Sollte Kleidung in Übergrößen teurer sein? Ein Designer denkt "Ja"

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Sollten Modemarken von Plus-Size-Kunden mehr Geld verlangen? [Symbolbild, Foto: Getty Images]

Peter Alexander, ein australischer Designer, steht unter Beschuss, weil er für identische Kleidungsstücke den Plus-Size-Kunden höhere Preise berechnet als den Käufern von Standardgrößen.

Auf der Facebook-Seite der Marke klagten Social-Media-Nutzer das Unternehmen wegen Diskriminierung und offensichtlichem Body Shaming an. Ein Kunde kommentierte: “Warum sind Plus-Size-Schlafanzüge teurer als Standard-Schlafanzüge?”

Groß gleich teuer?

Ein anderer schrieb: “Hey Peter, ich finde es toll, dass man in Ihren Geschäften auch Plus-Größen finden kann, aber warum kosten Ihre Plus-Size-Schlafanzüge 10 USD (ca. 8,70 EUR) mehr pro Stück als Nicht-Plus-Size-Schlafbekleidung?“

Trotz weit verbreiteter Kritik verteidigte der Schlafanzug-Spezialist seine Verkaufstechnik mit der Behauptung, dass “unterschiedliche Muster” für den hohen Preisunterschied verantwortlich seien.

Sehr enttäuscht, als ich sah, dass Peter Alexander (wo ich seit Jahren sehr gerne einkaufe!) für Übergrößen mehr verlangt. Wo hört es auf?

Wirtschaftlichkeit oder reine Diskriminierung?

“Es liegt daran, dass mehr Stoff verwendet wird. Stoff wird normalerweise pro Meter verkauft. Für eine Größe 8 könnten Sie also zwei Nachthemden machen, aber für eine Plusgröße können Sie nur ein Nachthemd aus dem Meter (Stoff) machen“, sagte er gegenüber “The Daily Telegraph”.

Aber ist es für Modemarken akzeptabel, Plus-Size-Kunden im Namen der Wirtschaftlichkeit mehr zu berechnen oder handelt es sich lediglich um einen diskriminierenden Schritt? Obwohl die umstrittenen Behauptungen von Peter Alexander gerade erst Schlagzeilen gemacht haben, ist die Debatte nur die Spitze des Eisbergs. Im vergangenen Jahr sorgte New Look für Aufsehen, nachdem Kunden bis zu 30 Prozent mehr Geld für deren “Kurven”-Kollektion bezahlen mussten. Die Kollektion beginnt bei Größe 18. Anschließend wurde der Modekette vorgeworfen, bei den Kunden eine “Fettsteuer” zu erheben.

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National Obesity Forum findet teure Übergrößen “eine gute Sache”

Als Reaktion auf die Anschuldigungen behauptete New Look, die Preise seien auf den Bedarf an mehr Material zurückzuführen – eine Behauptung, die Tam Fry, Vorsitzender des National Obesity Forums, unterstützte. “Für Unternehmen ist es durchaus sinnvoll, für größere Größen mehr zu verlangen, weil sie mehr Material benötigen“, sagte er damals. “Ich denke, wenn eine Frau mehr für ihre Kleidung bezahlt, weil sie eine Größe 18 oder höher hat, wird sie ernsthaft darüber nachdenken, in Form zu bleiben, und das kann nur eine gute Sache sein.“

New Look kam letztes Jahr unter Beschuss, weil es den Preis seiner Kurvenlinie erhöht hatte. [Foto: Getty]
New Look kam letztes Jahr unter Beschuss, weil es den Preis seiner Kurvenlinie erhöht hatte. [Foto: Getty]

Als Reaktion auf den jüngsten Aufruhr sagte er gegenüber “Yahoo UK”: “Peter Alexander hat vielleicht einen Punkt, wenn er behauptet, dass mehr Material, mehr Nähte und mehr Arbeitskosten einen höheren Preis rechtfertigen würden.“ Aber was auf dem Etikett steht, sei die Angelegenheit der Einzelhändler, so Fry. Sie könnten sich dafür entscheiden, den Verkaufspreis nicht zu erhöhen und den Unterschied im Einkaufspreis selber zu tragen, um wertvolle Kunden nicht zu verlieren.

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Auf der Webseite des Unternehmens gibt es jedoch keinen höheren Preis für “Tall”-Größen und “Petit”-Kunden“ zahlen nicht weniger – weshalb der “Bedarf an zusätzlichem Stoff” einfach nur eine Ausrede zu sein scheint. Als Reaktion auf die öffentliche Empörung kündigte ein Sprecher von New Look an: “Damit Preisunterschiede wie diese künftig nicht mehr auftreten, überarbeiten wir derzeit die Preisstruktur unserer Plus-Size-Kollektion, damit sie für unser Unternehmen, unsere Kunden und unser Geschäft am besten funktioniert. Wir sind stolz auf die Angebote, die wir unseren Plus-Size-Kunden anbieten und schätzen alle unsere Kunden, unabhängig von ihrer Körperform oder -größe.”

Ein Rückschritt für die Modebranche?

In jeder Saison wird die Modebranche für ihren Mangel an Vielfalt gerügt. Letztes Jahr wurde die London Fashion Week für ihre bislang größte Inklusivität gepriesen: Victoria Beckham heuerte das reife Model Stella Tennant an, während Edward Enninful – der erste schwarze Chefredakteur der britischen “Vogue” – in der ersten Reihe saß.

Die Branche hat jedoch noch einen langen Weg vor sich, bevor sie feiern kann – Plus-Size-Models landen oft nicht in den Schlagzeilen, wenn es um Celebrity-Roundups oder Street-Style-Galerien geht. Laut The Fashion Spot sind gerade einmal 54 Plus-Size-Models in nur 15 Shows in allen vier Städten für die Frühlings-Sommer-Kollektionen 2019 gelaufen – ein kleiner Fortschritt im Vergleich zu HW18.

Um kurvige Frauen im Zuge des Fashion Monats sichtbarer zu machen, hat das Plus-Size-Model Kellie Brown in der letzten Saison den Hashtag #FatAtFashionWeek auf Instagram erfunden.

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Ich führe den Hashtag #fatatfashionweek ein. Wir sind hier, wir arbeiten in dieser Branche, wir verstehen sie, wir sind Führungspersonen und Verbraucher. Bald mehr davon auf meinem YouTube-Kanal! Ich begann Tag zwei mit (dem leckersten) Frühstück mit @11honore. So aufgeregt, dass die Marke noch tiefer in die Größen-Inklusivität eintaucht! Sie arbeiten hart, damit die Luxus-Liebhaber unter uns etwas haben, worauf sie sich freuen können. #nyfw #andigetdressed # fatatfashionweek

Körper wird infrage gestellt

Indem sie die Preise für Kleidung in Übergrößen erhöht, distanziert sich die Branche von einer Gesellschaftsgruppe, die es bereits schwer hat, sich Gehör zu verschaffen. Schon alleine die Tatsache, dass die Plus-Preise erhöht werden, ist diskriminierend – unabhängig von Zahlen oder der Debatte darüber, ob die Geschäfte gestaffelte Bekleidungspreise einführen sollten. In Großbritannien hat die durchschnittliche Frau eine Größe 16 und trägt einen 36DD-BH – was die Plusgrößenanforderungen für eine Reihe von High-Street-Marken erfüllt.

Durch die Preiserhöhung schließt die Branche Frauen nicht nur vom bequemen Einkaufen aus, sondern trägt auch dazu bei, dass wir unseren eigenen Körper infrage stellen.

Danielle Fowler

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