Werbung

SYMRISE IM FOKUS: Mit Volldampf aus der Corona-Pandemie

HOLZMINDEN (dpa-AFX) - Beim Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise <DE000SYM9999> läuft es weiter rund. Das Unternehmen profitiert von den Lockerungen der Corona-Auflagen in vielen Ländern und dem anziehenden Reiseverkehr. Mit Zusätzen für hochwertige Heimtiernahrung und Probiotika folgen die Niedersachsen zudem schon länger wachstumsstarken Trendthemen. Analysten sehen vor diesem Hintergrund bei den Wachstumszielen des Dax <DE0008469008>-Konzerns für das laufende Jahr reichlich Luft nach oben. Was bei dem Unternehmen los ist, was die Aktie macht und wie Experten die Lage einschätzen.

DAS IST LOS BEI SYMRISE:

Bei Symrise dreht sich alles um Geschmack, Düfte und Zusätze für Kosmetika. Der Konzern mischt mit seinen mehr als 30 000 Produkten in vielen Bereichen mit: Probiotika, Babynahrung, Fertiggerichte, Getränke, Kosmetik, Reinigungsmittel, Süßwaren, Tierfutter - und mehr.

Die Geschäfte laufen für den Konzern seit Jahren rund. Während der Corona-Pandemie trug vor allem eine gute Nachfrage rund um Haustiernahrung sowie Produkte für Hygiene und das Kochen daheim zum Wachstum bei. Zudem holten Symrise im ersten Halbjahr 2021 Geschäfte nach, die Ende vergangenen Jahres wegen der Folgen eines Cyberangriffs weggefallen waren.

Bereits bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen im August verwies Symrise-Chef Heinz-Jürgen Bertram auf die Fortschritte beim Impfen und im Kampf gegen die Pandemie in vielen Ländern. Symrise habe klar von der zurückkehrenden Nachfrage und normalisiertem Verbraucherverhalten profitiert. Vor allem die steigende Nachfrage nach Anwendungen für Luxusartikel sowie nach Produkten für den Außer-Haus-Verzehr liefere Rückenwind.

Für das Gesamtjahr ist das Management deshalb seit dem Sommer zuversichtlicher. Demnach will das Unternehmen den Umsatz 2021 aus eigener Kraft um mehr als sieben Prozent steigern nach davor erwarteten fünf bis sieben Prozent Plus. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen mehr als 21 Prozent als Gewinn hängen bleiben.

Symrise steht auf zwei Säulen: In der "Flavor & Nutrition" genannten Sparte produziert der Konzern Geschmacksstoffe für Lebensmittel und Getränke sowie Inhaltsstoffe für Tierfutter, im Segment "Scent & Care" geht es vornehmlich um Düfte und Zusätze für Körperpflegeprodukte, Kosmetik und Reinigungsmittel.

Die Wurzeln von Symrise reichen bis in das Jahr 1874. Damals hatten zwei Chemiker aus Holzminden ein Verfahren zur Herstellung von künstlichem Vanillearoma entwickelt, dem Vanillin. Sie gründeten das Unternehmen Haarmann & Reimer, das 1954 von Bayer <DE000BAY0017> gekauft wurde. Von Bayer wechselte Haarman & Reimer zum schwedischen Finanzinvestor EQT, der das Unternehmen mit dem Wettbewerber Dragoco zusammenlegte. Aus dem fusionierten Unternehmen wurde Symrise, 2006 folgte der damals größte Börsengang des Jahres in Europa.

Symrise setzte von Anfang an neben Zuwächsen aus eigener Kraft auch auf Übernahmen. So schlug Konzernchef Bertram 2013 beim US-Dufthersteller Belmay zu. Im Jahr darauf erwarb Symrise die Mehrheit am schwedischen Probiotika-Hersteller Probi. Im selben Jahr gab es dann noch einen Paukenschlag: Symrise kaufte für 1,3 Milliarden Euro das französische Unternehmen Diana, einen Anbieter von Nahrungsmittelinhaltsstoffen. 2017 kam der britische Säfte-Hersteller Cobell hinzu. Der letzte größere Zugang heißt ADF/IDF. 2019 ließ sich Symrise den US-Hersteller von Tierfutterzusätzen 900 Millionen US-Dollar kosten.

Anfang September kündigte der Konzern an, sein Geschäft mit Sonnenschutz und Farben für Kosmetika mit einer Partnerschaft auszubauen. Dazu beteiligt sich die Gesellschaft mit einem Viertel an dem US-Unternehmen Kobo, einem Spezialisten für Pulver und Dispersionsfarben für kosmetische Produkte.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Symrise startete im Jahr 2006 mit einem Kurs von 17,25 Euro an der Börse. Nach anfänglichen Gewinnen fiel der Kurs dann im Zuge der Weltfinanzkrise 2008/09 auf rund 7 Euro. Seither kennt das Papier im Grunde nur den Weg nach oben.

