Stellt zu viel Schlaf ein Gesundheitsrisiko dar?

Ein übermäßiges Schlafbedürfnis kann ein Zeichen für viele unterschiedliche Probleme sein – von Depressionen über Schlafstörungen bis zu zugrunde liegenden gesundheitlichen Problemen. (Foto: Getty Images)
Ein übermäßiges Schlafbedürfnis kann ein Zeichen für viele unterschiedliche Probleme sein – von Depressionen über Schlafstörungen bis zu zugrunde liegenden gesundheitlichen Problemen. (Foto: Getty Images)

Wenn es um Schlaf geht, bekommen viele Menschen nicht genug davon und quälen sich oftmals mit kannenweise Kaffee durch den Tag. Laut der US-Behörde „Centers for Disease Control and Prevention“ leidet einer von drei Menschen regelmäßig unter Schlafmangel. Genügend Schlaf ist aber wichtig, denn wenn dein Körper andauernd nicht den Schlaf bekommt, den er braucht, kann es zu einer ganzen Reihe gesundheitlicher Probleme kommen. Das Risiko für Diabetes, Herzkrankheiten und Bluthochdruck, Adipositas und Schlaganfall steigt bei Schlafmangel zum Beispiel an.

Aber ist auch zu viel Schlaf schädlich für deine Gesundheit? Möglicherweise.

Eine aktuelle Studie an der mehr als 5.200 Menschen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren beteiligt waren und die in der Fachzeitschrift „Journal of the Alzheimer’s Association“ veröffentlicht wurde, fand eine Verbindung zwischen viel Schlaf (in Begleitung von Symptomen wie chronischer Schlaflosigkeit) und einer Verschlechterung der Gedächtnisleistung , Handlungsfähigkeit und Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. All diese Anzeichen können laut Aussage des Hauptautors der Studie, Dr. Alberto R. Ramos – einem außerordentlichen Professor der Neurologie an der Miller School der Universität von Miami, der sich auf Schlafmedizin spezialisiert hat - einsetzen, bevor Menschen eine leichte kognitive Einschränkung und später Alzheimer entwickeln.

Für die Studie wurden Teilnehmer mit hispanischem Hintergrund ausgewählt, weil diese laut Ramos „im Vergleich zu nicht-hispanischen Menschen ein sehr viel höheres Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken.“

Zu viel Schlaf wird laut „John Hopkins Medicine“ auch mit vielen anderen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, wie Diabetes des Typ 2 und Herzkrankheiten

Aber, ist es nicht wie bei der bekannten Huhn-oder-Ei-Frage? Was ist zuerst da – zu viel Schlaf oder die Krankheit?

„Die Studie bringt Alzheimer mit zu viel Schlaf in Verbindung, was aber nicht heißen soll, dass das eine das andere auslöst“, sagt Dr. Aneesa Das gegenüber Yahoo Lifestyle. Sie ist Ärztin für Schlafmedizin im Wexner Medical Center der Ohio State University (das nicht an der Studie beteiligt war). „Eine Verbindung heißt nicht, dass es einen kausalen Zusammenhang geben muss.“

Es ist wahrscheinlicher, dass chronische Erkankungen ein gesteigertes Schlafbedürfnis auslösen als andersherum, sagte Dr. Aneesa Das. Schlafspezialist, Dr. Rafael Pelayo, am Stanford Sleep Medical Center stimmte dem zu und sagte gegenüber Yahoo Lifestyle: „Wenn Menschen mehr als sonst schlafen, besonders wenn sie ständig müde sind, sollten sie sich Gedanken machen, ob nicht eine Krankheit dahinter steckt.“

Dr. Aneesa Das merkte dazu an, dass ein übermäßiges Schlafbedürfnis oft mit einer Gemütserkrankung, wie zum Beispiel einer Depression in Verbindung steht. „Wenn man den ganzen Tag schläft, sollte man sich über seine psychische Gesundheit Gedanken machen“, sagte sie. „Das wäre meine erste Sorge. Nummer zwei könnte sein, dass Menschen wegen einer endokrinen Störung wie zum Beispiel einer Schilddrüsenunterfunktion zu viel schlafen.“

Dr. Aneesa Das wies auch darauf hin, dass auch einige Medikamente (einschließlich frei-verkäufliche) Schläfrigkeit auslösen können. Auch bei obstruktiver Schlafapnoe – eine häufige Krankheit, bei der die Atmung im Schlaf regelmäßig kurz aussetzt – kann die Schlafqualität leiden und die Betroffenen sind tagsüber müder, was dazu führt, dass sie dann zu viel schlafen.

Es gibt außerdem Schlafstörungen wie ideopathische Hypersomnie (eine seltene Krankheit, die Menschen extrem müde macht) und Narkolepsie (die laut der Mayo Klinik tagsüber „überwältigende“ Müdigkeit und plötzliche „Schlafanfälle“ auslöst). Bei beiden Erkrankungen kann es dazu kommen, dass jemand mehr schläft als sonst.

Was ist also die richtige Menge Schlaf, die man anstreben sollte?

Für „optimale Gesundheit und für optimales Wohlbefinden“ empfehlen die „American Academy of Sleep Medicine“ und die „Sleep Research Society“, dass Erwachsene zwischen 18 und 60 mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht bekommen sollten. Die meisten Fachleute, einschließlich Dr. Aneesa Das, sagen, dass eine gesunde Menge zwischen sieben und neun Stunden pro Nacht liegt (obwohl sie betont, dass es auch Ausnahmen gebe – es gibt Langschläfer, die pro Nacht zehn Stunden oder länger brauchen, oder Menschen, die auch mit sechs Stunden pro Nacht auskommen).

Aber Pelayo betont, dass es nicht nur darum geht, nach dem Aufwachen eine bestimmte Zahl abhaken zu können: Auch die Qualität spielt eine wichtige Rolle. „Es geht darum, ob man sich erhohlt fühlt oder nicht“, sagt er. „Sie sollten nicht müde aufwachen.“

Rachel Grumman Bender