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Sak Yant: Kambodschas magische Tattoos sollen ihre Träger unverwundbar machen

Auch Hollywoodstar Angelina Jolie trägt die magischen Zeichen aus Kambodscha. Foto: AP Photo/Kevork Djansezian
Auch Hollywoodstar Angelina Jolie trägt die magischen Zeichen aus Kambodscha. Foto: AP Photo/Kevork Djansezian

Ob Glück in der Liebe oder Erfolg im Job: Die kambodschanischen Sak Yant Tattoos sollen ihre Träger vor allerlei Unheil bewahren. Auch Hollywoodstars lieben die zauberhaften Zeichen.

Ob ausladendes Arschgeweih, die kleine Elfe über dem Hüftknochen oder den Bizeps voller Tribals – hierzulande haben Tattoos genau so viel Bedeutung, wie ihre Träger ihnen zumessen. Der kleine Schmetterling wird später als Jugendsünde abgetan. Che Guevara wird vor dem ersten festen Job weggelasert, bevor die ganze Büro-Etage einen als gescheiterten Revoluzzer verhöhnt.

Früher ließen sich hauptsächlich Krieger die magischen Zeichen stechen. Sie sollen ihren Träger im Kampf beschützen.
Früher ließen sich hauptsächlich Krieger die magischen Zeichen stechen. Sie sollen ihren Träger im Kampf beschützen.

In Kambodscha ist das anders. Denn dort, so heißt es, haben Tattoos Zauberkräfte. Sak Yant heißen die magischen Bilder und je nach Form, sagt man, beschützen sie ihre Träger vor allerlei Übel.

Ein Sak Yant kann seinen Träger vor Messer- oder Schusswunden bewahren, weswegen auch Phnom Penhs Straßengangs oft mit den buddhistischen Tattoos zu sehen sind. Aber es kann auch Verhandlungsgeschick für Geschäftsmänner bescheren, Glück in der Liebe heraufbeschwören, oder jegliche Art von Dämonen vertreiben.

Ein Mönch mit traditionellem Sak Yant. – Foto: AP Photo/David Longstreath
Ein Mönch mit traditionellem Sak Yant. – Foto: AP Photo/David Longstreath

Welche Form das Tattoo hat und an welcher Stelle es getragen wird, entscheidet man nicht selber, sondern lässt es von einem Mönch bestimmen. Dieser liest die Aura seiner Klienten und entscheidet dann, welches Symbol das richtige für einen ist. Ein super Deal für Entscheidungsmüde also. Sak Yants werden traditionellerweise mit einem langen, spitzen Bambusstab gestochen, der durch das penetrante Klopfen eines Mönches immer und immer wieder durch die Haut fährt.

Sak Yant Tattoos werden mit einem langen Stab gestochen. Hier ist er aus Eisen.
Sak Yant Tattoos werden mit einem langen Stab gestochen. Hier ist er aus Eisen.

Ursprünglich ließen sich Krieger die schützenden Tattoos von buddhistischen Mönchen verpassen. Sie trugen die magischen Zeichen am ganzen Körper, vom Kopf bis zur Fußspitze. Das sollte ihnen Schutz und Stärke im Kampf garantieren und sie vor umherfliegenden Messern und Pfeilen schützen. Tätowierte Frauen gab es keine – das ist heute anders. In den kambodschanischen Tattoo-Tempeln trifft man Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, Einheimische und Touristen. Selbst Hollywoodstars wie Angelina Jolie haben sich die magischen Zeichen stechen lassen.

Ein paar Designs für Sak Yant Tattoos
Ein paar Designs für Sak Yant Tattoos

Wer sich für ein Sak Yant entscheidet, sollte einiges beachten. Früher beinhaltete das Tätowieren viele Sitzungen bei einem Mönch, der über die richtige Art zu leben aufklärte. Heute wird das so oft nicht mehr praktiziert, trotzdem gibt es ein paar Regeln zu befolgen, wenn das Tattoo dem Träger seine göttliche Wirkung offenbaren soll. Die Regeln variieren von Tempel zu Tempel, im thailändischen Wat Bang Phra, wo Sak Yant ebenfalls praktiziert wird, gehören unter anderem diese dazu:

– Du darfst keine Sternenfrucht, Kürbisse oder andere mit dem Kürbis verwandte Früchte essen

– Du darfst nicht der Liebhaber von jemandem sein, der bereits verheiratet ist

– Du darfst auf keinen Fall die Mutter von irgendeinem anderen beleidigen

– Du darfst auf keiner Hochzeitsfeier oder auf Beerdigungen essen

– Du darfst nicht unter einer Wäscheleine laufen oder unter Gebäuden, die einen Überhang haben

– Du darfst nicht auf einem Keramik Gefäß sitzen. Erst recht nicht, wenn es einen Riss hat oder zerbrochen ist

Wer damit leben kann, der muss sich jetzt nur noch den passenden Tempel aussuchen und dann kann es auch schon losgehen. Inspiration gibt es zum Beispiel bei The Khmer Empire Tattoo oder bei Sak Yant Khmer. Termine werden keine vergeben, früh aufstehen lohnt sich also. Die traditionellen Opfergaben für ein Tattoo sind Zigaretten, eine Kerze, Räucherstäbchen und eine Orchidee. Die Kosten dafür betragen etwa 1,20 Euro. Der Rest geschieht meist auf Spendenbasis und liegt im Ermessen des Tätowierten.

Oft suchen die Mönche für das Tattoo eine Stelle auf dem Rücken aus
Oft suchen die Mönche für das Tattoo eine Stelle auf dem Rücken aus

Die Prozedur mit dem Bambusstock dauert etwas länger als im Tattoo-Studio in Castrop-Rauxel, ist aber erstaunlich filigran. Abschließend bespricht der Mönch das Tattoo, damit es seine magische Wirkung voll entfalten kann.

Übrigens: Angelina Jolie trägt das Yant Hah Taew auf der Schulter. Die fünf heiligen Linien. Es heißt, das sei das umfassendste und vielseitigste der Sak Yants. Es steht für Güte, Erfolg, und Glück; sowie für Schutz vor dem Bösen und vor Unglück. Seitdem Miss Jolie das Sak Yant Abendkleid tauglich gemacht hat, pilgern Jahr für Jahr immer mehr Frauen zu den heiligen Tattoo-Tempeln, die genau dieselben Zeichen haben wollen. Da es in Kambodscha allerdings in vielen Gegenden verpönt ist, wenn auch Frauen tätowiert sind, lassen sie sich einfach ein unsichtbares Tattoo stechen. Gesegnet wird es trotzdem und es soll mindestens genauso viel Glück bringen.

Fotos: AP Photo/Kevork Djansezian, AP Photo/David Longstreath, The Khmer Empire Tattoo, Sak Yant Khmer