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Supermutante Omikron: Jetzt boostern oder auf den angepassten Impfstoff warten? Was ihr dazu wissen solltet

Die neue Omikron-Variante des Coronavirus kommt mit den Worten von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach "zur Unzeit". Es gebe nichts Schlimmeres, als während einer schweren Infektionswelle eine noch gefährlichere Mutation zu bekommen. Mittlerweile sind in etlichen Ländern Fälle der Variante aufgetaucht, auch in Deutschland. In München wurde sie bei drei Reisenden nachgewiesen, in Hessen bei einem weiteren Reiserückkehrer aus Südafrika. In Essen und in Düsseldorf sowie in Niedersachsen gibt es Verdachtsfälle.

Der Berliner Virologe Christian Drosten ist wegen der Variante "ziemlich besorgt", wie er am Sonntagabend im ZDF-"heute journal" sagte. Man wisse nicht allzu viel über sie. Er habe die Sorge, dass man die erste wirkliche "Immunfluchtmutante" vor sich habe – also eine, bei der derzeit verfügbaren Corona-Impftoffe womöglich nicht oder nur abgeschwächt wirken. "Keiner kann im Moment sagen, was da auf uns zukommt", ergänzte er. "Das Einzige, was man wirklich mit Sicherheit sagen kann, ist: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist." Auch Lauterbach warb noch einmal eindringlich für Impfungen: "Die Booster-Impfung ist wahrscheinlich unsere mit Abstand schärfste Waffe."

Bei vielen steht die Booster-Impfung in den kommenden Wochen oder Monaten an. Nur: Mit welchem Impfstoff sollte man sich dann boostern lassen? Schließlich besteht laut den Experten die Möglichkeit, dass die zurzeit verfügbaren Vakzine weniger, schlimmstenfalls gar nicht mehr wirken, wenn Omikron sich verbreitet. Also lieber warten auf einen neuen, auf die Supermutante angepassten Impfstoff?

Biontech, Modern und Johnson & Johnson bereiten sich darauf vor, den Impfstoff auf Omikron anzupassen

Das Pharmaunternehmen Biontech hat bereits bekannt gegeben, dass es seinen Corona-Impfstoff innerhalb von sechs Wochen aktualisieren könne, wenn sich die Omikron-Variante als resistent gegen den aktuellen Impfstoff erweisen sollte – und ihn innerhalb von 100 Tagen ausliefern würde. Auch die Impfstoffhersteller Moderna und Johnson & Johnson bereiten sich nach eigenen Angaben darauf vor, ihre Impfstoffe auf Omikron anzupassen.

Startet Biontech also im Dezember mit der Anpasssung – sofern sich eine Immunflucht bewahrheitet –, dann wäre der Omikron-Impfstoff wohl Anfang März 2022 auf dem Markt. Lohnt es sich, auf ihn zu warten?

Auch wenn die genetischen Eigenschaften der Mutante Experten um den Impfschutz bangen lassen: Sie raten nach wie vor dazu, sechs Monate nach der Zweitimpfung zu boostern. Bei den meisten also wäre das noch mit den momentan verfügbaren Impfstoffen. "Nach derzeitigem Ermessen sollte man davon ausgehen, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen", sagte etwa Drosten im ZDF. Gerade der Schutz gegen schwere Erkrankungen sei besonders robust gegen Virusveränderungen.

Auch Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), betonte, selbst bei verringerter Wirksamkeit bleibe die Impfung die beste Option. "Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei null an, wenn sie sich mit einer neuen Variante infiziert haben", sagte er. Was er meint ist: Sie haben dann zumindest schon einen gewissen Impfschutz – der Körper kann sich also auf das Virus vorbereiten, weil es ihm nicht ganz unbekannt ist. Und dem Berliner Infektionsimmunologen Leif Erik Sander von der Charité Berlin zufolge hat Omikron zwar viele Veränderungen an Stellen, an denen gerade die besten Antikörper binden können. "Aber unser Körper bildet eine Unmenge an verschiedenen Antikörpern", sagt er. Hinzu kämen spezielle Zellen der Immunabwehr, die in der Regel ganz andere Stellen erkennen als die Antikörper. "Also wir haben immer ein Netz und einen doppelten Boden."

dpa/fj