Russisches Gericht verlängert U-Haft von US-Reporter Gershkovich um drei Monate
Die Untersuchungshaft des US-Journalisten Evan Gershkovich in Russland ist um drei Monate verlängert worden. Die Haftzeit werde bis zum 30. November verlängert, teilte ein Sprecher des zuständigen Moskauer Gerichts am Donnerstag mit. Der Reporter des "Wall Street Journal" war im März wegen Spionagevorwürfen festgenommen worden.
Die Anhörung zur Haftverlängerung des US-Journalisten fand hinter verschlossenen Türen statt. Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, wie der 31-Jährige von maskierten Männern in den Gerichtssaal eskortiert wurde. Gershkovich trug dabei Handschellen, er war in Jeans und ein kariertes Hemd gekleidet. Nach der Anhörung verließ eine Anwältin des Reporters den Gerichtssaal, ohne einen Kommentar abzugeben.
Das "Wall Street Journal" kritisierte die Entscheidung und forderte erneut die sofortige Freilassung seines Reporters. "Wir sind tief enttäuscht, dass er weiter willkürlich und unrechtmäßig festgehalten wird, dafür, dass er seiner Arbeit als Journalist nachgeht", erklärte die US-Zeitung.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte die Freilassung des Journalisten. Die Entscheidung des Gerichts zeige, dass es in Russland "keine fairen Prozesse" gebe, sagte sie. Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) verurteilte das Verfahren gegen Gershkovich als "absurd".
Dem US-Journalisten wird unter anderem vorgeworfen, Informationen über die russische Rüstungsindustrie gesammelt zu haben. Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Spionage-Anschuldigungen zurück.
Die russische Justiz hat keine Belege für ihre Anschuldigungen veröffentlicht. Das juristische Verfahren gegen Gershkovich wurde als geheim eingestuft. Seit seiner Festnahme befindet er sich im Moskauer Gefängnis Lefortowo. Die Haftanstalt ist dafür bekannt, dass die Häftlinge dort in fast vollständiger Isolation einsitzen.
Gershkovich war am 29. März während eines Reportage-Einsatzes im russischen Jekaterinburg festgenommen worden. Der 31-Jährige ist der erste ausländische Journalist, der seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Russland wegen Spionageverdachts festgenommen wurde.
US-Präsident Joe Biden hat die Freilassung von Gershkovich gefordert. Die US-Regierung hatte im Juli jedoch mitgeteilt, dass es trotz Verhandlungen auf hochrangiger Ebene noch keinen "Pfad" für die Rückkehr des Reporters in sein Heimatland gebe. Die Festnahme des US-Journalisten war vor dem Hintergrund der durch den Ukraine-Konflikt stark angeheizten Spannungen zwischen Russland und den USA erfolgt.
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