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Wie schafft man es, 15 Kilogramm in sechs Wochen zuzunehmen?

"Ich kam mir vor wie eine Gans, die gemästet werden muss", sagt Hollyood-Star Mark Ruffalo. Für seine Doppelrolle in der Mini-Serie "I Know This Much Is True" musste er erst zehn Kilogramm abspecken, um dann wieder 15 Kilo draufzupacken. Ein Horrortrip, über den er nun im Interview spricht.

Mark Ruffalo glänzt in der sechsteilige Mini-Serie "I Know This Much Is True", die ab dem 10. Mai auf Sky zu sehen ist, in einer Doppelrolle: Er spielt die Birdsey-Brüder Dominick, einen geschiedenen Maler, und Thomas, der an Schizophrenie leidet. Obwohl sie eineiige Zwillinge sind, könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein - sowohl psychisch als auch physisch. Eine ganz neue Herausforderung für den 52-Jährigen, der sein großes Talent bereits mit Filmen wie "Avengers", "Shutter Island", "Spotlight" oder "Vergiss Mein Nicht" unter Beweis stellte.

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Doch was er nun zeigt, lässt kein Auge trocken. Ruffalo selbst war während der Dreharbeiten extrem emotional, denn die Geschichte der Geschwister ging ihm persönlich sehr nah. Sein Bruder, Scott Ruffalo, nahm sich im Dezember 2008 das Leben. Die beiden trennte nur ein Jahr Altersunterschied, sie wurden stets als die "italienischen Zwillinge" bezeichnet. Auch körperlich brachte ihn die Rolle an seine Grenzen, denn Ruffalo musste zunächst zehn Kilogramm abnehmen, um kurz darauf wieder 15 Kilogramm zuzunehmen.

"I Know This Much Is True" ist eine herzzerreißende Geschichte, die auf dem 900 Seiten Roman "Früh am Morgen beginnt die Nacht" von Wally Lamb (1998) basiert. Sie erzählt von familiären Bindungen, Liebe, Verlust, Aufopferung und psychischen Erkrankungen.

teleschau: Sie spielen eine Doppelrolle: Dominick und Thomas, die sich nicht nur durch ihre verschiedenen Charaktere, sondern auch äußerlich unterscheiden. Wie funktionierte das?

Mark Ruffalo: Wir drehten zuerst sieben Wochen lang meine Rolle als Dominick. Dann hatte ich sechs Wochen Drehstop, in denen ich knapp 15 Kilogramm zunehmen musste. Das gab mir gleichzeitig die Möglichkeit, mich in die Rolle von Thomas hineinzuversetzen und herauszufinden, was diese psychische Krankheit in einem Gehirn bewirken kann.

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teleschau: Was war dabei die größte Herausforderung?

Ruffalo: Die Szenen zu drehen, in denen wir zusammen zu sehen sind. Vor allem die, in denen wir uns berühren.

teleschau: Wie haben Sie das gemacht?

Ruffalo: Wir hatten meinen großartigen Kollegen und guten Freund Gabe Fazio ("The Place Beyond The Pines", d. Red.) bei uns am Set, der mir dabei geholfen hat, jemandem gegenüberzustehen, anstatt es mir nur vorzustellen. Uns war zwar nicht von Anfang an klar, wie das funktionieren sollte (lacht), doch Regisseur Derek Cianfrance sagte, dass wir erst mal drehen und uns mit den ganzen technischen Sachen hinterher auseinandersetzen. Und genau das haben wir getan. Am wichtigsten war uns, dass wir die Verbundenheit der Zwillinge richtig darstellen.

"Wie eine Gans, die gemästet werden muss"

teleschau: Wie schafft man es, 15 Kilogramm in sechs Wochen zuzunehmen?

Ruffalo: Um ehrlich zu sein, hatte ich mich anfangs mit Händen und Füßen dagegen gewehrt (lacht). Am liebsten hätte ich so einen Fett-Anzug unter meiner Kleidung angezogen, damit ich dicker aussehe. Aber alle meine Versuche, den Regisseur zu überreden, haben nichts geholfen. Und Spaß beiseite: Wir wollten die Geschichte so nah am Original erzählen, wie möglich. Also versuchte ich, so viele Kohlenhydrate zu essen, wie nur ging: Nudeln, Eiscreme, Donuts, Brot - und am besten alles auf einmal. Das hat aber leider nicht so gut funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte...

teleschau: Wieso?

