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Salman Rushdie nach Attacke auf dem Weg der Besserung

Chautauqua (dpa) - Nach dem Messerangriff auf Salman Rushdie soll der britisch-indische Autor auf dem Wege der Besserung sein. Berichten zufolge wird er nicht mehr künstlich beatmet. Am Samstag (Ortszeit) habe er bereits wieder sprechen können, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf seinen Literaturagenten Andrew Wylie. Gegen den Mann, der den Schriftsteller im US-Bundesstaat New York auf der Bühne angegriffen hatte, wird laut Polizei wegen versuchten Mordes zweiten Grades und Körperverletzung zweiten Grades ermittelt. Der 24 Jahre alte mutmaßliche Täter sitzt demnach in Untersuchungshaft.

Zu einem Tatmotiv gab es weiter keine Angaben. Mord zweiten Grades ist ein eigenständiger Tatbestand im US-Rechtssystem zum Tod eines Menschen. Er kann im Bundesstaat New York mit jahrelangen Haftstrafen belegt werden.

Schwere Verletzungen

Rushdie wurde laut US-Medien weiter in einem Krankenhaus in Erie im angrenzenden Bundesstaat Pennsylvania behandelt. Aber sein Zustand scheint sich etwas gebessert zu haben. Sein Schriftstellerkollege Aatish Taseer hatte auf Twitter geschrieben, Rushdie mache schon Witze. Der Tweet wurde aber offenbar später wieder gelöscht. Prominente und Politiker aus aller Welt verurteilten unterdessen den Messerangriff auf Rushdie und wünschten ihm eine schnelle Genesung.

Rushdie war am Freitag bei einer Veranstaltung in Chautauqua im Westen New Yorks attackiert worden. Wenige Minute zuvor hatte er die Bühne betreten, um über verfolgte Künstler zu sprechen.

Der 75-Jährige sei im Krankenhaus operiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen worden, hatte sein Agent Wylie am Freitagabend der «New York Times» mitgeteilt. Er könne nicht sprechen und werde wahrscheinlich ein Auge verlieren. Außerdem seien Nervenstränge in seinem Arm durchtrennt und seine Leber beschädigt worden.

Religionsführer rief zur Tötung Rushdies auf

Rushdie wird seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt. Wegen seines Werks «Die satanischen Verse» aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini zur Tötung des Autors aufgefordert. Er warf Rushdie vor, in seinem Roman den Islam, den Propheten und den Koran beleidigt zu haben.

In dem Buch kommt unter anderem eine Figur vor, die dem Propheten Mohammed ähnelt. Die Kritik lautet, dass Rushdie den göttlichen Ursprung des Koran in Frage stellte. Auf das Todesurteil folgten damals eine dramatische Flucht Rushdies und jahrelanges Verstecken. Seit mehr als 20 Jahren lebt er nun in New York.

Genesungswünsche aus aller Welt

Zahlreiche Politiker verurteilten die Gewalttat gegen Rushdie und betonten die Bedeutung von Grundrechten und Meinungsfreiheit. US-Präsident Joe Biden lobte, Rushdie habe sich nicht einschüchtern lassen und stehe für «wesentliche, universelle Werte» wie Wahrheit, Mut und Widerstandsfähigkeit. Der EU-Außenbeauftragt Josep Borrell schrieb bei Twitter: «Eine internationale Ablehnung solcher krimineller Handlungen, die Grundrechte und Freiheiten verletzen, ist der einzige Weg zu einer besseren und friedlicheren Welt.»

Der israelische Regierungschef Jair Lapid sah die Schuld an dem Angriff auch bei der Führung des Irans. Der Vorfall sei «das Resultat von Jahrzehnten der Aufwiegelung, angeführt durch das extremistische Regime in Teheran», schrieb Lapid bei Twitter.

Von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hieß es: «Wer diesen Mordanschlag nun auch noch rechtfertigt, verbreitet nichts anderes als Hass und Extremismus. Wer an ein friedliches Zusammenleben glaubt, muss sich dem klar und konsequent entgegenstellen.» Kanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb bei Twitter: «Was für eine abscheuliche Tat!». Er wünschte dem Autor viel Kraft für die Genesung.

Das deutsche PEN-Zentrum in Darmstadt verurteilte den Anschlag auf den Schriftsteller ebenfalls scharf. «Wir sind zutiefst schockiert über den Angriff», teilte am Samstag Generalsekretärin Claudia Guderian mit. Der Schriftsteller lebe «für die Freiheit des Wortes» seit nunmehr 30 Jahren unter Todesbedrohung. «Einen solchen Anschlag auf sein Leben hat es bislang nicht gegeben.»

Die britische Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling wurde nach dem Angriff auf Rushdie online bedroht. Rowling hatte am Freitag auf Twitter ihr Entsetzen über die Gewalttat ausgedrückt und über Rushdie geschrieben: «Ich hoffe, er ist okay.» Daraufhin antwortete ein anderer Nutzer: «Keine Sorge, du bist die nächste.» (original: «Don't worry you are next»).