So vermeiden Sie umweltschädliche und gesundheitsgefährdende Mode

Schicke Kleidung ist nicht selten teuer erkauft. In den Textilien stecken oftmals Substanzen, die schädlich sind für Umwelt und Mensch. Wir zeigen die größten Sünden der Modeindustrie und geben Tipps, wie Sie sie meiden.

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Gekauft, getragen, weggeworfen - das alles sollte nicht zulasten von Umwelt und Gesundheit geschehen. (Bild: Getty Images)

Kleider machen Leute. Das Motto gilt noch immer. Wer sieht nicht gerne schick und cool aus? Dafür ist mancher bereit, viel Geld zu bezahlen. Für die eleganten Lederschuhe, das knitterfreie Hemd und die abgetragen aussehende Jeans zahlen wir jedoch mehr als Bares.

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Nicht selten fördern wir durch den Kauf eines Modeartikels Unternehmen, die ihre Ware auf Kosten von Umwelt und Gesundheit produzieren. Denn die Hosen, Schuhe und Hemden enthalten nicht selten bedenkliche Schadstoffe und werden unter fragwürdigen wie ausbeuterischen Methoden hergestellt. Wir zählen im Folgenden die schlimmsten Inhaltsstoffe in Textilien auf und geben Tipps, wie Sie diesen aus dem Weg gehen.

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Giftiges Leder

Schuhe aus Leder sind für viele Menschen noch immer ein unverzichtbarer Modeartikel. Das Material entsteht durch Gerben von Tierhäuten – ein Handwerk, das zu den ältesten überhaupt gehört. Das Problem: Vor allem seit der Industrialisierung von Produktionsprozessen kommen beim Gerbprozess Substanzen zum Einsatz, die für die Umwelt wie auch die Gesundheit des Menschen schädlich sind. Allen voran: Chrom-III-Salze. Um den strengeren Umweltschutzmaßnahmen im Westen aus dem Weg zu gehen, lassen multinationale Modehersteller ihr Leder in Dritt- und Schwellenländern herstellen. Dorthin werden die Probleme nicht nur verlagert, es werden auch neue geschaffen. In den Fabriken herrschen nicht selten menschenunwürdige Bedingungen.

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Tipp: Um solche Folgen zu vermeiden, sollten Sie auf naturgegerbtes Leder setzen. Dabei kommen pflanzliche Stoffe zum Einsatz. Orientierung liefert das Umweltzeichen Naturleder, das nach Angaben des Internationalen Verbands für Naturtextilwirtschaft (IVN) "alle Herstellungsstufen entlang der Prozesskette von der Rohware bis zum Verkauf und Gebrauch des fertigen Leders" bewertet. Wer ganz auf Leder, aber nicht den Leder-Look verzichten möchte, kann Schuhe aus veganem Material kaufen. Es besteht aus natürlichen Fasern, ist umwelt- und menschenfreundlich und steht dem echten Leder optisch in nichts nach.

Smiling woman in black dress with a glass of champagne. Close up. Party concept
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Minderwertige Farbe

Viele Menschen mögen es in modisch gerne bunt. Nicht allen dürfte jedoch bewusst sein, dass Textilien nicht selten mit schadstoffhaltigen Farben gefärbt werden. Vor allem bei schwarzer Kleidung sollte man vorsichtig sein. Denn: Um die Farbe Schwarz zu bekommen, müssen mehrere andere Farben gemischt werden. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Schadstoff einschleicht. Zu der minderwertigen Färbung kommt das Kunstfaser-Problem. Mit synthetischen Stoffen können sich Farben nicht optimal verbinden, sodass sie beim Tragen leichter in den Körper gelangt. Hautreizungen und Allergien können die Folge sein.

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Tipp: Auch hier gilt: Achten Sei auf zertifizierte Ware. Das Magazin Utopia hebt in dem Zusammenhang das Gütesiegel Cradle to Cradle hervor, das unter anderem Produkte auszeichnet, die mit natürlichen Materialien gefärbt sind. Außerdem sollten Sie Herstellern mehr Beachtung schenken, die sich auf Fair-Trade-Mode spezialisiert haben. Wer in stationären oder Online-Geschäften nicht fündig wird oder Geld sparen will, dem sei Second-Hand-Bekleidung empfohlen. Sie sind zum einen günstiger als neue Produkte, zum anderen sind ihre bedenklichen Substanzen – sollten sie denn welche enthalten – bereits ausgewaschen.

