Schwangere Assistenzärztin wehrt sich gegen Online-Kritik

Eine schwangere Angestellte im Gesundheitswesen gibt schwangeren Frauen eine Stimme, die während der COVID-19-Pandemie arbeiten müssen: Sie teilt tolle, bestärkende Fotos ihres Babybauches auf Instagram.

Schwangere Assistenzärztin wehrt sich gegen Online-Kritik
Taylor Poynter ist in der 33. Schwangerschaftswoche und arbeitet noch immer als Assistenzärztin. (Bilder via Instagram).

Taylor Poynter aus Illinois in den USA hat ihre Schwangerschaft dokumentiert, während sie weiterhin als Assistenzärztin arbeitet.

Die 27-Jährige, die im Juni ihr erstes Kind erwartet, teilt in den sozialen Medien wöchentliche Updates ihres wachsenden Bauches. Damit gibt sie ihren Followern einen Einblick, wie das Leben als Schwangere im medizinischen Einsatz während der Coronavirus-Pandemie ist.

Als Mutter an vorderster Front

Am 8. April teilte Poynter ein Foto von sich in der 31. Schwangerschaftswoche von Kopf bis Fuß in persönliche Schutzausrüstung (PSA) gekleidet, während sie ihren Bauch hält.

„31 Wochen schwanger und während einer Pandemie arbeitend. Als Mutter im Einsatz an vorderster Front hat man da derzeit viel Angst und Sorgen“, schrieb sie.

„Landesweit ist Schutzausrüstung offiziell begrenzt, die Vorräte gehen zeitweise in bestimmten Gebieten zur Neige und aus Umweltschutzgründen verwenden wir unsere Masken mehrfach.“

„Es ist so tröstlich zu wissen, dass wir einen Gott haben, der uns in diesem Chaos so viel Freude spendet und der mit seiner Liebe ALLE Ängste vertreibt.“

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BabyCenter, eine Webseite rund um Schwangerschaft und Kindererziehung mit über 515.000 Instagram-Followern, teilte Poynters Foto.

Das Bild erhielt Tausende Likes und Kommentare von Müttern, die auch weiterhin gegen das Coronavirus im Gesundheitswesen im Einsatz sind.

Auch verletztende Kommentare darunter

Nachdem sie auch verletzende Kommentare erhalten hatte, teilte Poynter ein weiteres Foto von sich selbst im Kittel. Damit ermutigte sie die Leute nachzudenken, bevor sie eine schwangere unverzichtbare Arbeitskraft kritisieren, die während der Pandemie weiterhin arbeitet.

„Manche von uns sind die Haupteinkommensquelle, wir können nicht zu Hause bleiben…“, schrieb sie.

“Wir können es uns nicht leisten, zu Hause zu bleiben. Es gibt viele Gründe, weshalb schwangere Frauen noch immer arbeiten, aber keine von uns tut dies, weil wir unserem Kind Schaden zufügen wollen.“

Poynter, die vor ihrer aktuellen Schwangerschaft eine Fehlgeburt hatte, sagte, sie sei fest entschlossen, den Leuten zu zeigen, dass schwangere Angestellte im Gesundheitswesen in dieser stressigen Zeit eine Vielzahl an Emotionen durchmachen.

Nachdem ich ein paar böse Kommentare erhalten habe, weil ich schwanger in der Notaufnahme arbeite, lasst mich klarstellen, wie sich die meisten von uns schwangeren Müttern derzeit fühlen.

Wir wollen nicht so nah an diesen Patienten arbeiten.

Wir „entscheiden“ uns nicht dafür, uns selbst oder unsere Babys in Gefahr zu bringen.

Wir würden es vorziehen, zu Hause zu sitzen.

Wir wollen unser Kind, das wir noch nicht kennengelernt haben, so gut es geht schützen.

Wir haben im Vergleich zu Menschen, die zu Hause bleiben mehr Angst.

Wir sind emotional.

Wir gehen nicht auf Arbeit und denken: „Wow, ich bin so eine Heldin. Wir trauern um das Unbekannte. An alle, die das Gefühl hatten, schwangere Frauen zu verurteilen, die im Gesundheitswesen arbeiten, bitte denkt nach bevor ihr etwas sagt. Manche von uns sind die Haupteinkommensquelle, wir können nicht zu Hause bleiben. Manchen Frauen wird gesagt, sie dürften während der Schwangerschaft nicht arbeiten und ihnen wird gesagt, sie dürften nicht ihren bezahlten Urlaub nutzen. Manche von uns können ihren bezahlten Urlaub jetzt nicht nehmen und sich den Mutterschaftsurlaub nicht leisten. Wir können es uns nicht leisten, zu Hause zu bleiben. Es gibt viele Gründe, weshalb schwanger Frauen noch immer arbeiten, aber keine von uns tut dies, weil wir unserem Kind Schaden zufügen wollen. Ich bete für Frieden und gegen alle Angst aller werdenden Mamas

„Ursprünglich waren (die Posts) etwas, mit denen ich mich an mein drittes Trimester erinnern wollte, aber ich denke es ist wichtig, dass die Leute verstehen, dass schwangere Frauen, wenn sie solche Bilder posten, ihre Schwangerschaft auf die einzige Art und Weise feiern, die derzeit möglich ist“, sagte sie in einem Interview mit TODAY.

„Ich denke auch, dass sie Leuten einen guten Eindruck davon geben, wie unsere Leben derzeit aussehen – authentischer geht es nicht, alles zusammengefasst auf einem Foto.“

Sie arbeitet zwar noch, aber Poynter musste ein paar Veränderungen vornehmen – unter anderem muss sie auf die Interaktion mit kritisch kranken Patienten verzichten.

Wenn sie mit COVID-19 positiven Patienten Kontakt haben muss, beschränkt sie ihre Interaktionen so weit wie möglich und trägt Schutzausrüstung, um sich und das Baby zu schützen.

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Baby P und ich sind hier für euch im Einsatz, bleibt für uns zu Hause

„Vor der Pandemie betreute ich Patienten oft ohne dabei Handschuhe, Masken oder PSA zu tragen. Ich fühlte mich sicher, meine Untersuchungen ohne diese zu machen, da Händewaschen damals ausreichte“, erzählte sie TODAY.

„Jetzt betrete ich nicht einmal ein Zimmer bevor ich nicht die ausführliche Krankengeschichte eines Patienten kenne und geklärt habe, ob ich zusätzlich zu dem, was ich grundsätzlich trage (eine N95 Maske, ein Gesichtsschutz, Handschuhe und OP-Haube) noch einen Kittel überziehe.“

Sie hat täglich Angst

Trotz ihres Einsatzes für ihr Team und Patienten gesteht sie, sie habe Angst – fast täglich – krank zu werden.

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Jetzt, in der 33. Schwangerschaftswoche, hofft Poynter, dass ihre Posts anderen Leuten helfen, die Opfer zu sehen, die Angestellte im Gesundheitswesen erbringen und soziale Distanz praktizieren, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Sie hofft auch, dass die Leute sehen, dass schwangere unverzichtbare Arbeitskräfte das tun, was von ihnen verlangt wird, und alle Vorsichtsmaßnahmen treffen, um sich zu schützen.

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