Kleine Kursrückschläge - nach Phasen starker Kursgewinne aus Konsolidierung genannt - konnten dem langfristigen Aufwärtstrend bislang ebenso wenig anhaben wie der Kursknick bis auf gut 71 Euro zu Beginn der Corona-Krise. Seither ging es wieder deutlich aufwärts bis auf ein Rekordhoch von 127 Euro im August 2021.

Zuletzt rutschten der Kurs zwar wieder etwas ab, fingen sich aber Ende September/Anfang Oktober im Bereich der 200-Tage-Linie. Das ist ein mittelfristiger Trendindikator, der um die 111 Euro verläuft und derzeit steigt. Mit dem erfolgreichen Test dieser Unterstützung bleibt auch das Chartbild positiv.

Derzeit kosten die Aktien um die 117 Euro und damit fast sieben Mal so viel wie zum Börsengang. Im laufenden Jahr steht ein Kursplus von noch rund 8 Prozent zu Buche. Damit liegt das Papier im Mittelfeld des Dax, der 2021 bislang um knapp 13,5 Prozent zugelegt hat.

Mit einer Marktkapitalisierung von gut 16 Milliarden Euro zählt das Unternehmen indes zu den eher kleineren Werten im deutschen Leitindex, in den Symrise erst im September aufgestiegen war.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Gemäß der vom Unternehmen zur Verfügung gestellter Daten erwarten Analysten im Mittel für das dritte Quartal im Jahresvergleich ein Umsatzwachstum um gut 9 Prozent auf 963 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2021 rechnen die Experten mit Erlösen in Höhe von 3,76 Milliarden Euro, was einem Wachstum um 6,9 Prozent entsprechen würde. In dieser Schätzung sind allerdings negative Wechselkurseffekte eingerechnet, die das Unternehmen beim Wachstum aus eigener Kraft ausklammert.

Symrise dürfte im dritten Quartal mit einem organischen Umsatzanstieg um 8,6 Prozent schneller gewachsen sein als der Wettbewerber Givaudan <CH0010645932>, glaubt Analyst Thomas Maul von der DZ Bank. Vor diesem Hintergrund rechnet er mit einer abermaligen Anhebung der Unternehmensprognose für den Anstieg des Jahresumsatzes auf mindestens neun Prozent. Auch Celine Pannuti von der Bank JPMorgan <US46625H1005> sieht beim Umsatzausblick Luft nach oben. Beiden Experten raten zum "Halten" der Aktien.

Die derzeit hohen Rohstoffkosten sowie eine vergleichsweise geringe Preissetzungsmacht von Symrise dürften aber das Potenzial für steigende Margen in den nächsten Monaten begrenzen, schätzt Maul. Allerdings kämen dem Unternehmen hier die engen Kooperationen mit den Erzeugern von Schlüsselrohstoffen ebenso zugute wie eigene Produktionskapazitäten im Bereich nachwachsender Rohmaterialien. Daher seien Versorgungs- und Kosteninflationsrisiken für Symrise im Branchenvergleich relativ niedrig.

Insgesamt blicken Analysten in der Mehrheit eher positiv auf die Aktien. Von den 14 von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX und der Nachrichtenagentur Bloomberg seit der Vorlage der Halbjahreszahlen erfassten Experten raten jeweils sechs zum "Kaufen" und "Halten" der Papiere. Nur zwei sagen "Verkaufen".

Vorsichtig ist Thomas Swoboda von der französischen Bank Societe Generale <FR0000130809>. Symrise habe viel zu bieten, und das Managementteam überzeuge vollends. Doch habe der Konzern in der Vergangenheit durchaus Schwierigkeiten gehabt, gestiegene Rohstoffkosten schnell auf die Kunden umzulegen, schrieb er in einer Studie im Sommer. Das könnte auf dem Geschäftswachstum lasten.

Zudem dürfte der Konzern das Ziel eines Umsatzes von bis zu sechs Milliarden Euro im Jahr 2025 wohl nur mit einer größere Übernahme erreichen. Für die Finanzierung wäre aber wahrscheinlich eine Kapitalerhöhung notwendig, die das Ergebnis je Aktie verringern würde. Bei einem Kursziel von 90 Euro stufte Swoboda die Aktien daher mit "Verkaufen" ein.