Schildläuse an Orchideen bekämpfen
Welke Blätter und deformierte Blüten sind oft ein deutlicher Hinweis, dass eine Orchidee von Schildläusen befallen ist. Hier lesen Sie, woran Sie einen Befall noch erkennen und wie Sie den Schädling effektiv bekämpfen können.
Schildläuse sind Pflanzenschädlinge, die sehr häufig an Orchideen vorkommen – und die man schnell bekämpfen sollte, bevor sie die Pflanzen nachhaltig schädigen. Denn Schildläuse saugen mit Hilfe eines Stechrüssels ihre Nahrung – den Pflanzensaft – aus der Orchidee. Durch gute Tarnung und dank einer hohen Vermehrungsrate kann es zur rapiden Verbreitung auf den betroffenen Pflanzen kommen. Dann sollten Sie handeln.
In Kürze: Was kann man gegen Schildläuse an Orchideen tun?
Eine aufgesprühte Mixtur aus einem Liter Wasser, zwei Esslöffeln Olivenöl und einigen Spritzern Spülmittel ist eine bewährte Methode im Kampf gegen Schildläuse an Orchideen: Die Emulsion wird mit einer Sprühflasche oder einem Pinsel auf die Orchidee aufgebracht.
Weitere (meist mit Vorsicht zu genießende) Möglichkeiten sind:
das Abschaben der Schildläuse,
das Betupfen der betroffenen Pflanzenteile mit Teebaumöl,
das Auftragen einer Lösung aus Wasser, Schmierseife und Brennspiritus,
das Aufsprühen einer Farnkrautbrühe.
Was sind Schildläuse?
Schildläuse oder Coccoidea sind eine Überfamilie der Insekten und gehören zu den Pflanzenläusen (Sternorrhyncha). Weltweit sind über 3000 Arten bekannt, von ihnen leben circa 90 in Mitteleuropa. Die kleinen Tiere können zwischen 0,8 und 6 Millimeter groß werden. Sie saugen und schädigen vor allem an Blattadern hartlaubiger Orchideen-Arten wie Phalaenopsis, Cattleya oder Vanda.
Ein linsenförmiger Körperbau ist charakteristisch für Schildläuse: Kopf und Beine des Schädlings sind so klein, dass sie eigentlich nicht zu erkennen sind. Weibliche Arten sind mit einem flachen, höckerartigen Schild bedeckt. Lässt sich das Schild abheben, handelt es sich um eine sogenannte Deckelschildlaus; sitzt das Schild fest auf, bezeichnet man die Tiere als Napfschildläuse. Napfschildläuse sind deutlich höher gewölbt als Deckelschildläuse. Unter dem Schild, welches gleichzeitig auch als Schutz dient, legen die weiblichen Tiere eine große Anzahl von Eiern ab. Nach dem Schlüpfen durchlaufen die Nachkommen einige Larvenstadien. Im ersten Stadium sind die kleinen Tierchen beweglich und können somit leicht von Pflanze zu Pflanze gelangen. Ausgewachsene Weibchen sind aufgrund ihres auf dem Rücken festsitzenden Schutzschildes jedoch bewegungsunfähig. Sie werden mehrere Monate alt. Männliche Schildläuse hingegen sind in der Regel geflügelt und bewegungsfähig – sie weisen allerdings nur eine Lebenszeit von wenigen Tagen auf.
Wie kann man einen Schildlausbefall an Orchideen erkennen?
Da Schildläuse auf eine gute Tarnung angewiesen sind, befinden sie sich vorwiegend auf den Blattunterseiten von Orchideen, wo sie farblich an ihre Umgebung angepasst sind. Die Pflanzenläuse verharren dort und ernähren sich mit Hilfe ihres Saugrüssels vom Pflanzensaft der Wirtspflanze. Unter günstigen Bedingungen werden mehr Weibchen als Männchen hervorgebracht. Herrschen jedoch schlechte Lebensbedingungen, kann die Zusammensetzung der Population demensprechend variieren: Schildläuse sind so in der Lage, ihren Aufenthaltsort zu wechseln.
Wie die meisten Pflanzenläuse gehören auch Schildläuse zu den Schädlingen, die sich rasant vermehren können. Die Vermehrung erfolgt entweder geschlechtlich, auch durch Zwittertum, oder durch die sogenannte Jungfernzeugung – einer eingeschlechtlichen Fortpflanzung, bei der die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen entstehen.
Welche Schäden entstehen durch Schildläuse?
Da Schildläuse durch ihre geringe Größe und unauffällige Farbe gut getarnt sind, machen sich die Schädlinge meist erst spät bemerkbar. Befallene Pflanzen wirken nach einiger Zeit jedoch geschwächt: Die Blätter verformen sich und fangen an zu welken, es kann auch zu Veränderungen der Blütenform kommen. Meist sitzen Schildläuse in der Nähe der Wurzeln, zwischen den Hüllblättern sowie an versteckten Bereichen auf der Blattunterseite. Die Primärschäden der Schädlinge entstehen durch ihre Saugtätigkeiten an den Orchideen: Als Nahrungsgrundlage benötigen sie das im Pflanzensaft enthaltene Eiweiß. Da der Pflanzensaft allerdings zum größten Teil aus Zucker besteht, scheiden die Tierchen die für sie überflüssige Substanz als klebrigen Honigtau wieder aus. Damit die Schildläuse bei diesem Vorgang nicht selbst verkleben, schleudern sie den Tau von sich weg. Hierbei kann es zu harzartigen Belägen in der Umgebung der Orchidee – beispielsweise an der Fensterscheibe oder auf dem Fußboden – kommen.
