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Schüler müssen in Berlin nicht mehr in die Schule: Deutschlands Lehrer-Verbandschef kritisiert Entscheidung scharf

In Berlin kommt auf einige Eltern wieder das Home Schooling bis Februar zu. Bis dahin ist die Präsenzpflicht an den Schulen ausgesetzt.
In Berlin kommt auf einige Eltern wieder das Home Schooling bis Februar zu. Bis dahin ist die Präsenzpflicht an den Schulen ausgesetzt.

Der Chef des deutschen Lehrerverbands hat die Entscheidung des Berliner Senats, die Präsenzpflicht in der Schule aufzuheben, scharf kritisiert. "Es ist auch ein Eingeständnis der Politik, dass die Schulen - anders als zuvor versprochen – keine sicheren Orte mehr sind", sagt Hans-Peter Meidinger Business Insider.

Hintergrund: Bis Ende Februar hat der Berliner Senat die Präsenzpflicht an Schulen ausgesetzt. Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse will den Familien damit vorübergehend ermöglich flexibler zu entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken möchten oder nicht. Hintergrund des Beschlusses war eine Ankündigung der Berliner Amtsärzte die Kontaktnachverfolgung für Schülerinnen und Schüler zu beenden und direkte Kontaktpersonen nicht mehr in Quarantäne zu schicken. "So kommen wir besorgten Eltern entgegen und sichern gleichzeitig die Beschulung und Betreuung für all diejenigen die zur Schule gehen möchte", heißt es in der Pressemitteilung von Bildungssenatorin Busse.

Meidinger sieht darin nur eine Notmaßnahme: Die Aufhebung der Präsenzpflicht müsse nämlich nur dann ergriffen werden, wenn andere Möglichkeiten, das Infektionsgeschehen an Schulen einzudämmen, nicht zur Verfügung stünden. Eltern hätten diese Maßnahme eingefordert, weil sie kein Vertrauen mehr in die Gesundheitsschutzmaßnahmen an Schulen hätten und um die Gesundheit ihrer Kinder fürchteten.

Die Aufhebung der Präsenzpflicht hat Nachteile

Dabei hat die ausgesetzte Präsenzpflicht aus Sicht des Lehrerverbands auch Nachteile: Ein geordneter Unterrichtsbetrieb und eine angemessener Lernfortschritt seien kaum möglich, weil die gleichzeitige Betreuung von Präsenz- und Distanzlernenden durch Lehrkräfte im Grunde nicht umzusetzen sei, so Lehrerverbands-Chef Meidinger. "Dazu kommt, dass zum Teil die ,falschen‘ Kinder zuhause bleiben und sich dem Präsenzunterricht entziehen, also Kinder, die die direkte persönliche Unterstützung durch Lehrkräfte besonders brauchen", sagt er.

Meidinger sieht darin auch eine erneute Gefahr für Kinder, die sowieso schon Lernlücken haben: Mit der Aufhebung der Präsenzpflicht werde das Corona-Aufholprogramm vorübergehend ausgebremst,- "die Lücken werden in diesem Zeitraum eher größer als kleiner werden", befürchtet Meidinger.

Hinzukommt: Eine fehlende Präsenzpflicht ermöglicht es Eltern zwar flexibler zu entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht. Doch gerade bei letzterer Möglichkeit würden zusätzliche Belastungen auf sie zukommen, zumal der Zeitraum bis Ende Februar relativ lang sei, so Meidinger.