Studie belegt: Weltweit mehr Raucher als je zuvor

Als "globale Tabak-Epidemie" bezeichnet eine neue Studie das weltweite Rauchverhalten, und die Zahlen geben ihr in dieser Wortwahl recht. Denn es gibt mehr Raucher auf der Welt als je zuvor.

Young woman enjoying a cigarette outdoors holding it between her fingers, low angle view against the chest of a warm autumn jacket in a smoking and tobacco concept
Eine junge Frau mit einer Zigarette in der Hand (Bild: Getty)

1,1 Milliarden Menschen rauchen der Studie zufolge, die in dem Magazin "The Lancet" veröffentlicht wurde. Zusammen konsumierten diese im Jahr 2019 um die 7,4 Billionen Zigaretten, wie es weiter heißt - doch weit beunruhigender sind die Auswirkungen auf Lebensdauer und Lebensqualität, die der Konsum hat.

Knapp 8 Millionen Tote und 200 Millionen Jahre verlorene Lebenszeit

7,7 Millionen Menschen sind an den Folgen des Rauchens 2019 gestorben. Davon starben 1,7 Millionen an koronaren Herzerkrankungen, 1,6 Millionen an chronisch obstruktiven Lungenkrankheiten, weitere 1,6 Millionen an Luftröhren- oder Lungenkrebs und knapp eine Millionen an einem Schlaganfall. Bei Männern war Rauchen der Risikofaktor Nummer eins für einen vorzeitigen Tod.

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Der Faktor der behinderungsbereinigten Lebensjahre wurde bei der Studie ebenfalls berücksichtigt - dieser bestimmt, wie viel Lebenszeit nicht nur durch vorzeitigen Tod verloren geht, sondern auch durch schwere Behinderung oder Krankheit. Alle Raucher weltweit zusammengerechnet kommen hierbei auf 200 Millionen Jahre.

Junge Menschen sind besonders gefährdet

Dabei ist die Zahl der Raucher in vielen Teilen der Welt zurückgegangen - doch allein zehn Länder beherbergen zwei Drittel aller Tabak-Konsumenten: China, Indien, Indonesien, die USA, Russland, Bangladesch, Japan, die Türkei, Vietnam und die Philippinen. Als einen der Hauptgründe für die steigende Zahl der Raucher sehen die Autoren der Studie die wachsende Bevölkerung, die positive Auswirkungen von Aufklärungsarbeit und Gesetzen überholt.

Umso wichtiger sei intensive Präventionsarbeit durch die Regierungen - vor allem bei jungen Menschen. Junge Menschen seien besonders anfällig für Sucht, wie auch die Studienleiterin Marissa Reitsma betont. Sie befürchtet: "Die Tabak-Epidemie wird jahrelang so weitergehen, wenn die Länder nicht die Zahl derjenigen, die mit dem Rauchen anfangen, reduzieren können."

Das Ziel: Jugendliche möglichst lange vom Rauchen abhalten

Als magische Marke ruft sie Mitte 20 aus. 89 Prozent aller Raucher waren im Alter von 25 Jahren bereits süchtig. Wer bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit dem Rauchen angefangen hat, macht es statistisch gesehen auch meist nicht mehr.

Die Hälfte der 204 untersuchten Länder betreibe jedoch kaum Aufwand, um junge Menschen zwischen 15 und 24 davon abzuhalten, zur Zigarette zu greifen. Das durchschnittliche Alter, um mit dem Rauchen anzufangen, ist 19 - das Alter, ab dem es vielerorts legal ist.

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Zu den möglichen Maßnahmen gehören den Studienautoren zufolge eine strenge Steuerpolitik und dadurch hohe Kosten fürs Rauchen, intensive Aufklärung über die Folgen und die Eindämmung von Produkten wie Zigaretten mit Geschmack und e-Zigaretten, die vor allem junge Menschen ansprechen. "Das Verbot von Werbung, Promotion und Sponsoring muss auch für Internetmedien gelten", sagt Studienautor Vin Gupta. "Aber nur eins von vier Ländern hat alle Arten von direkter und indirekter Werbung für Tabakprodukte komplett verbannt."

Tabakwerbung in Deutschland

Auch in Deutschland ist diese bislang nicht vollständig verboten. Zum 1. Januar 2021 trat ein Gesetz in Kraft, das die Tabakwerbung schrittweise weiter einschränken soll. So wird Außenwerbung, beispielsweise durch Plakate an Haltestellen, ab 2022 verboten sein. Dem Fachhandel ist Plakatwerbung weiterhin erlaubt. Ab 2023 gilt das Werbeverbot dann auch für sogenannte Tabakerhitzer und 2024 für elektronische Zigaretten und Nachfüllbehälter.

Bereits seit Jahresbeginn verboten ist Kinowerbung für Tabakprodukte, wenn der Film auch für Kinder und Jugendliche gedacht ist. Schon länger untersagt ist Werbung im Fernsehen, im Radio, in Zeitschriften und anderen Druckerzeugnissen sowie im Internet.

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