Durch die Saugtätigkeiten an der Pflanze entstehen außerdem kleine Löcher. Die Wunden sind ideale Eintrittspforten für gesundheitsschädliche Pilze und Viren wie das Mosaikvirus. Derartige Erkrankungen können zum Absterben der Orchidee führen.
Wie beugt man einem Schildlausbefall an Orchideen vor?
Die Schädlinge werden oftmals durch neu gekaufte Orchideen mit ins Haus gebracht. Daher sollte man alle Neuerwerbe vorher genau unter die Lupe nehmen. Befinden sich tote oder lebendige Schildläuse an den Orchideen oder an den Nachbarpflanzen, sollten Sie diese Pflanzen meiden und von einem Erwerb absehen. Besonders gefährdet für einen Befall mit Schildläusen sind gestresste und geschwächte Pflanzen. Achten Sie daher unbedingt auf die richtige Pflege Ihrer Orchideen. Im gesunden Zustand sind sie weniger anfällig für Erkrankungen sowie Schädlinge.
Je früher die Schildläuse an Orchideen entdeckt werden, desto besser sind die Aussichten, die Pflanzenläuse wieder loszuwerden. Durch regelmäßige Kontrollen an Ihren Pflanzen können Sie einem Befall vorbeugen.
Schildläuse biologisch bekämpfen
Befinden sich Schildläuse erst einmal auf einer Ihrer Orchideen, sollten Sie umgehend mit der Bekämpfung beginnen. Anderenfalls wird die betroffene Pflanze mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Nachbarpflanzen anstecken und anschließend selbst eingehen. Um ein Übergreifen auf andere Pflanzen zu vermeiden, sollte die erste Maßnahme die Isolation der erkrankten Orchidee sein. Ist dies geschehen, ist es am einfachsten, die Schildläuse mit Hilfe eines Messers von den betroffenen Pflanzenstellen abzuschaben oder mit der Hand abzusammeln. Diese Variante ist allerdings nicht immer zielführend, da die unter dem Schutzschild der Mutter befindenden Jungtiere so freigelassen werden könnten. Das hat zur Folge, dass das Gegenteil des gewünschten Effekts eintritt: Die Schildläuse breiten sich weiter aus.
Da sich die kleinen Tierchen gerne zwischen den Hüllblättern der Orchideen verstecken, sollten diese entfernt werden. So haben die Schädlinge weniger Gelegenheiten, sich unbemerkt auf der Pflanze auszubreiten – ansonsten können sich immer neue Populationen entwickeln. Als biologische Bekämpfungsmaßnahme bietet sich der Einsatz von Teebaumöl an. Das Öl wird idealerweise mit einem Wattestäbchen auf die betroffenen Pflanzenteile getupft. Durch das Teebaumöl wird den Schildläusen die Atemluft entzogen und sie sterben ab. Hierbei ist Vorsicht geboten: Bei wiederholter Anwendung können derartige Präparate einen Blattabwurf der empfindlichen Pflanzen hervorrufen.
Eine aufgesprühte Mixtur aus einem Liter Wasser, zwei Esslöffeln Olivenöl und einigen Spritzern Spülmittel hat sich ebenfalls im Kampf gegen Schildläuse an Orchideen bewährt: Die Emulsion wird mit einer Sprühflasche auf die Orchidee aufgebracht. Schwer zugängliche Blattachseln werden am besten mit einem Pinsel behandelt. Da Schildläuse sehr hartnäckig sind, müssen Sie bei der Bekämpfung ebenfalls standhaft bleiben: Wiederholen Sie die Prozedur am besten alle vierzehn Tage. Eine weitere Möglichkeit zur Bekämpfung der Pflanzenläuse ist eine Mischung aus einem Liter warmen Wasser und fünfzehn Gramm Schmierseife sowie 10 Milliliter Brennspiritus. Viele weich- und dünnblättrige Orchideen reagieren jedoch empfindlich auf eine derartig aggressive Lösung. Diese Variante sollte man daher nie spritzen, sondern nur mit einem Pinsel auf die Triebe auftragen. Wenn man vorher sicher gehen möchte, ob die betroffene Orchidee die Lösung verträgt, kann die Wirkung an einzelnen Blättern getestet werden.
Auch eine Farnkrautbrühe aus 100 Gramm frischem oder 10 Gramm getrockneten Farnkraut hilft gegen Schildläuse an Orchideen. Das Farnkraut wird für einen Tag lang in Wasser gelegt. Kochen Sie die hierbei entstandene Brühe auf und passieren Sie den Saft nach dem Abkühlen durch ein feinporiges Sieb. Die Flüssigkeit wird zweimal wöchentlich auf die betroffenen Stellen gesprüht. Die Farnkrautbrühe wirkt sowohl vorbeugend als auch begleitend bei einem Befall mit Schildläusen. Bei einem schwerwiegenden Befall reicht sie allerdings als alleinige Gegenmaßnahme nicht aus.
Wer nicht selber ein Präparat herstellen möchte, kann auch auf fertige Mixturen wie "Promanal" von Neudorff oder von Celaflor "Austriebs-Spritzmittel Weißöl" zurückgreifen. Bleiben alle Gegenmaßnahmen erfolgslos, sollten Sie sich von der befallenen Orchidee trennen. Anderenfalls stellt die kranke Pflanze eine zu große Gefahr für ihre gesunden Gewächse dar.