Studie beweist: Frühe Kindheitserinnerungen sind gar nicht echt

Erinnerungen an die Zeit im Kinderwagen sind nicht das, was sie zu sein scheinen, wie eine britische Studie belegt. (Bild: Ghislain & Marie David de Lossy/Getty Images)
Erinnerungen an die Zeit im Kinderwagen sind nicht das, was sie zu sein scheinen, wie eine britische Studie belegt. (Bild: Ghislain & Marie David de Lossy/Getty Images)

Wer sich an Ereignisse aus seiner frühesten Kindheit erinnert, sitzt möglicherweise einem Irrtum auf. Das belegt nun eine Studie.

Drei Universitäten – die University of London, die University of Bradford und die Nottingham Trent University – befragten insgesamt 1.641 Menschen zu ihren Kindheitserinnerungen. 40 Prozent gaben an, dass ihre frühesten Erinnerungen aus der Zeit vor ihrem zweiten Lebensjahr stammen. Dies steht allerdings in deutlichem Widerspruch zum Konsens zahlreicher Studien, die belegen, dass Kinder erst im Alter von drei Jahren Erinnerungen generieren.

Was ist Fakt, was Fiktion?

Laut der aktuellen Studie sitzen viele Erwachsene bei diesen Kindheitserinnerungen einem speziellen Irrtum auf: Entweder verwechselt man die Ereignisse und bringt Fakt und Fiktion durcheinander oder man vertauscht eigene Erinnerungen mit den Erzählungen oder Erinnerungen anderer Leute. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal „Psychological Science“.

„Viele dieser Erinnerungen datieren aus einer Zeit vor dem Alter von zwei Jahren oder weniger. Die Autoren suggerieren, dass diese fiktionalen Erinnerungen auf Fragmenten von früher Erfahrung aufbauen – Kinderwagen, Familienverhältnisse, Gefühle von Traurigkeit – und auf Fakten, die von Fotos oder Familienkonversationen kommen“, so die Presserklärung zur Studie.

Auch wenn Babys keine Erinnerungen formen können: Was einem in diesem Alter passiert, kann einen dennoch sein ganzes Leben lang beeinflussen. „Es kommt oft vor, dass Leute früh ein Trauma erfahren und keine Erinnerung daran haben“, zitiert die Website „Bustle.com“ Allan Schwartz aus seiner Ratgeberkolumne auf der Seite „Mental Help“. Diese Traumata können, auch ohne dass man sich an sie erinnert, Verhaltensweisen und Emotionen im späteren Leben prägen.

So manche „eigene“ Kindheitserinnerung stammt möglicherweise aus dem Fotoalbum. (Bild: Yevgen Timashov/Getty Images)
So manche „eigene“ Kindheitserinnerung stammt möglicherweise aus dem Fotoalbum. (Bild: Yevgen Timashov/Getty Images)

Selbst wenn die Erinnerungen an ein Ereignis nicht echt sind, heißt das noch lange nicht, dass dieses Ereignis überhaupt nicht stattgefunden hat. Wer sich zum Beispiel lebhaft an eine Fahrt im Kinderwagen durch einen bestimmten Park an einem bestimmten Tag erinnert, muss nicht falschliegen: Eltern könnten durchaus an diesem Tag mit dem Kind durch den Park gelaufen sein – und ihm später eventuell ein Foto davon gezeigt haben. Dies adaptiert die betreffende Person – und hält es für eine eigene Erinnerung.

„Für diese Person könnte diese Erinnerung daraus resultieren, dass jemand erzählte: ‚Mutter hatte einen großen grünen Kinderwagen.’ Die Person stellt sich dann vor, wie der ausgesehen haben könnte. Mit der Zeit werden diese Fragmente zu einer Erinnerung und oft beginnt die Person damit, Dinge dazuzudenken, zum Beispiel eine Schnur mit Spielzeug an der Decke.“ Kindheitserinnerungen könnten also durchaus wahr sein – nur sind sie eben nicht unbedingt die eigenen.

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