Technik nur was für Jungen? Kinder denken das oft - doch der Grund dafür überrascht

Ingenieur, Techniker, IT-Experte - das sind zukünftige Jobs für Jungen. Mädchen dagegen ergreifen später mal Pflegeberufe oder machen irgendwas mit Tieren - wenn sie überhaupt arbeiten. Dieses Rollenklischeedenken haben schon Kinder, wie eine neue Studie feststellte. Allerdings nicht aus den Gründen, die man meinen könnte.

Mögen Mädchen wirklich keine Technik und Wissenschaft, oder haben sie nur Sorge, nicht dazuzugehören? (Symbolbild: Getty Images)
Mögen Mädchen wirklich keine Technik und Wissenschaft, oder haben sie nur Sorge, nicht dazuzugehören? (Symbolbild: Getty Images)

Geschlechterspezifische Rollenbilder beginnen bei US-amerikanischen Kindern bereits in der ersten Klasse und dauern bis in die High School an. Dies stellte eine gemeinsame Studie der Universität von Washington und der Universität von Houston nun fest.

2200 Kinder und Teenager wurden für die Studie befragt, die im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht wurde. Den Ergebnissen zufolge denken 63 Prozent, dass Mädchen weniger Interesse an Ingenieurwesen haben als Jungen. Und lediglich 14 Prozent denken, dass Mädchen ein größeres Interesse an Computerwissenschaften haben könnten.

Nicht nur der Glaube an die Fähigkeiten zählt, sondern das Zugehörigkeitsgefühl

Diese Erkenntnisse der Umfrage mögen wenig überraschen, doch die weitere Fragestellung brachte die Gründe für dieses Klischeedenken zu Tage. Denn offenbar ist für eine Veränderung in diesem Bereich nicht nur nötig, Mädchen von ihren Fähigkeiten in Sachen Mathematik, Technik und Computer zu überzeugen. Sie müssen auch davon überzeugt werden, dass solche Bereiche für Mädchen überhaupt ansprechend sein können.

Denn in einem Experiment wurde den Kindern die Wahl zwischen zwei Aktivitäten gelassen, aber erst, nachdem ihnen eine geschlechterspezifische Präferenz genannt wurde. Als Mädchen erzählt wurde, dass Jungen Computerwissenschaften lieber mögen als Mädchen, wählten nur 35 Prozent von ihnen eine Aktivität aus diesem Bereich. Als einer weiteren Gruppe von Mädchen gesagt wurde, dass Jungen und Mädchen ein gleich großes Interesse daran hätten, waren es 65 Prozent.

Eine selbsterfüllende Prophezeihung

Wenn man Mädchen mitteilt, dass andere Mädchen nicht an Computern interessiert seien, "lässt sie das glauben, sie würden nicht dazugehören, wenn sie selbst in diesem Bereich aktiv werden", erklärte Studienleiterin Allison Masters in dem Fachblatt.

"Die Klischees erschaffen eine selbsterfüllende Prophezeiung", heißt es weiter. Eltern und Lehrer sollten dementsprechend auf ihre Kommunikation achten, damit Kinder unvoreingenommen ihren tatsächlichen Interessen nachgehen könnten.

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