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"Ich bin sprachlos": So erging es "Bergdoktor" Hans Sigl bei seiner ersten Herz-OP

Schauspieler Hans Sigl (Mitte) beobachtet Herzchirurg Prof. Johannes Albes und seine Assistenzärztin Dr. Roya Ostovar bei der Arbeit. (Bild: RTL)
Schauspieler Hans Sigl (Mitte) beobachtet Herzchirurg Prof. Johannes Albes und seine Assistenzärztin Dr. Roya Ostovar bei der Arbeit. (Bild: RTL)

Der "Bergdoktor" am OP-Tisch: In der RTL-Dokumentation "Die Herz-OP - Präsentiert von Hans Sigl" nahm der Schauspieler das TV-Publikum live mit zu einer Operation am offenen Herzen. Die detailgenaue Biologie-Stunde dürfte anatomiebegeisterte Zusehende angesprochen haben, für den Rest blieb die Intention des Formats vage.

Es wurde gesägt, gesaugt, geschnitten und es gab tiefe Einblicke in die menschliche Anatomie: Ja, RTLs Medizindoku "Die Herz OP - Präsentiert von Hans Sigl" war nichts für empfindliche Gemüter. Wer schon bei den Operationsszenen in Arztserien à la "Grey's Anatomy" lieber wegsieht, dürfte in der 90-minütigen Doku gelitten haben. In Großaufnahmen, teilweise bildschirmfüllend herangezoomt, verschaffte das Format detailreiche Einblicke in die Arbeit von Herzchirurgen.

Mittendrin fand sich ein "Doktor" wieder, der dem öffentlich-rechtlichen Zuschauer wohlbekannt sein dürfte: ZDF-Quotengarant Hans Sigl, der in der Filmreihe "Der Bergdoktor" in der Bergwelt am Wilden Kaiser in seiner Rolle als Martin Gruber private und medizinische Notfälle betreut. "Vor diesen Momenten habe ich allerhöchsten Respekt", erklärte der Schauspieler ehrfürchtig, bevor er sich auf den Weg Richtung OP-Saal machte, wo er die Arbeit des renommierten Herzchirurgen Professor Dr. Johannes Albes live am Tisch verfolgen durfte.

Zuvor hatte Sigl bereits den Patienten, Martin Kurzbach, kennengelernt. Der 56-Jährige arbeitet im Tiefbau, hatte nur wenige Wochen zuvor Schmerzen in der Brust verspürt und benötigte nun eine aufwendige Herz-OP. "Die gewisse Restangst kann mir keiner nehmen", merkte er im Aufklärungsgespräch noch an. Operateur Albes versuchte zu beruhigen: "Am Ende soll es gut werden. Und dafür machen wir das alles."

Wie funktioniert das menschliche Herz und wie kann man etwaige Schäden operativ beheben? "Bergdoktor" Hans Sigl (rechts) fragt bei Herzchirurg Prof. Dr. Johannes Albes nach. (Bild: RTL)
Wie funktioniert das menschliche Herz und wie kann man etwaige Schäden operativ beheben? "Bergdoktor" Hans Sigl (rechts) fragt bei Herzchirurg Prof. Dr. Johannes Albes nach. (Bild: RTL)

Hans Sigl schwärmt über "unfassbar spannende Reise"

Lange hielt sich RTL mit derlei Vorgeplänkel nicht auf, vielmehr ging es Schlag auf Schlag: Frühbesprechung, Narkosevorbereitung, ab an den OP-Tisch. "Ich fühle mich wie ein Medizinstudent, der das erste Mal ein schlagendes Herz erblickt", ließ Sigl die Zusehenden wissen. Es sei "ein Moment, dem ich mit großer Demut begegne".

Was folgte, war ein etwa einstündiger Zusammenschnitt der OP, die in der Realität vom medizinischen Team fünfeinhalb Stunden höchste Konzentration erforderte. Hans Sigl gab sich währenddessen als interessierter Zuseher, ließ sich immer wieder das Vorgehen des Chirurgen, die Funktionsweise der Herz-Lungen-Maschine und viele medizinische Details mehr erklären. Während sich der 52-Jährige zwischendrin "sprachlos" zeigte über diese "unfassbar spannende Reise", der er da beiwohnen durfte, fühlte sich "Die Herz-OP" für Zusehende vor dem Bildschirm doch eher wie eine sehr anschauliche und doch recht lange Biologie-Stunde an.

Ein bisschen wie "Grey's Anatomy" - nur in echt: "Die Herz-OP - Präsentiert von Hans Sigl" begleitete eine mehrstündige Operation mit der Kamera. (Bild: RTL)
Ein bisschen wie "Grey's Anatomy" - nur in echt: "Die Herz-OP - Präsentiert von Hans Sigl" begleitete eine mehrstündige Operation mit der Kamera. (Bild: RTL)

Intention von "Die Herz-OP - Präsentiert von Hans Sigl" bleibt vage

Ohne Zweifel leisten die Chirurgen und ihr Team tolle Arbeit. Die Doku ließ die Beteiligten an der OP immer wieder zu Wort kommen, vom Chefchirurgen über den Kardiotechniker bis zur OP-Schwester. Professor Dr. Albes erklärte, Hierarchie sei "im OP-Saal ungeheuer wichtig", Anästhesist Dr. Georg Fritz freute sich über die Möglichkeit zu zeigen, dass am OP-Tisch, "nicht nur Spezialisten, sondern auch Menschen" stehen. Und OP-Schwester Belinda Hennig beschrieb einen guten Herz-Chirurgen als "kompetenten Menschen, der in jeder Situation gelassen ist und immer weiß, was er tut".

Und doch wurde trotz der sehr detailgenauen Einblicke in die Arbeit, die vor allem anatomisch interessierte Zusehende abgeholt haben wird, die Intention der Sendung nicht so ganz klar. Neu ist die Idee, Promis ins Krankenhaus zu schicken besonders in der Corona-Zeit nicht. SAT.1 etwa ließ Stars in "Die Herzblut-Aufgabe - Promis in der Pflege" in der Intensivstation ran, Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf bekamen den Deutschen Fernsehpreis für eine live übertragene Schicht einer Pflegefachperson. Die Formate einte der Ansporn, publikumswirksam auf den Pflegenotstand in Deutschland aufmerksam zu machen.

"Die Herz-OP - Präsentiert von Hans Sigl" fährt hingegen nur äußerst zurückhaltend mit der Forderung auf, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Am Ende appelliert der Protagonist zwar ans Publikum: "Bitte vorsorgen, bitte Warnsignale nicht überhören, damit der Motor des Lebens nicht aus dem Takt gerät!" Insgesamt aber wirkte das Format eher wie ein Traumerfüller für den medizinisch interessierten Hans Sigl, bei dem eher zufällig auch Kameras mit dabei waren.

Wie wichtig die Arbeit von Anästhesisten für den Verlauf der OP ist, lässt sich Hans Sigl (links) von Dr. Georg Fritz erklären. (Bild: RTL)
Wie wichtig die Arbeit von Anästhesisten für den Verlauf der OP ist, lässt sich Hans Sigl (links) von Dr. Georg Fritz erklären. (Bild: RTL)