Ruffalo: Weil ich vor Drehbeginn zehn Kilogramm abgenommen hatte, um Dominick zu spielen. Das habe ich geschafft, indem ich fast gar nichts gegessen habe. Nur 1.200 Kalorien am Tag, um ganz genau zu sein. Doch ich wusste, dass ich am Ende dieser Zeit alles essen kann, was ich mir wünsche. Das war mein Ziel, und darauf freute ich mich (lacht).

teleschau: War es dann so erfüllend, wie Sie sich das vorgestellt hatten?

Ruffalo: Ganz im Gegenteil (lacht). Ich habe sofort Verdauungsstörungen bekommen. Außerdem von allem, was ich gegessen habe, extremes Sodbrennen. Es wurde so schlimm, dass ich nicht mehr im Liegen schlafen konnte, sondern nur noch im Sitzen (lacht). Das war alles andere als das gewünschte Happy End!

teleschau: Sie konnten gar nichts vertragen?

Ruffalo: Alles, was mir geschmeckt hätte, machte meinen Zustand immer schlimmer. Das einzige, was ich am Ende einigermaßen gut vertragen konnte, waren Haferflocken. Damit habe ich dann rumexperimentiert und funktioniert hat: Haferflocken mit ganz viel Butter. Zusammen mit einer Tasse Ahornsirup, gemischt mit einer halben Tasse Schlagsahne. (Lacht) Ja, nicht gerade appetitlich. Ich weiß noch, ganz am Ende des Drehs lag ich auf dem Sofa, und Derek hat mich mit viel Sushi und Reis gefüttert. Im Liegen, sodass es nicht wieder hochkommt (lacht). Ich kam mir vor wie eine Gans, die gemästet werden muss.

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"Was wir jetzt in Serien zeigen können, ist total anders als vor 20 Jahren"

teleschau: Bei "I Know This Much Is True" ist es sehr schwer, die Tränen zurückzuhalten. Wie war das bei Ihnen während den Dreharbeiten?

Ruffalo: Ich musste auch weinen. Sogar bei Szenen, bei denen im Drehbuch gar nicht stand, dass Tränen zu sehen sein müssen. Ich bin sowieso ein emotionaler Mensch, und bei manchen Szenen konnte ich mich einfach nicht zurückhalten. Die Geschichte der Zwillinge ist wirklich herzzerreißend.

teleschau: Das ist Ihre erste Serie in 20 Jahren. Wieso hat es so lange gedauert?

Ruffalo: Was wir jetzt in Serien zeigen können, ist total anders als vor 20 Jahren.

teleschau: Sind Serien in Ihren Augen mittlerweile besser als Kinofilme?

Ruffalo: (überlegt) Nicht besser, aber es gibt dem Schauspieler die Möglichkeit, sich länger und intensiver mit einem Charakter zu beschäftigen. Ihn besser kennenzulernen. Ich habe schon immer Romane geliebt, weil man darin richtig detailliert werden kann. Was sich in den letzten zehn Jahren bei Serien geändert hat, ist dass die Novellierung besser stattfinden kann. Vor allem in Mini-Serien wie dieser. Es gibt uns die Möglichkeit, einen Charakter genauer zu erkunden, wir haben aber immer noch die Story-Struktur wie bei einem Kinofilm: Anfang, Mitte, Ende. Man muss zum Beispiel nicht auf vier Jahre aufbauen, um hinterher irgendwie ein Ende zu erfinden, weil die Ideen ausgegangen sind. Deshalb waren Serien für mich nie so attraktiv, doch jetzt ist das anders. Jetzt können wir quasi einen sechs- oder siebenstündigen Film als Serie detailliert kreieren, was fürs Kino unmöglich wäre.

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(Die HBO-Miniserie startet am 10. Mai in den USA. Parallel sind die sechs Episoden in englischer Originalfassung in der Nacht zum 11. Mai auf Sky Ticket, Sky Go und über Sky Q abrufbar. Die Ausstrahlung der synchronisierten Fassung auf Sky Atlantic HD soll im Herbst erfolgen.)