Starbucks-Baristas teilen Kunden-Horror-Stories wegen TikTik-Trend

Derzeit sind Videos bei TikTok im Trend, in denen Starbucks-Kunden kreative und komplizierte Getränke bestellen. Das jedoch macht den Baristas, die sich an die großzügigen Vorgaben ihres Arbeitgebers zur Individualisierung von Bestellungen halten, das Leben schwer.

Starbucks-Barista Josie aus Südkalifornien twitterte am Samstag: „In der heutigen Ausgabe von weshalb ich meinen Job kündigen möchte“. Dazu postete sie ein Foto eines Getränks für einen Kunden namens Edward. Der virale Tweet wurde allerdings schon wieder gelöscht und Josie reagierte nicht auf Yahoo Lifes Anfrage nach einem Kommentar.

Der Tweet einer Starbucks-Mitarbeiterin ging viral, weil er verdeutlichte, wie absurd der derzeitige TikTok-Trend ist, bei dem Kunden extravagante Getränke bestellen.(Screenshot: Twitter/ProjectJosiee)
Der Tweet einer Starbucks-Mitarbeiterin ging viral, weil er verdeutlichte, wie absurd der derzeitige TikTok-Trend ist, bei dem Kunden extravagante Getränke bestellen.(Screenshot: Twitter/ProjectJosiee)

In der heutigen Ausgabe von "Weshalb ich meinen Job kündigen möchte".

Das Heißgetränk – ein Caramel Frappuccino (Kaffee, Milch, Eis, Caramel-Sirup, Sahne, Caramel-Drizzle und extra Caramel-Zucker-Topping) – wurde erweitert um fünf Bananen, extra Caramel-Drizzle, Schlagsahne und Eis, Cinnamon Dolce Sirup, sieben Pumpstöße dunkler Caramel-Sauce, extra Caramel-Crunch, einem Pumpstoß Honey Blend Sirup sowie Crème double und dann auch noch zweifach gemixt.

Baristas teilen Geschichten wählerischer Kunden

Als Reaktion twitterten andere mitfühlende Baristas ihre eigenen Geschichten wählerischer Kunden. Und das Twitterversum stritt sich darüber, ob der Kunde wirklich König ist. „Ich fühle mit dir”, schrieb jemand und teilte drei Sticker von Online-Bestellungen und einer Lieferung mit einer langen Liste an Zutaten. Jemand anderes twitterte einen Kassenbon mit mehreren Getränkebestellungen und schrieb dazu: „Eine Dame hat dies persönlich mit völlig ernster Miene bestellt.“

Ich fühle mit dir.

Du wärst überrascht: Eine Dame hat dies persönlich mit völlig ernster Miene bestellt.

Wem sagst du das.

Eine Barista bestätigte, dass die Schlange mit Kunden in ihrem Geschäft „lächerlich lang“ sei wegen der Leute, „die TikTok-Getränke“ bestellten. Und jemand anderes twitterte, es sei „anstrengend und niederschmetternd“, mehrere solcher Getränke hintereinander zuzubereiten.

170.000 Möglichkeiten zur Individualisierung

Starbucks hat zwar bereits eine sehr umfangreiche Getränkekarte, aber es gibt auch 170.000 Möglichkeiten, sein Getränk zu individualisieren. Dieses Zusatzangebot ist als „geheimes Menü“ bekannt – ein Begriff für ausgefallene Bestellungen. „Wenn Kunden ein Getränk bestellen möchten, das so nicht auf unseren Menütafeln aufgeführt ist, empfehlen wir, dass sie das Rezept kennen, so dass der Barista ihr Getränk perfekt zubereiten kann“, sagte ein Starbucks-Sprecher gegenüber Yahoo Life.

Bei dem TikTok-Trend geht es darum, dass Leute Getränke von der „geheimen Karte“ bestellen. Anna X Sitar (die bisher nicht auf die Anfrage von Yahoo Life nach einem Kommentar reagierte) nennt sich selbst Starbucks-Influencerin und bewertet für ihre 8,9 Millionen Follower Starbucks-Kreationen. In einem Video vom Februar bittet sie einen Mitarbeiter, ihr die „längste Bestellung, sie Sie je bekommen haben“ zu machen – das Getränk bestand aus über 20 Zutaten. „Das wird nicht lecker“, sagte Sitar bevor sie einen Schluck nahm (Spoiler-Alarm: war es auch nicht). Und die TikTokerin Claudia Oshry bestellt jeden Tag ein anderes Starbucks-Getränk, um eines zu finden, das ihr gut schmeckt.

