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Schönheits-OP-Spiele für Kinder: Wann werden sie endlich verboten?

Gerade Kinder werden durch falsche Schönheitsideale im Netz beeinflusst (Bild: AP Photo)
Gerade Kinder werden durch falsche Schönheitsideale im Netz beeinflusst (Bild: AP Photo)

Kinder können in einer Vielzahl von Spielen wie „Beauty Clinic Plastic Surgery“ Schönheitsoperationen auf dem Handy oder Tablet simulieren. Die Botschaft hinter den Games: Nur wer schön ist, wird im Leben Erfolg haben. Zahlreiche Organisationen fordern nun Apple, Google und Amazon auf, die Apps und Spiele vom Markt zu nehmen – dabei waren derartige Apps nach einem ersten Aufschrei im Jahr 2014 zunächst gelöscht worden.

Ab drei Jahren können Kinder mithilfe von kostenlosen Apps ganz einfach an virtuellen Gesichtern herumexperimentieren. In Spielen wie „Beauty Clinic Plastic Surgery“ werden beispielsweise im Handumdrehen Lippen aufgespritzt, Augenlider gestrafft oder Fett abgesaugt, damit die Comic-Protagonistin an einem fiktiven Abschlussball teilnehmen kann. Gegen Spiele wie diese, die unter anderem auf Google Play über den Anbieter „Bravo Kids Media“ verfügbar sind, regt sich nun großer Widerstand im Netz.

„Exzellente Berichterstattung über unsere #ChirurgieIstKeinSpiel-Kampagne von @CNN!!
Wie @CommonSense festgestellt hat, sind nicht alle Schönheitsoperationen #apps für #kids sofort als diese erkennbar. Einige tarnen sich als Makeover-Apps, enthalten aber Botox, Lippenfüller usw. und sind weiterhin über @Apple @Google @Amazon verfügbar“

Die deutsche Psychologin Gudrun Wiborg ist Teil der Initiative „Anybody Deutschland“ sowie des internationalen Netzwerks „Endangered Bodies – Körper in Gefahr“ und konnte mit ihrer Petition bereits über 134.000 Unterschriften sammeln. Das Netzwerk hat sich schon vor einem Jahr unter dem Hashtag #SurgeryIsNotAGame an Google, Apple und Amazon gewandt, um deutlichere Richtlinien für Spiele-Designer zu fordern.

Aktivistin Wiborg selbst hat ein Kind und erklärt auf Change.org ihre Motivation: „Als Mutter einer fast 11-jährigen Tochter beobachte ich die Manipulation durch die vielzähligen Schönheits-Apps. Sie tragen maßgeblich dazu bei, eine selbstliebende Beziehung zu dem eigenen Körper zu ruinieren.“

2014 konnte das Netzwerk in Zusammenarbeit mit dem „Everyday Sexism Project“ und einer großen Twitter-Kampagne bewirken, dass Apple und Google Schönheits-OP-Apps aus ihren online-Stores entfernten. Gelernt haben die großen Firmen aber offenbar nichts, denn die Debatte erlebt aktuell ein trauriges Revival.

Für Kinder werde durch derartige Spiele und Apps ein vollkommen verzerrtes Schönheitsideal konstruiert, so die Warnung der Kampagnen-Unterstützer. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigt die Zahl der Kinder unter elf Jahren, die sich zu dick fühlen, stetig.

Besorgte Eltern oder Angehörige können mit folgenden Maßnahmen Einfluss auf diese Entwicklung nehmen:

1. Sich regelmäßig über entsprechende Petitionen und Organisationen informieren. Hier findet man die aktuellen Entwicklungen in dem Bereich.

2. Immer mit den Kindern über die Apps und Spiele sprechen, die sie nutzen.

3. Mit anderen Eltern sprechen und das Thema offen diskutieren. Auch in Kindergärten und Schulen.

4. Mit Kindern über Schönheit, Zufriedenheit und vermeintliche Idealvorstellungen sprechen und ihnen klarmachen, dass Optik kein Erfolgsgarant im Leben ist.

5. Kinder altersgerecht über plastische Chirurgie aufklären.