Unternehmen in Deutschland können über 1,8 Millionen offene Stellen nicht besetzen

Unternehmen in Deutschland können über 1,8 Millionen offene Stellen nicht besetzen - Copyright: Picture Alliance
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Für viele Unternehmen in Deutschland bleibt trotz aller Anzeichen für eine Rezession der Mangel an Arbeitskräften ein riesiges Problem. Im dritten Quartal 2022 konnten Betriebe 1,82 Millionen konkret offene Stellen nicht besetzen, weil sie keine geeigneten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen finden konnten. Diese Zahl nannte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nach einer umfassenden Umfrage in Unternehmen.

Nach dem zuletzt rasanten Anstieg ist die Zahl der offenen Stellen im dritten Quartal nur leicht zurückgegangen. Im zweiten Quartal hatte sie mit 1,93 Millionen ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Die aktuellen 1,82 Millionen Vakanzen sind der zweithöchste Wert in der deutschen Geschichte. Die Lücke war um 32 Prozent größer als vor einem Jahr.

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In Westdeutschland waren im dritten Quartal 2022 rund 1,46 Millionen Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland rund 362.700.

Besonders deutlich wird die Verschiebung am Arbeitsmarkt, wenn man das Verhältnis von offenen Stellen zu registrierten Arbeitslosen betrachtet. Aktuell kommen auf 100 offene Stellen rund 140 arbeitslos gemeldete Personen. In Ostdeutschland waren es durchschnittlich 160 und in Westdeutschland 130. Dieses Verhältnis hat sich in nur zehn Jahren dramatisch verändert.

„Vor 10 Jahren lag das Verhältnis von arbeitslos gemeldeten Personen zu offenen Stellen mit 370 zu 100 deutlich höher", sagt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Die Knappheit an Arbeitskräften hat auch die Situation in West und Ost angeglichen. "Während im Westen Deutschlands damals auf 100 offene Stellen rund 310 arbeitslos gemeldete Personen kamen, waren es im Osten zu diesem Zeitpunkt mit 610 fast doppelt so viele Menschen“, so Kubis.

„Der Arbeitsmarkt zeigte sich auch im dritten Quartal 2022 trotz der bestehenden Unwägbarkeiten im Zuge der durch den Angriffskrieg auf die Ukraine verursachten Energiekrise relativ robust“, sagte Kubis. Er rechnet aber damit, dass die Zahl der offenen Stellen in den kommenden Quartalen in Branchen, die von der Krise getroffen sind, zurückgeht. „Die Erfahrungen aus den Corona-Lockdowns zeigen, dass gerade Betriebe aus krisengebeutelten Branchen sich mit Neueinstellungen zurückhalten.“

Und gebeutelt sind viele Unternehmen. 48 Prozent der Betriebe gaben an, vom Ukraine-Krieg überwiegend negativ betroffen zu sein. Von diesen wiederum sind 19 Prozent stark und 5 Prozent sehr stark betroffen. Bezogen auf alle Betriebe sind rund 11 Prozent stark oder sehr stark negativ betroffen.

Immerhin 41 Prozent der Betriebe gaben an, nicht von den Folgen des Krieges betroffen zu sein. Drei Prozent berichten von positiven Effekten.

Das IAB untersucht viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im dritten Quartal 2022 lagen Antworten von rund 7.500 Arbeitgebern aller Branchen vor. Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen sind unter https://iab.de//stellenerhebung/download/ veröffentlicht.