Viele Social-Media-User sind jedoch von dem Trend wenig beeindruckt und solidarisieren sich mit den Baristas, die so schon genug zu tun haben mit mehreren Getränke-Bestellungen und langen Schlangen. „Bestellungen mit mehr als acht Änderungen sollten automatisch ein Trinkgeld an die Baristas bezahlen müssen“, twitterte jemand. „So wie man es macht, wenn man mit einer großen Gruppe in ein Restaurant geht“.

Theorie zu Starbucks: Schreiben die Mitarbeiter die Kundennamen absichtlich falsch?

Andere meinten, die ausgefallenen Bestellungen seien ein natürliches Resultat der zahlreichen Optionen der Coffee-Shop-Kette. „Individualisierte Getränke ist ein Service, den Starbucks anbietet“, twitterte jemand. „Den Leuten gefällt das und sie zahlen extra dafür. Die Angestellten sind geschult, diese zu machen. Es ist ihr Job, individualisierte Kaffee- und Teegetränke zuzubereiten. Sei nett zu allen. Es ist nicht ihre Aufgabe, nett zu sein, sondern deine. Mach deinen Job oder kündige.“

Barista Bianca aus Kalifornien, die ein Foto einer individualisierten Getränkebestellung mit fast 30 extra Zutaten auf Twitter postete, sagt gegenüber Yahoo Life, dass dieses Getränk, das zwei Monate lang alle zwei Wochen per Handy bestellt wurde, die Mitarbeiter verblüffte. „Es roch schlecht und kostete geschätzte 20 Dollar (umgerechnet ca. 16,60 Euro), wenn man den Preis für jede Banane, den Espresso und die Serum-Shots mit einrechnet.“ In Biancas Geschäft haben die Angestellten zwei Getränken den Spitznahmen „TikTok-Bestellung“ verpasst: „einem Venti Iced Mocha“ mit extra Caramel-Drizzle und extra Sweet Cream Foam und einem „Summer Sunset“, einem Eistee-Limonaden-Mix mit farbigem Sirup, der für den Ombre-Effekt sorgt. „Aber es ist schwierig, dass sich der Sirup mit Erdbeergeschmack nicht mit den anderen Zutaten vermischt, besonders während der Stoßzeiten“, erklärt sie. „Kunden werden frustriert, aber sie wollen einfach diesen Look.“

Menge der TikTok-Bestellungen ist das Problem

Eine weitere Starbucks-Mitarbeiterin (dessen Namen Yahoo Life aus Gründen der Privatsphäre nicht nennt), postete ein Foto einer Bestellung, die sie in ihrem Geschäft in Nord-Utah entgegengenommen hatte, auf Twitter. Sie sagt gegenüber Yahoo Life, sie erhalte seit sechs Monaten „TikTok-Bestellungen“. „Der Venti Iced White Mocha mit Sweet Cream Cold Foam, ohne Schlagsahne und mit extra Caramel Drizzle ist im wahrsten Sinne der Fluch eines jeden Baristas, erklärt sie und fügt hinzu, dass der Begriff TikTok „die Bewegung zum Leben erweckt“ habe.

„Einen dieser Drinks zu machen ist nicht das Ende der Welt, sondern eher die schiere Menge“, sagt sie. „Menüoptionen werden erstellt, damit Baristas durch einen Prozess namens ‚Sequencing‘ in kurzer Zeit qualitativ hochwertige Getränke herstellen können, aber geheime Menügetränke berücksichtigen das nicht. Ungeheuerlichkeiten wie Edwards sind zwar schwierig und zeitaufwändig in der Herstellung, aber sie sind in der Regel eher einmalige Unannehmlichkeiten als ein Trend.“

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Ihr Rat für Leute, die „TikTok-Drinks“bestellen: vorbereitet sein, bevor sie am Drive-In oder an der Kasse ankommen. „Wir haben keine Zeit, uns das Video-Tutorial anzusehen, das Sie uns zeigen wollen“, sagt sie.

„[Allerdings] bin ich ein großer Verfechter dafür, dass Kunden mit unseren Getränken experimentieren!“, so Barista Bianca. „Für komplizierte Getränke oder Wünsche, die mehr als zwanzig Worte oder Sekunden benötigen, empfehle ich, zu einer ruhigeren Zeit [zu Starbucks] zu gehen, z. B. am Abend, nicht am Morgen, wenn wir uns auf schnellen Service und Qualität konzentrieren.“

Starbucks hat die Debatte jedoch offiziell beendet und teilte Yahoo Life in einer Erklärung mit: „Die Anpassung der Getränke bei Starbucks und die Kompetenz unserer Baristas, den Kunden zu helfen, das richtige Getränk zu finden und zuzubereiten, ist und wird immer das Herzstück des Starbucks-Erlebnisses sein. Es gibt viele Möglichkeiten für Kunden, ihr Lieblingsgetränk zu verändern und die meisten Anpassungen sind vertretbare Kundenwünsche.“

Elise Solé

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