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Krebserregende Motivdrucke

Auf T-Shirts und Pullover aufgedruckte Motive sehen erstens schick aus, zweitens können die Träger damit eine bestimmte Haltung zum Ausdruck bringen. "Carpe diem", "Make it Happen", "Lebe deinen Traum". Gutes Aussehen und Statement können einen hohen Preis haben. Denn in den Motiven stecken nicht selten Schadstoffe, die unter anderem Krebs verursachen können.

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Tipp: Es geht auch anders, als sich dem Gesundheitsrisiko auszusetzen. Eine Möglichkeit wäre es, auf Kleidung mit Motive zu verzichten. Wem das zu langweilig ist, sollte auf unproblematische Drucktechniken wie Siebdruck achten. Oder man entscheide sich für die Modeartikel von Fair-Trade-Labels oder für Kleidung, deren Motive von zertifizierten Textildruckereien stammen. Gütesiegel wie Naturtextil von IVN weisen den Weg zu den nachhaltigen Herstellern.

Man's wear, businessman, shirts, dry clean
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Gesundheitsschädliches Formaldehyd

Warum bügeln, wenn es auch einfacher geht? Man kann doch schlicht und einfach Hemden kaufen, die knitterfrei aus der Waschmaschine kommen. Das schöne Stück einfach auf die Wäscheleine hängen, trocknen lassen und schon ist es anziehfertig. Leider hat diese Bequemlichkeit eine Kehrseite. Knitterfrei sind manche Textilien deshalb, weil sie Formaldehyd enthalten. Dass die Chemikalie gesundheitsschädlich ist, wurde von der EU 2014 abermals bestätigt, als ihre Gesundheitsexperten sie als "kann Krebs erzeugen" einstuften.

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Tipp: Textilien mit Formaldehyd kann man schlicht und einfach vermeiden. Das Umweltbundesamt empfiehlt, Produkte zu verwenden, die mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" ausgezeichnet sind. Im Zweifelsfall könnten Nutzer bei den Herstellern Belege und Hinweise auf die Unbedenklichkeit eines Produkts einfordern, so das Amt. In manchen Fällen erübrigen sich solche Aufwände. Kleidungsstücke mit dem Hinweis "Vor dem ersten Tragen waschen" sind schon ein zuverlässiges Anzeichen, dass sie bedenkliche Stoffe wie Formaldehyd enthalten.

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Problematischer Used Look

Gebraucht aussehende Kleidung ist gefragter denn je. So sehr, dass die Industrie einiges unternimmt, um die begehrten Used-, Vintage- oder Destroyed-Looks künstlich zu erzeugen. Die Verfahren, die dabei zur Anwendung kommen, sind teilweise mehr als bedenklich. Eines davon ist die Bearbeitung etwa einer Jeans durch Sandstrahlung. Um den Used-Effekt zu erzielen, wird der Stoff mit Quarzsand bestrahlt. Dabei entsteht Feinstaub, der für die Arbeiter gesundheitsschädlich, schlimmstenfalls tödlich ist. Aus gutem Grund wird die Technik in vielen europäischen Ländern reguliert, in manchen wie der Türkei ist sie sogar verboten.

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Tipp: Der Vintage-Look lässt sich auch mit gesundheitlich und ökologisch unbedenklichen Techniken erzielen. Manche Hersteller reiben die Jeans ab, indem sie sie mit Laser bestrahlen. Auch mit der so genannten Stone-Washed-Methode stellt sich der Vintage-Look ein. Dabei wird die Jeans zusammen mit Steinen in speziellen Waschmaschinen gewaschen. Viele Anbieter boykottieren das Sandstrahlen. Wer dazu gehört, erfahren Sie auf der Webseite der Kampagne Saubere Kleidung. Wer ganz sicher gehen will, trägt selbst zum Used Look von Jeans und Co. bei: Tragen Sie das Kleidungsstück doch einfach so lange, bis es abgetragen genug aussieht.

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