Schlaflähmung: Alle Infos zu der Schlafstörung

Wer nachts aufwacht, streckt sich in aller Regel einmal kurz und dreht sich dann um, um weiterzuschlafen. Doch was, wenn das nicht möglich ist und man plötzlich keinen Muskel mehr bewegen kann, während man im Dunkeln liegt? Bei einer Schlaflähmung ist genau das der Fall. Ein Zustand, der Urängste weckt - doch das Phänomen ist aus körperlicher Sicht ungefährlich und kann behandelt werden.

Nachts aufwachen, keinen Muskel rühren können und womöglich noch Halluzinationen erleiden? Für viele Menschen ist Schlaflähmung Realität (Symbolbild: Getty Images)
Nachts aufwachen, keinen Muskel rühren können und womöglich noch Halluzinationen erleiden? Für viele Menschen ist Schlaflähmung Realität (Symbolbild: Getty Images)

Bei der sogenannten Schlafparalyse, auch Schlaflähmung genannt, erlebt man nachts eine Wachphase, in der man zwar Bewusstsein erlangt, aber nicht in der Lage ist, sich zu bewegen. Und als sei es nicht schlimm genug, dass man ohne Kontrolle über die eigenen Gliedmaßen an die dunkle Zimmerdecke oder die Schatten der Nacht starren muss, bilden sich aus Überbleibseln von Träumen nicht selten realistische Halluzinationen. Betroffene berichten von grauenerregenden Kreaturen, die sich im Dunkeln nähern oder Mördern, die sich mit dem Messer über einen beugen - all das, während man sich keinen Millimeter rühren kann.

Zustände, "wie man sie aus Gruselgeschichten kennt"

Bis zu 30 Prozent der Bevölkerung erleben dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie zufolge in ihrem Leben eine sogenannte Schlafparalyse, auch Schlaflähmung genannt. Nur bei wenigen wird der Zustand zum chronisch wiederkehrenden Erlebnis.

Damit ist Schlaflähmung schon mal kein seltenes Phänomen, was sie für Betroffene jedoch keinesfalls weniger angsteinflößend und mitunter psychisch belastend macht.

Du kommst nachts gedanklich nicht zur Ruhe? So kannst du wieder gut schlafen

Kein Wunder, dass die Schlaflähmung früher mystisch interpretiert wurde. "Das Phänomen ist jahrhundertealt und erfuhr in unterschiedlichen Kulturen eine weite Palette an Erklärungsmöglichkeiten“, sagt Gerhard Mayer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". So wurde beispielsweise vermutet, dass Tote nachts auf diese Weise Kontakt aufnehmen wollten.

Und auch heute kann das Gefühl der Lähmung psychisch sehr belastend sein. "Wer eine sogenannte Schlafpara­lyse erlebt hat, berichtet von Zuständen, wie man sie aus Gruselgeschichten von Edgar Allan Poe kennt. Es fühlt sich an, als ob man ­lebendig begraben wäre", erklärt Chefarzt Professor Geert Mayer, Leiter des Schlafzentrums der Hephata-­Klinik in Schwalmstadt-Treysa der "Apothekenrundschau".

Wie eine Schlaflähmung entsteht

Doch so beängstigend Schlafparalyse auch ist, weiß man heute nicht nur, dass sie aus physischer Sicht vollkommen harmlos ist, sondern auch, wie sie entsteht. Es handelt sich dabei um eine Störung des REM-Schlafs - der Schlafphase, in der wir am intensivsten träumen.

Ein Neurotransmitter namens Glycin sorgt in dieser Zeit dafür, die Muskeln zu lähmen, damit wir das, was wir im Traum erleben, nicht durch reale Bewegungen reproduzieren und uns dabei womöglich verletzen. Aktiv sind in der Regel nur die Augenmuskeln - daher auch die Bezeichnung Rapid Eye Movement oder eben REM.

Erlangen wir während einer solchen REM-Phase das Bewusstsein, kann es sein, dass der für die Motorik zuständige Teil des Gehirns noch nicht aktiv ist und die Muskeln damit noch gelähmt sind.

Was man gegen eine Schlaflähmung tun kann

Dies betrifft jedoch lediglich unsere Gliedmaßen. Ängste vieler Betroffener, die Atmung oder das Herz würde während der Schlaflähmung aussetzen, kann Thomas Penzel vom Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrum der Charité in Berlin beruhigen: "Atmung und Herzschlag funktionieren automatisch – auch während wir schlafen und träumen", sagt er dem "RND".

Wichtig sei es für Patienten, sich darüber bewusst zu werden, "dass es sich um natürliche Vorgänge im Körper handelt". Schon allein das könne eine Schlafparalyse weniger unheimlich machen, da man in dem Wissen um die natürlichen Vorgänge im Körper entspannter bleiben könne und weniger halluziniere.

Nicht zuletzt deswegen rät Penzel, bei besonderer Belastung durch Schlaflähmungen stets einen Arzt aufzusuchen. Auch Psychologen könnten zu Rate gezogen werden, wenn die angsteinflößenden Erlebnisse zu einer Angst- oder Schlafstörung führen, was in einem Teufelskreis ausarten könne.

Wie man das Risiko für eine Schlaflähmung senken kann

Denn Schlafprobleme werden neben Stress als einer der größten Risikofaktoren für Schlaflähmung vermutet. Auch sind jüngere Menschen Experten zufolge gefährdeter, eine Schlafparalyse zu erleben. Zwillingsstudien legen außerdem eine genetische Komponente nahe.

Schlafwandeln: Was steckt dahinter?

Um selbst gegen Schlafparalyse vorzugehen, empfehlen Forscher - abgesehen von mehr Schlaf und weniger Stress - die Schlafposition zu wechseln, da Rückenlage das Phänomen vermutlich begünstigt. Auch sei es wichtig, für möglichst ungestörte Wach- und Ruhephasen zu sorgen: Dazu gehören regelmäßige Schlafzeiten und das Vermeiden von Alkohol vor dem Zubettgehen.

Bei großem Leidensdruck sollte sich niemand scheuen, sich medizinischen Rat zu holen. Bei schweren Fällen können beispielsweise leichte Antidepressiva verschrieben werden, die den REM-Schlaf ebenfalls regulieren.

Video: Wie lange dauert es, um sich von Schlafmangel zu erholen?