha oder Kimchi enthalten jede Menge Milchsäurebakterien und gelten daher als probiotisch. Auch einige Käsesorten wie Parmesan, Cheddar, Gouda oder Mozzarella enthalten die Bakterien.
Weil probiotischen Nahrungsmitteln eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird, gibt es auch allerlei Zusatzpräparate und Nahrungsergänzungsmittel, die lebensfähige Bakterien und Hefepilze enthalten.
Wirkung und Sicherheit
Doch wer sich jetzt ein Wochenration an Kefir zulegt und regelmäßig auf probiotische Präparate setzt, dem sei gesagt: Die tatsächliche Wirkung probiotischer Lebensmittel auf Darmflora und Immunsystem ist wissenschaftlich nur unzureichend belegt. Aus diesem Grund wurde es Herstellern probiotischer Lebensmittel auch untersagt, mit den gesundheitlichen Vorteilen ihrer Produkte zu werben. Claims wie „aktiviert die Abwehrkräfte“ oder „fördert die Laktoseverdauung“, die viele noch aus früherer Reklame kennen, wurden 2012 von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) verboten.
Als erwiesen gilt jedoch, dass sich bestimmte Stämme von Laktobazillen eignen, um beispielsweise Durchfallerkrankungen nach der Einnahme von Antibiotika vorzubeugen. Auch für Menschen, die Schwierigkeiten mit der Laktoseverdauung haben, können Probiotika hilfreich sein. Das ultimative Geheimnis für ein gesundes Immunsystem verbirgt sich hinter Probiotika also nicht unbedingt. Aber immerhin sind die meisten probiotischen Lebensmittel ziemlich lecker und schaden können sie, in Maßen konsumiert, sicherlich nicht.